Haltung II: Goldfischs Wünsche
Goldfische sind Allesfresser, das heißt, daß sie alles fressen. Hierin liegt nicht allein ein Wortspiel, sondern in erster Linie ein Hinweis: Wer vielerlei frißt, benötigt auch vielerlei.
Veen fährt fort: Der Aquarianer darf den Hinweis
Allesfresser
nicht verkehrt auslegen und glauben, daß die Fische, weil sie alles fressen, nur mit einer Futterart zufrieden sind.
Eines vorab: Die Fütterung von Goldfischen ist nicht besonders aufwendig, anderenfalls hätten sie sich nicht schon in früheren Zeiten als Haustiere durchsetzen können. Heutzutage findet man Goldfischfutter sogar im Supermarktregal. Dennoch sollte man sich im Interesse einer artgerechten Haltung über die richtige Ernährung seiner Pfleglinge informieren. Ein in Gefangenschaft gehaltener Fisch ist auf das Futter angewiesen, welches der Pfleger ihm zukommen läßt. Richtige Fütterung ist ein sehr wichtiges Kriterium zur Gesunderhaltung der Fische.
Noch etwas: Zwar ist die Fütterung einfacher Goldfische unkompliziert, doch ist bei Hochzuchtformen eine sorgfältige und ausgesuchte Futtergabe sehr wichtig, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. Selbst „normale“ handelsübliche Schleierschwänze können bei falscher Fütterung Probleme bekommen. (Dazu mehr an verschiedenen Stellen dieser Fütterungs-Seite.)
Abb. 1: Goldfische stöbern in naturnaher Umgebung nach Nahrung.
Abb. v. Jac. J. Koeman
(Portielje, 1925)
Karpfen und Karauschen leben als mittelgroße Allesfresser in stehenden und (langsam) fließenden Gewässern, dort bevorzugt bodennah und in den verkauteten Uferzonen. Sie haben ein rüsselartig vorstülpbares Maul mit langgezogenen Lippen; dort befinden sich viele Geschmacksknospen. Der Kiefer ist zahnlos. Am Ende der großen und muskulösen Mundhöhle befinden sich auf dem fünften Kiemenbogen (der keine Kiemenblättchen trägt) die Schlundzähne. Als Widerlager dient eine stark verhornte Kauplatte, die auf dem oberen Schlundknochen aufliegt. Daraus folgt, daß diese Fische nichts mit ihren Zähnen abbeißen, abreißen oder festhalten können; als „Raubfische“ scheiden sie also aus. Sie fressen lediglich das, was sie mit ihren Lippen abreißen oder komplett in ihr Maul aufnehmen können (das können dann allerdings bei entsprechendem Größenunterschied durchaus auch kleine Fische sein). Die im Maul befindliche Nahrung wird dann zwischen Schlundzähnen und Kauplatte zerrieben, bevor sie verschluckt wird.
Dies ist eine ideale Mundgestaltung, um im Schlamm zu gründeln: Es wird erst einmal alles ins Maul genommen, wo dann mit den Geschmacksnerven entschieden wird, was wieder ausgespuckt und was gefressen wird. Nachdem die Nahrung im Schlund abgeschluckt wurde, gelangt sie durch die kurze Speiseröhre in den Vorderdarm. Anders als bei vielen anderen Fischen ist bei Cypriniden kein Magen vorhanden; entsprechend fehlt im Verdauungssystem auch ein Ort mit saurem Millieu. In den Darm münden die Ausführgänge der Leber (Gallengang) und der Bauchspeicheldrüse, deren Sekrete bei der Verdauung helfen. Hier im Darm wird die Nahrung durch Enzyme aufgespalten und von der Darmschleimhaut resorbiert (Aufnahme der Nährstoffe ins Blut).
Karauschen fressen, was sie passendes finden; dabei stellt das Gründeln im Boden einen wichtigen Part der Nahrungssuche dar. Sie fressen Würmer (Ringelwürmer, Fadenwürmer) und andere Bodentiere (Kleinkrebse, Insektenlarven, Schnecken) aus dem Schlamm, Kleintiere (Insektenlarven, Kleinkrebse) aus dem freien Wasser sowie Algen und Pflanzenteile, weiterhin Aufwuchsorganismen (Insektenlarven, Kleinkrebse, kleine Schnecken), die sie von Pflanzen oder Steinen abweiden. Auch von der Wasseroberfläche werden Insekten oder Sämereien gefressen. Die Nahrung wird also an verschiedenen Orten aufgenommen und ist sehr vielfältig; sie besteht überwiegend aus tierischen Bestandteilen, gleichwohl ist pflanzliche Nahrung wichtig. Besonders bei erwachsenen Silberkarauschen/Goldfischen besteht ein nicht unerheblicher Anteil der Nahrung aus pflanzlichem, oft bereits verfaulendem Material. Dieses sich zersetzende pflanzliche Material ist dabei schon von Mikroorganismen aufgeschlossen; weiterhin bilden die Mikroorganismen und Kleintiere, die in und an diesem Material sowie im Mulm leben, eine wichtige und an Enzymen reiche Zusatznahrung für die Fische. Dies wird in der Aquaristik oft nicht genug beachtet.
In freier Natur sind die Fische stundenlang damit beschäftigt, ihr Futter zu suchen und Stück für Stück aufzunehmen.
Vor einiger Zeit fand ich im alten Gästebuch zu dieser Website einen Eintrag, in dem jemand anfragte, ob man den Goldfischen auch etwas anderes zu fressen geben könne als Goldfischfutter. Ich antwortete darauf, daß dies kaum möglich sei, denn sobald Goldfische etwas fräßen, sei es ja Goldfischfutter. — Das war sicherlich etwas überheblich. Vielen Goldfischfreunden ist gar nicht bewußt was man den Fischen geben kann, und wie sinnvoll die einzelnen Futtersorten sind. Eine Orientierung an der natürlichen Nahrung (s. o.) ist sehr hilfreich. Weiter unten auf diesem Dokument gehe ich detaillierter auf die einzelnen Futtergruppen Trockenfutter (Kunstfutter), Lebendfutter und Frostfutter ein. Getrocknete und gefriergetrocknete Futtertiere sind konserviertes Naturfutter, welches auch als Trockenfutter gilt; wenn ich im folgenden von „Trockenfutter“ schreibe, ist damit Kunstfutter gemeint.
Im Interesse einer abwechslungsreichen Kost empfiehlt es sich, ständig über zwei bis drei verschiedene Futtersorten zu verfügen (z. B. Flocken, Pellets, Sticks, gefriergetrocknete oder tiefgefrorene Wasserflöhe, tiefgefrorene Mückenlarven, Bachflohkrebse etc.). Die ausschließliche Verfütterung von Trockenfutter sollte vermieden werden. Am ehesten ist dies noch bei qualitativ hochwertigem professionellen Futter aus der Teichwirtschaft vertretbar. Bei diesem kann man i. d. R. davon ausgehen, daß alle wichtigen Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente enthalten sind und der Bedarf der Fische gedeckt wird, sowie auch, daß die Nährstoffzusammensetzung den Bedürfnissen der Fische entspricht. Wichtiger als Abwechslung ist bei Kunstfutter die Qualität! Wirklich gutes Kunstfutter erfordert eigentlich keine Abwechslung, sondern lediglich Ergänzung durch Lebend- und Frostfutter, pflanzliche Beikost usw. Um den Mangel des üblichen Goldfischfutters etwas zu kompensieren, ist ein großer Anteil von Frost- oder besser sogar Lebendfutter in der Fischernährung dringend anzuraten! Viele aquaristisch übliche Fischfutter, auch (und gerade) speziell als Goldfischfutter deklarierte, entsprechen leider nicht wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Nährstoffbedarf der Fische. Für Goldfische kann man analog der Bedürfnisse des Karpfens eine ideale Zusammensetzung des Futters aus ca. 40 % Proteinen (Eiweißen) und mind. 10 % Fetten (besser: Ölen) annehmen (bezogen auf die Trockenmasse) (Steffens, 1985; allgemein für Aquarienfische: Bremer, 1997). Bremer fordert (im Interesse der Wasserqualität) deutlich weniger Proteine, dafür bis zu 20 % an Fetten, während Steffens (weitere Quellenangaben dazu dortselbst) weniger Fette für erforderlich hält, da Cypriniden auch Kohlenhydrate zur Energiegewinnung heranziehen können. Auf Details gehe ich evtl. zu einem späteren Zeitpunkt ein; deutlich wird aber auch mit diesen spärlichen Angaben bereits, daß viele der im Handel erhältlichen Goldfischfutter einen zu geringen Protein- und vor allem Fettanteil und einen zu hohen Kohlenhydratanteil haben. Insbesondere viele Futter für den Gartenteich bezeichne ich aufgrund des hohen Kohlenhydratanteils lediglich als vitaminisierte Presspappe. Längere Haltbarkeit des Futters und die Sorge um die Wasserqualität sind denkbare aber wenig überzeugende Gründe für diesen Sachverhalt. Aquaristisches Kunstfutter hat sich im Hinblick auf das Nährstoffverhältnis im Laufe der letzen Jahre teilweise deutlich verbessert.
Sowohl Fette als auch Proteine unterscheiden sich untereinander stark, was ihre Herkunft und die Verdaulichkeit für Fische angeht. Am sinnvollsten sind Öle und Fette fischiger Herkunft mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Fette von Vögeln oder Säugetieren sind für Fische kaum verdaulich. Auch bei Proteinen sind Fische und wirbellose Wassertiere die wertvollsten Rohstoff-Lieferanten.
Leider läßt sich anhand der unzureichenden Deklaration der Nährstoffe auf den Fischfuttern deren Wert im Hinblick auf die Qualität dieser Stoffe nicht beurteilen. Nachdem der Großteil der Hersteller während der letzten Jahre endlich dazu übergegangen ist, den Anteil an Proteinen und Fetten anzugeben, ist eine vernünftige Deklaration z. B. der Jodzahl (die Auskunft über den Anteil der ungesättigten Fettsäuren gibt) und anderer Angaben, die eine Beurteilung der Qualität ermöglichen würde, leider immer noch nicht zu finden.
Entsprechend ihrer natürlichen Lebensweise (s. o.) haben viele Goldfische fast immer Appetit und betteln häufig nach Futter. Davon sollte man sich nicht zu einer übermäßigen Fütterung verleiten lassen. Trockenfutter ist konzentrierter als natürliche Nahrung, die relativ viel Wasser und Ballaststoffe enthält. Es sterben generell mehr Zierfische an den Folgen fütterungsbedingter Verfettung (lipoide Leberdegeneration) als an Nahrungsmangel. Umgekehrt sind nicht wenige Goldfische im Handel oder in privaten Aquarien unterernährt. Aus wirtschaftlichen Gründen werden Goldfische im Handel bisweilen zu wenig (bis gar nicht) gefüttert, und einige Goldfischhalter schaffen es aus Unwissenheit und Bequemlichkeit nicht, den Fischen ausreichend gutes, aber nicht zu viel Futter zu geben. Die Qualität des Goldfischfutters spielt eine große Rolle; genauso wie die Berücksichtigung der Frage, ob die Tiere im heimischen Aquarium (oder diejenigen aus dem Teich, die evtl. im Haus überwintert werden,) überhaupt eine nahrungsarme oder gar -freie Winterruhe bekommen.
Man kann sich bei den gestreckten Formen (Normale Goldfische, Shubunkins, Kometenschweife usw.) auf eine einmal tägliche Fütterung beschränken; optimal ist dies jedoch nicht. Aufgrund des nicht vorhandenen Magens ist es sehr goldfischgerecht, zwei- bis dreimal täglich (relativ wenig) zu füttern. Auch für berufstätige Aquarianer sollte eine zweimal tägliche Fütterung möglich sein. Gestauchte Varietäten, vor allem Hochzuchtfische, sollten wesentlich sorgfältiger gefüttert werden als die gestreckten Formen; dies betrifft sowohl die Häufigkeit der Fütterung (bis zu drei Portionen pro Tag) als auch die Qualität des Futters.
Trockenfutter muß innerhalb weniger Minuten aufgefressen sein, sonst war es zu viel. Wissenschaftliche Versuche ergaben, daß jeder Goldfisch seine individuelle Nährstoffmenge hat, die er bei ausreichendem Angebot täglich aufnimmt. Bietet man gleichvolumiges, aber nährwertärmeres Futter an, so nehmen die Fische entsprechend mehr auf (Rozin & Mayer, 1961). Ein Goldfisch „weiß“ also durchaus, wieviel er benötigt, und frißt, bis daß er satt ist. In der Karpfenzucht und -mast werden schon seit Jahrzehnten automatische Futtergeber eingesetzt, an denen sich die Karpfen entsprechend ihres jeweiligen Appetits bedienen können.
Warum also nicht bis zum Sättigungsgrad füttern und das überschüssige Futter entfernen? Weil in freier Natur der Tisch nie gleichmäßig gedeckt ist, und weil Fastenzeiten, für die „auf Vorrat“ gefressen wird, in vielen Aquarien nicht vorkommen; nicht zu vergessen die nahrungslose Winterruhe, während der eingelagertes Fett verbraucht wird, und welche kaum ein Aquarienfisch macht! Außerdem ist die Aktivität freilebender Tiere wesentlich größer als bei gefütterten und in eng umgrenztem Raum gehaltenen Zierfischen. Es ist also nur angebracht, die Tiere etwas knapper zu halten.
Gelegentliche Fastentage schaden nicht, ganz im Gegenteil. Mehrere Tage ohne Futter kommt jeder erwachsene Fisch ohne Schaden aus. (Der Stoffwechsel von Fischen funktioniert etwas anders als bei Säugetieren.) Ich halte es für sinnvoll, regelmäßig einen Tag pro Woche nicht zu füttern; ein Muß ist dieser Fastentag jedoch nicht.
Umgekehrt sollte die Furcht vor Verfettung nicht dazu führen, die Fische hungern und darben zu lassen. Die auch als „Freßmaschinen“ und „Dreckschleudern“ verrufenen Goldfische werden oft nicht ausreichend gefüttert und leiden an Unterernährung und Mangelerscheinungen. Sie haben aufgrund ihrer Körpergröße ihren entsprechenden Bedarf, der gedeckt werden muß. Das hat nichts mit übertriebener Fresserei zu tun.
Wie alle Fische sind Goldfische in ihrem Stoffwechsel und ihrer Aktivität von der Wassertemperatur abhängig. Je kälter es wird, desto träger werden sie, und um so weniger fressen sie. Normalerweise (aber nicht immer) wird die Nahrungsaufnahme unter 9 °C eingestellt. Je wärmer es wird, um so aktiver werden sie; ihr Stoffwechsel läuft schneller. Bei „echten“ Kaltwasserfischen wird dann schnell eine Grenze erreicht, wo sie mehr Energie verbrauchen, als mit der Nahrung aufgenommen wird; diese Grenze erreicht man bei Goldfischen nicht so bald. Sie liegt oberhalb aquarienüblicher Temperaturen.
An heißen Sommertagen machen sich viele Aquarianer Sorgen um die Wasserqualität bei hohen Temperaturen. Sie füttern dann weniger, damit dem Wasser nicht so viele Stoffwechselprodukte zugeführt werden. In meinen Augen bedeutet dies, die Fische genau dann hungern zu lassen, wenn sie einen erhöhten Nahrungsbedarf haben, und wenn in freier Natur das Nahrungsangebot groß ist. Gemäß der Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel (RGT, Zehner-Regel) verdoppelt sich der Stoffwechselumsatz bei Erhöhung der Temperatur um 10 °C. Bei 30 °C hat ein Fisch also einen doppelt so hohen Nahrungsbedarf wie bei 20 °C!
Bei sinnvoll niedriger Besatzdichte, guter Sauerstoffversorgung und einem guten Filter sollte die Wasserbelastung an heißen Tagen kein Problem darstellen. Ggf. muß eben häufiger ein Wasserwechsel durchgeführt werden. Fastenkuren sind im Winter bei niedrigeren Temperaturen angebrachter.
Wichtiger Hinweis:
Gestauchte Zuchtformen („Schleierschwänze“ u. a.), vor allem Hochzuchtformen, sollten nur vorsichtig mit Trockenfutter gefüttert werden! Der gestauchte Körper beeinträchtigt die Verdauungsorgane, generell hat der Darm nicht so viel Platz. Es kommt schneller zu Verstopfungen und möglicherweise zu Schwimmblasenproblemen, weil der Darm auf diese drückt. Viele Trockenfutter quellen im Fisch auf und verursachen dort dann Schwierigkeiten. Eine abwechslungsreiche und ballaststoffreiche Fütterung, vor allem wenig Trockenfutter, ist für viele Schleierschwänze sehr wichtig, um das auch „Korken“ genannte hilflose Auftreiben der Fische an die Wasseroberfläche zu verhindern. Bei diesen Zuchtformen sollte verstärkt Wert auf ausgewogene und qualitativ hochwertige natürliche Nahrung gelegt werden. Desweiteren muß u. U. sorgsam ausprobiert werden, welches Trockenfutter gut vertragen wird; ggf. muß darauf auch weitgehend verzichtet werden!
Die bei einigen Liebhabern oft praktizierte Verfütterung von allerlei Gemüse — sowohl in der Auswahl (Gurke, Zucchini, Paprika, Brokkoli, Rosenkohl, Banane usw.) als auch in der Menge weit über das hinausgehend, was unten auf dieser Seite bei den Futtersorten aufgeführt ist — sehe ich etwas kritisch. Hauptnahrung der Goldfische sind tierische Nahrungsbestandteile, und die benötigte pflanzliche Zusatznahrung kann und sollte überwiegend durch Algen und Wasserpflanzen (auch in Zersetzungsstadien) gedeckt werden, ggf. mit Feldsalat und ähnlichem Blattgemüse ergänzt. Wahllose Fütterung quer durch den Gemüsegarten kann die nahrungsphysiologisch wichtige Gabe von Lebendfutter (aushilfsweise Frostfutter) nicht ersetzen, und ein paar vergammelnde Pflanzen im Aquarium sind vermutlich wertvoller als ein frisches Paprikarisotto.
Grundsätzlich möchte ich jedem Fischhalter das Buch von Bremer (1997) sehr empfehlen, welches umfangreiches Wissen zur Fischernährung vermittelt. Auf dieses Wissen zu verzichten, halte ich für unklug.
Vergleicht man unsere heutigen Möglichkeiten der Futterbeschaffung mit z. B. denen von vor sechzig Jahren, so haben wir heute hervorragende Bedingungen: die Kunstfutter sind deutlich besser als damals, uns stehen Frostfutter und hydrobiologisch gefarmtes Lebendfutter käuflicherweise zur Verfügung, und die Erkenntnisse und Informationsmöglichkeiten zur Fischernährung sind ebenfalls gewachsen. Lediglich die vielen Kleingewässer, aus denen man sich sein Fischfutter selbst tümpeln konnte, haben dramatisch abgenommen; was aber zumindest im Hinblick auf die Fütterung der gepflegten Goldfische angesichts der erwähnten Möglichkeiten auch nicht groß ins Gewicht fällt. Dennoch wird die große Masse der Zierfische eher unzureichend alleine mit dem Griff zu einer bunten Plastikdose gefüttert. Dies geschieht aus Unwissenheit und Bequemlichkeit; zumindest erstere versuche ich mit diesen Ausführungen etwas zu mindern.
Wie oben schon erwähnt, ist mit „Trockenfutter“ Kunstfutter gemeint; getrocknetes Naturfutter hat oft weder den Wert von gutem Kunstfutter noch von frischem oder gefrostetem Naturfutter.
Man kann – gute Qualität vorausgesetzt – Goldfische der gestreckten Formen ausschließlich mit den auf dieser Seite vorgestellten Trockenfuttern ernähren. Man sollte es jedoch nicht. Man erweist ihnen einen guten Dienst, wenn man ihre Ernährung durch Lebendfutter und pflanzliche Nahrung ergänzt. Die Nährstoffzusammensetzung ist besser abgestimmt; man vermeidet Mangelernährung und/oder Organverfettung. Vitamine sind nicht durch zu lange Lagerung abgebaut, Fette und Öle sind frischer und nicht ranzig. Die Exoskelette von Krebstieren und Insektenlarven liefern Calcium und Ballaststoffe. Der Darminhalt der Futtertiere bietet ggf. pflanzliche Stoffe, auf jeden Fall aber auch wichtige Enzyme und Darmbakterien, die insbesondere für Jungfische von großer und oft unterschätzter Bedeutung sind. Viele Hochzuchtformen und auch einige „einfache“ handelsübliche „Schleierschwänze“ reagieren auf manches Trockenfutter sehr empfindlich; übliche Symptome sind unkontrolliertes Auftreiben mit dem Hinterteil oder gar der Bauchseite. Darüberhinaus ist es wesentlich artgerechter, wenn die Fische sich ihre Nahrung fangen müssen (was im Aquarium ja immer noch allzu einfach ist).
Es gibt für die Fische nichts besseres als frisches (und selbst gut genährtes) Lebendfutter. Eine ausschließliche Fütterung mit solchem Lebendfutter käme der Ernährung in freier Natur nahe. Dagegen sprechen aus Sicht der Fische lediglich (vermeidbare) Parasiten, aus Sicht ihrer Besitzer allerdings der hohe Aufwand. Gleichwohl könnte ein Verzicht auf „Goldfischfutter“ aus der Dose viele gesundheitliche Probleme verhindern … Der Anteil des zur Ergänzung gegebenen Lebendfutters an der Gesamtfuttermenge ist letztendlich abhängig von der Qualität des verwendeten Kunstfutters. Bei „Presspappe“ sollte er sinnvollerweise deutlich höher sein als bei hochwertigem Futter (z. B. Extrudat für die professionelle Teichwirtschaft).
Frostfutter ist eine sinnvolle Alternative zum Lebendfutter und sollte auch für vielbeschäftigte Goldfischfreunde ohne Möglichkeit zu Zucht und/oder Selbstfang von Lebendfutter in Frage kommen. Frostfutter macht es inzwischen vielen Fischfreunden möglich, sich aus dem „Zwang“ der ausschließlichen Verfütterung von Kunstfutter zu befreien; für eine artgerechte und abwechslungsreiche Ernährung von Goldfischen gibt es also kaum noch Ausreden.
Von der Wertigkeit her kommt Frostfutter nicht wirklich an Lebendfutter heran. Es ist bei richtiger Frostung und Handhabung aber immer noch wertvoller als gefriergetrocknete oder gar nur getrocknete Futtertiere.
Ich selbst füttere meine Fische zu einem erheblichen Anteil mit Frostfutter.
Kaufen Sie von Trockenfutter (Kunstfutter) nur versiegelte und lichtdicht verpackte Ware guter Qualität und auch nur hinreichend kleine Mengen, damit angebrochenes Futter nicht zu alt wird und verdirbt. Preisgünstige Großpackungen, deren Inhalt monatelang verfüttert wird, sind genauso unangebracht wie von Händlern in durchsichtigen Beuteln oder Dosen abgepackte und bisweilen als Eigenmarke verkaufte Flocken. Überaltertes sowie Licht und Luft ausgesetztes Futter wird ranzig; und ranziges Fett wirkt sich sehr nachteilig auf den Stoffwechsel der Fische aus. Es mag übertrieben erscheinen, aber auch Goldfischfutter sollte man vor und nach Anbruch im Kühlschrank aufbewahren! Bei hochwertigem protein- und fettreichen Futter ist dies sogar unbedingte Pflicht; länger als sechs Monate sollte es auch dann nicht gelagert werden. Größere Mengen kann man auch einfrieren; jedoch ist auch hier nach spätestens einem Jahr von der Verwendung abzusehen.
Streuen Sie Futter niemals direkt aus der Dose ins Wasser! Abgesehen davon, daß aufsteigende feuchte Luft aus dem Aquarium dem Futter nicht gut tut, ist es schon allzuoft vorgekommen, daß versehentlich mehr Futter als geplant im Wasser gelandet ist; mitunter mit üblen Folgen für die Wasserqualität.
Fang, Kauf und Zucht von Lebendfutter sind allesamt etwas Erfahrungssache. Außerdem gilt bei allen lebenden Futtertieren, daß sie relativ wertlos werden, sobald sie hungern. Der wertvolle Darminhalt ist dann nicht mehr vorhanden, und darüberhinaus werden eingelagerte Speicherfette und teilweise sogar Lebendsubstanz wieder abgebaut; die Futtertiere verlieren also an Nährwert. Die meisten Händler werden regelmäßig an einem bestimmten Wochentag mit Futtertieren beliefert; es empfiehlt sich, diesen in Erfahrung zu bringen und zum Kauf des Lebendfutters zu nutzen. Idealerweise verfüttert man es dann auch baldmöglichst. In Plastikbeuteln eingeschweißte Futtertiere kann man einige Tage im Kühlschrank aufbewahren; besser ist es, sie vorher aus den Beuteln in ein eigenes Glasgefäß mit Frischwasser umzupacken. So wird eine bessere Sauerstoffversorgung gewährleistet, und man kann tote Tiere entfernen. Man sollte im Hinterkopf behalten, daß jeder Tag Aufbewahrung ohne Futter den Nährwert der Futtertiere senkt.
Im Interesse der Krankheitsverhütung und Vermeidung von Parasiten sollte man Futtertiere nicht in fischbewohnten Gewässern fangen. Dessenungeachtet ist selbstgetümpeltes Lebendfutter eine wertvolle und artgerechte Bereicherung des Speiseplans, welches oft „frischer“ und nicht so ausgehungert ist wie gekaufte Futtertiere. Mehr über Lebendfutter sowie dessen Fang und Zucht erfährt man auf den Websites von Christian Westhäuser und Klaus Tegelhütter.
Vor dem Verfüttern sollte man die Futtertiere kurz unter fließendem Wasser spülen; dazu eignen sich ein feiner Kescher, spezielle Futtersiebe oder (je nach Größe der Futtertiere) auch ein (Kunststoff-)Teesieb.
Der Kauf von Frostfutter ist immer auch etwas Vertrauenssache, vgl. die Ausführungen zu den gefrosteten Roten Mückenlarven. Es versteht sich hoffentlich von selbst, daß man wie auch bei zum menschlichen Verzehr gedachter Tiefkühlkost zum Kauf von Frostfutter eine Kühltasche und Kühlakkus mitnimmt und es zu Hause in der Tiefkühlung bei −18 °C (oder kälter) aufbewahrt! Im Frostfach eines Kühlschrankes ist es nur wenige Tage haltbar.
Den Ausführungen Bremers (1997) zufolge gehen bei vorherigem Auftauen und Spülen wichtige Inhaltsstoffe der Futtertiere verloren. Es ist nun meiner Erfahrung nach machbar, den Goldfischen gefrorene Futterblöcke ins Wasser zu geben. Die Fische zupfen sich die soeben frisch aufgetauten Futtertiere heraus. Und damit hat man genau das Problem, welches Bremer vermeiden möchte: Daß die Futtertiere im aufgetauten Zustand mit Wasser Kontakt haben und Nährstoffe verloren gehen können. Ich spüle die Nährstoffe, die beim Auftauen verloren gehen können, lieber in den Ausguß als ins Aquarienwasser, denn in letzterem sorgen sie für eine Wasserbelastung, ohne zuvor den Fischen nützlich zu sein. Darüberhinaus befinden sich im Auftauwasser (oder vorher in der gefrorenen Flüssigkeit zwischen den Futtertieren) aufgrund dieser freien Nährstoffe viele Bakterien und bakterielle Toxine, beides gebe ich in dieser hohen Dosierung sehr ungern den Fischen oder ins Aquarium. Auftauwasser ist nicht ohne Grund in der Gastronomie ein heikles Thema. Ich empfehle also vorheriges Auftauen und Spülen.
Spülen und Auftauen sind ein Vorgang: gefrorenen Futterblock in ein Futtersieb, Teesieb (Kunststoff) oder einen feinen Kescher geben und unter fließendem kalten(!) Leitungswasser auftauen. Das dauert bei üblicher Futterblockgröße gerade 'mal 40 bis 60 sec. Anschließend die Futtertiere sofort (nicht erst nach 10 min.) zu den Fischen ins Aquarium geben. Aufgetautes Futter auch nicht für einige Stunden im Kühlschrank aufbewahren! Es verdirbt sehr schnell.
Einige Leute, so konnte ich in Internet-Foren lesen, tauen Frostfutter in einer Tasse mit (lau)warmem Wasser auf. Eine ungeeignetere Methode kann ich mir kaum vorstellen …
Wer kleinere Mengen braucht als einen Futterblock (bei Goldfischen eher unwahrscheinlich), kann die gefrorenen Stücke mit einem scharfen Messer teilen und kleinere Mengen auftauen.
Die folgende Auflistung gibt die gängigsten Futtersorten an:
Bestandteile: |
Kunstfutter aus (je nach Sorte in unterschiedlichen Anteilen) Fischmehl, Krebstieren, Hefe, Algen, Getreide, verschiedenen Fetten, Vitaminzusätzen, Farb- und Geschmacksstoffen, Zucker |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Ganzjährig preisgünstig im Zoohandel, in Baumärkten und zunehmend in Supermärkten und Lebensmittelgeschäften erhältlich. Achten Sie auf das Verpackungs- und Haltbarkeitsdatum! |
Beurteilung: |
Abb. 3: Flockenfutter. Leider die häufigste Nahrung für viele Zierfische. Katalogbild der Die Flocken werden auf die Wasseroberfläche gestreut und überwiegend auch dort gefressen. Absinkende Flocken werden gerne im freien Wasser geschnappt. Nach der Fütterung sind die Goldfische oft noch lange damit beschäftigt, den Boden nach abgesunkenen Futterresten zu durchsuchen. Machen Sie ihnen die Freude und lassen Sie einige Flocken gezielt absinken. Viele Hersteller bieten spezielle Goldfischflocken an. Leider erfüllt das angebotene „Spezialfutter“ für Goldfische manchmal kaum die Kriterien für eine wirklich an den Bedürfnissen der Goldfische ausgerichtete Ernährung. Häufig sind der Fett- und Proteingehalt zu niedrig (dies hat sich die letzten Jahre bei einigen Herstellern verbessert). Diese mangelhafte Zusammensetzung erfolgt auch im Hinblick auf die Haltbarkeit des Futters, welches mit einem höheren Fettgehalt schneller verderben würde. Darüberhinaus ist Flockenfutter aufgrund der Herstellungsweise zwischen heißen Walzen generell weniger wertvoll als andere Kunstfutter (wie z. B. Granulate). Generell erachte ich Flockenfutter als eine wenig sinnvolle Futterform mit einigen Mängeln. |
Bestandteile: |
Kunstfutter aus Fischmehl, Krebstieren, Hefe, Algen, Getreide, verschiedenen Fetten, Vitaminzusätzen, Farb- und Geschmacksstoffen (je nach Sorte in unterschiedlichen Anteilen) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Ganzjährig, preisgünstig im Zoofachhandel, in Teichabteilungen von Baumärkten und manchmal in Supermärkten erhältlich. Achten Sie auf das Verpackungs- und Haltbarkeitsdatum! |
Beurteilung: |
Die Begriffe „Sticks“ und „Pellets“ werden uneinheitlich und etwas willkürlich gehandhabt: wenn es um Teiche geht, wird meist das Wort „Pellets“ verwendet. Es handelt sich um schwimmfähiges, nicht untergehendes Futter. Daher ist es besonders für Himmelsgucker, Krötenköpfe und Blasenaugen geeignet. Auch andere Goldfische nehmen gerne die großen Bissen, bei denen es etwas zu kauen gibt (es gibt unterschiedliche Größen). Für Teichfische ist es besonders beliebt, weil damit die Futteraufnahme gut beobachtet werden kann, und die Fische damit an die Oberfläche gelockt werden. Bei dieser Futterform entfällt allerdings die Möglichkeit des beliebten Gründelns. Die einzelnen Sticks können im Aquarium bei geschickter Handhabe eine sehr gezielte Fütterung einzelner Fische erlauben. |
Bestandteile: |
Kunstfutter aus Fischmehl, Krebstieren, Fetten und Ölen, Hefe, Algen, Getreide, Vitaminzusätzen, Farb- und Geschmacksstoffen (je nach Sorte in unterschiedlichen Anteilen) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Ganzjährig, im Zoofachhandel und in wenigen Supermärkten erhältlich. Achten Sie auf das Verpackungsdatum! Hochwertiges Spezialfutter meist nur in Spezialgeschäften oder im Versand. |
Beurteilung: |
Fein oder grob gekörntes, schwimmfähiges oder absinkendes Trockenfutter. Verwendung ähnlich wie Sticks. Aufgrund der Feinkörnigkeit ist es auch für kleinere und/oder oft zu kurz kommende Tiere geeignet, denen die anderen oft die Sticks wegschnappen. Gründeln entfällt bei Schwimmfähigkeit einiger Produkte; andere Hersteller machen die Unterscheidung zu Sticks auch davon abhängig, daß Granulat absinkt. |
Bestandteile: |
Culicidenlarven: Larven der Stechmücken (Culicidae) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) in den Sommermonaten Selbstfang in verschiedenen (auch kleinsten) stehenden oder langsamfließenden Gewässern. Besonders ergiebig sind Regentonnen, Gartengießkannen u. ä. |
Beurteilung: |
Culicidenlarven (Larven der Steckmücken) sind natürliche Nahrung für weltweit sehr viele Fischarten des Süßwassers. Larven und Puppen sind gleichermaßen auch als Goldfischfutter gut zu verwenden. Die sehr beweglichen, schnell durchs Wasser zuckenden Larven fordern die Goldfische. |
Abb. 4: Entwicklung der Stechmücken. Larvenstadien, Puppen und fertiges Insekt sind gleichermaßen für Goldfische als Nahrung geeignet. Nicht dargestellt sind die spindelförmigen Eischiffchen, die ebenfalls gefressen werden.
Abb. aus Heller (1913)
Bestandteile: |
Chironomidenlarven, Larven der Zuckmücken (Chironomidae) (Zuckmücken stechen nicht) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) ganzjährig beim „Tümpeln“ oder im gut sortierten Zoohandel, im Handel als offene Ware in großen Mengen oder mit Wasser in kleinen Plastikbeuteln eingeschweißt, |
Beurteilung: (etwas ausführlicher) |
„Rote Mückenlarven (RML)“ sind als Zierfischfutter sehr umstritten. Die Argumentation gegen Chiromidenlarven ist oft reichlich spekulativ und mit Halbwahrheiten durchsetzt — als jemand, der sich berufsmäßig mit diesen Tieren und ihrem Lebensraum beschäftigt hat, erlaube ich mir an dieser Stelle einige ausführlichere Erläuterungen und Klarstellungen: Chironomiden, auf deutsch „Zuckmücken“, sind eine extrem artenreiche und nicht blutsaugende Gruppe („Familie“) innerhalb der Mücken (Nematocera). Man teilt die Chironomidae noch einmal in zehn „Unterfamilien“ ein, die ihrerseits teilweise mehrere hundert Arten enthalten. Ihre Larven sind durchaus nicht alle rot, sondern können auch gelb, weiß und braun sein. Rot sind insbesondere die bodenlebenden Arten, die zwecks effizienter Nutzung des Sauerstoffs einen hämoglobinähnlichen Blutfarbstoff besitzen. Die Größe der Larven variiert je nach Altersstadium, Entwicklung und Art zwischen weniger als 5 mm und mehr als 20 mm. Chironomidenlarven stellen „in freier Wildbahn“ einen großen Teil der natürlichen Nahrung von Karpfenfischen dar. Gründelnde Karpfen, Karauschen und „wilde Goldfische“ fressen zu einem nicht unerheblichen Teil die im und auf dem Gewässerboden lebenden Mückenlarven. Demzufolge sind Chironomidenlarven eine gute und artgerechte Ernährung auch für unsere Goldfische im Aquarium. Die Larven vieler Arten leben im Schlamm (und die kommerziell genutzten Populationen stammen alle daher), oft in organisch belasteten und somit sauerstoffarmen Gewässern — deswegen ja auch der den aquaristischen Namen gebende rote Blutfarbstoff. Diese Tatsache wird oft als Argument gegen ihre Verwendung vorgebracht (vor allem, wenn es sich um Jauchegräben o. ä. handelt), spricht aber primär keineswegs gegen die Verfütterung. Diese organischen Belastungen sorgen ja gerade für ein gutes Wachstum der Futtertiere, die dadurch ihren Nährwert erhalten! Giftig sind die Futtertiere deswegen nicht. Das Problem ist vielmehr, daß diese Gewässer oft mit (industriell oder landwirtschaftlich verursachten) Schadstoffen wie Schwermetallen und Pestiziden belastet sind oder in früheren Jahrzehnten mit diesen belastet waren. Diese Schadstoffe haben sich im Sediment (Schlamm) angesammelt, verbleiben auch bei inzwischen wieder sauberem Wasser dort noch jahrelang und werden von den im Sediment lebenden und gegen diese Kontaminationen oft erstaunlich resistenten Chironomidenlarven aufgenommen. Bremer (1997) empfiehlt deswegen eine mehrtägige Haltung lebender Futtertiere in frischem Wasser, wobei ihm zufolge ein Großteil der enthaltenen Schadstoffe ausgeschieden werde. Diese Praxis weist dann nicht nur den Nachteil auf, daß der sonst von Bremer wegen der darin enthaltenen Nährstoffe, Enzyme und Verdauungsbakterien für die Fische als sehr wertvoll angesehene Darminhalt der Futtertiere verlorengeht, sondern schafft nach meiner Einschätzung auch nur begrenzt Abhilfe: Es ist weniger der Darminhalt problematisch, sondern es sind die im Gewebe gespeicherten und angereicherten Schadstoffe. Beim Tümpeln fängt man aber selten diese belasteten Schlammbewohner, sondern Tiere, die auf den Pflanzen leben und im Hinblick auf Schadstoffe unbedenklich sind. Anders sieht es mit im Handel vertriebenen Larven aus, egal, ob es sich um lebende, getrocknete oder gefrorene Tiere handelt. Ihre Herkunft ist sehr unterschiedlich und für den Käufer in aller Regel nicht nachvollziehbar. Bei Frostfutter gibt es darüberhinaus immer wieder Krankheiten und Todesfälle, die auf schlechte Qualität zurückzuführen sind: Sehen Sie sich frisch aufgetaute Larven mit einer guten Lupe an; je zerstörter und den lebenden Larven unähnlicher das Frostfutter aussieht, desto bedenklicher ist es. Nicht rechtzeitiges Frosten oder eine unterbrochene Kühlkette begünstigen Verwesungsprozesse und führen zu einer Vergiftung des Futters mit bakteriellen Stoffwechselprodukten. Teilweise werden die gefrorenen Tiere in riesigen Blöcken an den Futterhandel ausgeliefert, der die Ware dann antaut und in handliche Tafeln umpreßt, bevor sie an den Zoohandel ausgeliefert werden. Auf dem Weg zwischen Kauf und Kühltruhe des Aquarianers tauen die Larven dann nicht selten erneut an. Weiterhin gibt es mehrere Berichte, denen zufolge Aquarienfische nach der Fütterung mit Chironomidenlarven Darmverletzungen erlitten und daran eingingen. In diesem Zusammenhang ist oft von Widerhaken die Rede, die es – allen Behauptungen zum Trotz – nicht gibt. Wohl aber sind die kleinen Fußklauen und (deutlich stumpferen) Mandibeln (Teile des Kieferapparates) bei einigen Arten sehr kräftig ausgeprägt; Verletzungen sind also prinzipiell möglich. Die mir zur Kenntnis gelangten Todesfälle betrafen Buntbarsche (Cichliden); noch nie erfuhr ich von an Darmverletzungen durch Rote Mückenlarven verendeten Karpfenfischen (Cypriniden). Zuletzt sei noch erwähnt, daß es Menschen gibt, die auf in Roten Mückenlarven enthaltene hämoglobinähnliche Eiweißkomplexe (Chironomidus-Komplexe, auch „Rote Zwerge“ genannt) allergisch reagieren. Dies kann durchaus sehr ernste Reaktionen hervorrufen. Für die zu fütternden Fische ist dies ohne Relevanz. Jeder Fischbesitzer muß selbst entscheiden, ob er „RML“ an seine beflossten Lieblinge verfüttern will. Ich meinerseits sehe bei einer gut gehandhabten Fütterungspraxis kein Risiko für Goldfische. Da sterben weitaus mehr Goldfische nachgewiesenermaßen an unsachgemäßer Fütterung mit Kunstfutter oder sogar an allgemeinen Hälterungsfehlern als möglicherweise am Verzehr von Chironomidenlarven! Insbesondere die Angst vor Schadstoffen verwundert mich bei Leuten, die immer wieder ihre Fische mit Medikamenten (meist ebenfalls Schwermetalle und Pestizide) behandeln … Bei mir gehören Rote Mückenlarven (gefroren und lebendig) zum festen Programm. Beachten Sie die allgemeinen Hinweise zu Frostfutter oben auf dieser Seite. |
Bestandteile: |
Chaoboridenlarven, Larven der Büschelmücken (Chaoboridae) (Büschelmücken stechen nicht) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) beim „Tümpeln“ oder in den Sommermonaten im Zoohandel, |
Beurteilung: |
Chaoboridenlarven leben räuberisch von Hüpferlingen (Copepoda) und anderen Kleinkrebsen und sind — da die Krebse sehr empfindlich sind und nur in sauberen Gewässern vorkommen — kaum schadstoffbelastet. Sie schwimmen in allen Wasserschichten, sind ähnlich den Schwarzen Mückenlarven sehr beweglich und flink und müssen von den Fischen gejagt werden. Grundsätzlich ein empfehlenswertes „sauberes“ Lebendfutter mit geringem Risiko, aufgrund der langen Haltbarkeit der Tiere allerdings meist ohne Darminhalt und daher von geringerem Nährwert. Frostfutter erfüllt die Ansprüche hinsichtlich der „Erarbeitung“ der Nahrung natürlich nicht, weiterhin bestehen hier auch die bei den Roten Mückenlarven geschilderten Probleme einer einwandfreien Kühlkette. |
Bestandteile: |
„Cladocera“ (Anomopoda) (Blattfußkrebse: Phyllopoda), Gattungen Daphnia, Bosmina, Moina, Chydorus und andere |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) überwiegend in den Sommermonaten beim „Tümpeln“ oder im Zoohandel; eigene Zuchten mit wenig Aufwand im Haus ganzjährig realisierbar, |
Beurteilung: |
Ein sehr gutes und natürliches Lebendfutter, nicht sehr nährstoff- aber ballaststoffreich. Schadstoffarm, da Wasserflöhe selbst sehr empfindlich sind. Nur sehr geringe Parasitengefahr selbst bei Tümpelfutter. Sehr gut geeignet für Jungfische und kleinere Goldfische; größere Fische nehmen sie in aller Regel aber auch. Chinesische Goldfischzüchter schwören auf Wasserflöhe und verfüttern diese zu einem großen Anteil. Da insbesondere Daphnia pulex sehr einfach in Wassereimern und anderen Behältnissen (keine Zinkwannen!) zu züchten ist, im Vergleich zu anderen Wasserfloh-Arten relativ groß wird, und weiterhin selbst gezüchtete Wasserflöhe auch absolut parasitenfrei sind, kann ich Zucht und Verfütterung von Daphnien nur empfehlen. Eine Überfütterung mit lebenden Wasserflöhen ist kaum möglich; ihr Nährstoffgehalt ist diesbezüglich ideal (und hängt zu einem großen Teil von ihrem Darminhalt ab). Ungefressene Tiere leben weiter und werden später gefressen. |
Bestandteile: |
Cyclopidae (Ruderfußkrebse: Copepoda), Gattungen Cyclops, Paracyclops und andere |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) ganzjährig beim „Tümpeln“ in verschiedenen Gewässern sowie aus eigener Zucht, in den Sommermonaten im Zoohandel, |
Beurteilung: |
Abb. 7: Hüpferling Cyclops sp.: Weibliches Tier mit zwei seitlichen Eipaketen. Abb. aus Heller (1913) Diese mitunter schnell zuckend durchs Wasser hüpfenden kleinen Krebstierchen sind für Goldfische generell zwei Nummern zu klein. Andererseits sind Hüpferlinge und insbesondere ihre Larven (Nauplien) ein sehr gutes und natürliches Lebendfutter für Jungbrut. Hier kommt es sehr auf die „Frische“ des Lebendfutters an, damit der wertvolle Darminhalt nicht ausgeschieden wird. In Wasserflohzuchten befindet sich meist auch eine kleine Anzahl an Cyclopiden, die bisweilen die Oberhand gewinnen können. Dies mag derjenige, der hungrige Goldfische füttern will, bedauern; wer dagegen Jungbrut aufziehen möchte, hat damit ein ideales Futter. Beim Tümpeln findet man sie auch im Winter bisweilen dicht unter dem Eis. Einige Arten parasitieren an Haut und vor allem Kiemen von Jungbrut, alle Arten können Zwischenwirte von Parasiten (verschiedenen endoparasitischen Würmern) sein — daher Vorsicht bei Tümpelfutter! Cyclopiden aus fischbewohnten Gewässern sollte man lieber nicht verfüttern. |
Bestandteile: |
Gammaridae (Flohkrebse: Amphipoda), vor allem der heimische Bachflohkrebs Gammarus pulex, neuerdings auch Hyalella azteca aus Mittelamerika |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) ganzjährig beim „Tümpeln“ in sauberen und kühlen Fließgewässern, im Zoohandel unterschiedlich gut verfügbar, |
Beurteilung: |
Lebend und gefrostet sind Flohkrebse ein gut geeignetes gleichermaßen nahrhaftes und ballaststoffreiches sowie naturnahes Futter für größere Goldfische. Getrocknet immerhin nährstoffhaltiger als getrocknete Wasserflöhe, aber deswegen auch weniger lang haltbar. Die „günstig“ auf Auktionen angebotenen Großmengen sind daher wenig sinnvoll (und wohl bereits beim Kauf überlagert). Eigene Zucht von Gammarus ist etwas aufwendig (kaltes und frisches Wasser); lebend oder gefroren gekaufte Ware ist jedoch zu empfehlen.
(Meiner Erfahrung nach sind sind lebend gekaufte Tiere meist stark ausgehungert. In dieser Verfassung bieten sie den Fischen lediglich Ballaststoffe, aber keinen wirklichen Nährwert. Ich halte sie daher mehrere Tage separat in kaltem Wasser mit stark veralgten Steinen und eingeweichtem Fallaub. Durch diese Futtergabe wird zumindest der Darm gefüllt, was den Nährstoffgehalt deutlich erhöht.) Bei lebenden Tieren unsicherer Herkunft muß die Einschränkung gemacht werden, daß Bachflohkrebse Zwischenwirte für Parasiten (Bandwürmer) sein können. Bei Frostfutter gilt natürlich, daß die Kühlkette nicht unterbrochen werden sollte. Der aus Mittelamerika stammende Mexikanische Flohkrebs Hyalella azteca dagegen wird als Lebendfutterkultur gepflegt und angeboten. Die Zucht dieser Gammariden ist einfacher als die von Gammarus, da sie höhere Temperaturen und niedrigere Sauerstoffwerte vertragen. (Der inzwischen verbreitete Name „Mexikanische Kampfkrebse“ geht zurück auf einen der ersten deutschen Züchter dieser Futtertiere, der die von ihm verschickten Kulturansätze mit dem nicht ganz ernst gemeinten Hinweis für die Post |
Bestandteile: |
Wasserasseln (Asellidae), meist Asellus aquaticus, |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Beim „Tümpeln“ zu fangen oder aus eigener Zucht. |
Beurteilung: |
Wasserasseln sind hinsichtlich ihres Fütterungswertes mit Flohkrebsen vergleichbar. Im Gegensatz zu diesen sind sie durch ihre Besiedelung stehender und langsam fließender Gewässer auch in freier Natur eine natürliche Beute von Karauschen. Üblicherweise erhält man Asellus beim Selbstfang von Lebendfutter („Tümpeln“) oder beim Einrichten eines Tümpelaquariums. Die Tiere sind unempfindlich gegen niedrige Sauerstoffwerte und höhere Temperaturen, und ernähren sich unkompliziert von Blattresten und anderem Detritus. Als Futtertiere im Handel habe ich diese Tiere noch nicht gefunden; weder als Lebend- noch als Frostfutter. Man kommt nicht umhin, sich diese Tiere selbst in freier Natur oder von einem Hobbyzüchter zu besorgen. |
Bestandteile: |
Enchytraeidae: Enchytraeus albidus („Oligochaeta“, Gürtelwürmer: Clitellata) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
ganzjährig, eigene Zucht („Futterkiste“) erforderlich. |
Beurteilung: |
Die Enchytraeiden sind eine überwiegend in Moor- und Waldböden vorkommende Gruppe der „Oligochaeten“ (Wenigborster). Die Art Enchytraeus albidus lebt natürlicherweise im Spülsaum an der Grenze zwischen Land und Wasser, sehr häufig am Meeresstrand, aber auch am Ufer fließender Süßgewässer. Sie läßt sich in den klassischen „Futterkisten“ auf Erde, Kokosfasern o. ä. züchten und sind ein von jungen Goldfischen gern genommenes Lebendfutter. Aufgrund ihres hohen Fettgehalts sollten sie zielgerichtet verfüttert werden (beispielsweise um hauptsächliche Fütterung mit Wasserflöhen oder kohlenhydratreichem Kunstfutter zu kompensieren). Auch sind sie bereits für mittelgroße Goldfische etwas klein. Diese unter lebendfutterbegeisterten Aquarianern oft gezüchteten Futtertiere lohnen sich wegen ihrer geringen Körpergröße m. E. nicht wirklich für Goldfische, haben aber unter bestimmten Umständen ihre Berechtigung. |
Meine früher hier ausgesprochene Empfehlung muß ich wegen nachgewiesener Giftigkeit zumindest einer häufigen Art korrigieren: Nicht für die Goldfisch-Ernährung geeignet.
Bestandteile: |
Tubificidae, vor allem Arten der Gattung Tubifex („Oligochaeta“, Gürtelwürmer: Clitellata) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
a) ganzjährig in bestimmten Zoohandlungen |
Beurteilung: |
Im und auf dem schlammigen Grund langsam fließender und stehender Gewässer leben die Vetreter der aquatischen „Oligochaeta“: die Tubificidae. Tubificiden sind in freier Natur neben Chironomidenlarven ein großer Bestandteil der Ernährung vieler Fische, so auch der gründelnden Karpfen und Karauschen. Eine Art der Tubificiden avancierte schon vor langer Zeit zum aquaristischen Standardfutter: der Schlammröhrenwurm Tubifex tubifex. Daß diese Oligochaeten mögliche Zwischenwirte für parasitische Krankheitserreger sind, scheint in der aquaristischen Praxis keine nennenswerte Rolle zu spielen. Leider lassen zwei Umstände die aquaristische Verwendung von Tubifex problematisch werden: Unerfahrenen „Lebendfütterern“ rate ich vor allem wegen Punkt 2) von Tubifex ab. |
Bestandteile: |
Lebende Mücken, Fruchtfliegen (von der Obstschale oder aus der Zucht), Blattläuse, haarlose Raupen aus dem Garten usw. |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Bei Gelegenheit in Haus und Garten zu finden; auch kann man mit einem Netz Wiesen abstreifen und so Insekten fangen („Wiesenplankton“). |
Beurteilung: |
Auschließlich mit Trockenfutter ernährten Fischen sollte man ab und zu wenigstens diese Abwechslung bieten. Gerade Komposttiere sind eine interessante Beute für die Fische. |
Bestandteile: |
(verschiedene Grünalgenarten) |
Verfügbarkeit / Bezug: |
ganzjährig im Aquarium wachsend |
Beurteilung: |
Algenbüschel werden von Goldfischen gerne durchgekaut; dabei fressen sie nicht nur Algen, sondern auch die dort siedelnden Mikroorganismen. Es werden nicht alle Algen gerne gefressen; zur „Algenbekämpfung“ kann man Goldfische übrigens nicht einsetzen. |
Bestandteile: |
Wasserlinse (Lemna spec., „Entengrütze“), Wasserpest (Egeria, Elodea) und andere aquatische Blütenpflanzen, Teichlebermoos Riccia fluitans. |
Verfügbarkeit / Bezug: |
ganzjährig im Aquarium, Wasserlinsen und evtl. Riccia müssen separat gezüchtet werden |
Beurteilung: |
Wie gerne Goldfische solch pflanzliche Nahrung fressen, sieht man daran, daß es nur schwer gelingt, in einem Goldfischbecken Wasserlinsen zu kultivieren. Auch von Wasserpest und anderen klein- und weichblättrigen Pflanzen werden gerne einzelne Blätter abgerupft und gefressen. Die regelmäßige Fütterung von Wasserlinsen kann den Appetit nach Grünfutter stillen. Wasserlinsen sind sehr vitaminhaltig und gesund; außerdem enthalten sie alle essentiellen Aminosäuren (darunter auch das wachstumsfördernde Lysin). Proteine machen 43 % der Trockenmasse aus. Die Fische fressen Wasserlinsen ziemlich ruhig. Eine Überfütterung ist praktisch nicht möglich. Wasserlinsen sind also ein hervorragendes Ergänzungsfutter für Goldfische! |
Abb. 10: Wasserlinsen Lemna spec., auch Entengrütze oder Entenflott genannt, wuchern in vielen Aquarien. Von Goldfischen werden diese kleinsten Blütenpflanzen dagegen oft schon innerhalb eines Tages restlos gefressen.
Abb. aus Heller (1913)
Bestandteile: |
Verschiedene grüne Blätter: geeignet sind z. B. Blattsalat (insbes. Feldsalat!), Brokkoliblätter, Kohlrabiblätter, Löwenzahn und vieles mehr. |
Verfügbarkeit / Bezug: |
Ganzjährig im Lebensmittel- und Gemüsehandel, sommers im Garten; keine zubereitete Ware (Rahmspinat)!, Blätter können auch beim Kochen erübrigt werden. |
Beurteilung: |
Sinnvolles pflanzliches Zusatzfutter, welches sich empfiehlt, wenn keine Algen oder Wasserlinsen gefüttert werden (können). Die Blätter sollten vor der Verfütterung überbrüht oder gefrostet werden, damit sie weicher sind. Ich friere gelegentlich einzelne Blätter in der Tiefkühlung ein. In gefrorenem Zustand kann man sie in mundgerechte Portionen brechen; im Aquarium tauen sie schnell auf. Man kann auch die gekochten Blätter mit einem Scheibenmagneten an der Innenseite des Aquariums platzieren. |
Bestandteile: |
Früchte von Erbsen Pisum sativum und Mais Zea mais, Knollen der Kartoffel Solanum tuberosum. |
Verfügbarkeit / Bezug: |
ganzjährig im Lebensmittel- und Gemüsehandel; können beim Kochen erübrigt werden. |
Beurteilung: |
Sinnvolles pflanzliches Zusatzfutter. Anglern sind Erbsen und Kartoffeln zum Anfüttern von Karauschen und Karpfen bekannt. Goldfische nehmen gerne Erbsen; sie werden neben Wasserflöhen als gut verdauliche Nahrung nach Darmproblemen empfohlen. Mais und Kartoffeln werden ebenfalls teils gierig gefressen. |
Bestandteile: |
„Trockenfutter“ für den menschlichen Bedarf: plattgehämmerte Haferkörner. |
Verfügbarkeit / Bezug: |
ganzjährig im Lebensmittelhandel |
Beurteilung: |
Pflanzliches Ausweichfutter; gut zur Abwechslung und Deckung des Bedarfes an pflanzlichen Nahrungsbestandteilen, keinesfalls zur dauerhaften oder regelmäßigen Ernährung geeignet. Haferflocken nenne ich hier als Ersatz für Wasserlinsen, Algen, Feldsalat u. ä.; die genannten Grünfutter sollte man nach Möglichkeit vorziehen. Sollte aber über längere Zeit nichts dergleichen verfügbar sein, kann man durchaus einige Getreideflocken anbieten. Auf die Wasseroberfläche fallende Sämereien, vor allem von Gräsern, werden auch von wildlebenden Fischen aufgenommen. |
Grindalwürmchen (kleine Oligochaeten), Essigälchen und andere Fadenwürmer (Nematoden), Nauplius-Larven von Artemia und Cyclopiden, Rädertierchen, Pantoffeltierchen und andere Wimpertierchen (Ciliaten = „Infusorien“) sind für die Fütterung von Jungbrut gut geeignet; aufgrund der geringen Größe für erwachsene Goldfische aber verzichtbar nebensächlich.
Falls Populationen einiger solch kleiner Organismen im Aquarium leben (wer Mulm und Algen duldet, tut gut daran), werden sie durchaus als (nicht unwichtige) Zusatznahrung beim Algenweiden oder Mulmgründeln gefressen. Pflegt man keine Jungbrut, ist die Zucht solchen Lebendfutters für Carassius auratus abwegig.
Hart gekochtes und durch ein feines Sieb geseihtes Eigelb wird aufgeschwemmt und als Suspension ins Wasser gegeben. Diese Nahrung wird für Jungbrut empfohlen und deckt den Proteinbedarf der winzigen Jungfische. Als alleiniges Futter ist es nicht ausreichend. Vorsicht; es können schnell Wasserbelastungen auftreten.
Paprika (edelsüß, nicht rosenscharf) hat ebenfalls passende Größe für Jungbrut, ist aber nur als Ergänzung gedacht. Die enthaltenen Carotinoide wirken sich positiv auf die Färbung der Fische aus, weswegen Paprika auch bei selbstgemachtem Futtermix für erwachsene Goldfische bisweilen Verwendung findet.
sind Brotkrumen und Rinderherz. Überhaupt ist jegliches Fleisch von Warmblütern wegen der schlechten Verdaulichkeit der Fette und Kollagenfasern als Fischfutter zu vermeiden.
Entgegen verbreiteter Ansicht sind auch Regenwürmer ungeeignet: Der Kompostregenwurm Eisenia foetida wirkt auf Fische (und andere Wirbeltiere) giftig (Kobayashi et al., 2001; Ohta et al., 2003). Auch wenn dies möglicherweise nicht für alle Regenwurmarten gilt, ist aufgrund der Verwechselungsgefahr von einer Regenwurmverfütterung abzusehen.
Unklarheit besteht bei mir im Hinblick auf Ameisenpuppen (fälschlich oft Ameiseneier genannt). In aquaristischer Frühzeit waren sie Standardfutter, später wurde davon abgeraten. In heutiger Literatur werden sie nur noch selten erwähnt, dann auch ablehnend (z. B. Bremer, 1997). Eine nachvollziehbare Begründung für das Abraten des Verfütterns von Ameisenpuppen habe ich nirgendwo gefunden. Hinweise auf ernstzunehmende Publikationen über ihren Nährwert und ihre Eignung als Fischfutter nehme ich gerne entgegen.
Abb. 11: “Feeding the goldfish”. Brotreste und „Ameiseneier“ waren zu Beginn der europäischen Aquaristik weit verbreitetes Goldfischfutter. Wie beim heutigen Flockenfutter gilt: Daß die Fische es willig fressen, ist kein Hinweis darauf, daß es auch gesund für sie ist.
Holzschnitt von L. C. (?) Vogt (in Harpers Weekly, 1890)
Guten Appetit!
Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 16. Mai 2011
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