Haltung II: Goldfischs Wünsche
Wegen ihrer relativen Unempfindlichkeit und der hohen Temperaturtoleranz lassen sich Goldfische oft auch so halten, wie es für andere Aquarienfische kaum möglich wäre.
Auch bei Goldfischen sind die allgemeinen Regeln der Aquaristik nicht außer Kraft gesetzt. In aquarienökologischer Hinsicht ist ein Goldfischaquarium ein genauso anspruchsvolles Gefüge wie jedes andere Aquarium auch. Dem Becken und seiner Einrichtung kommen eine zentrale Rolle bei der artgerechten Haltung von Carassius auratus zu.
Abb. 1: Ausgemustert: Das Goldfischglas ist kein artgerechter Lebensraum. Hier je eine Fish bowl style “S” und style “D” aus den USA.
Katalogbild der
Three Springs Fisheries (1932)
Das Goldfischglas (Goldfischkugel, Goldfischglocke oder Bowle) ist historisch bedingt und stammt aus einer Zeit, in der die Fische Zimmerschmuck waren, ohne daß man ihre Bedürfnisse genau kannte. Wahrscheinlich entstand es in Anlehnung an die runden „Drachenkübel“ der Chinesen, die jedoch größer und im Verhältnis meist flacher sind.
Hält man einen Fisch in solch einem Gefäß, ist er entweder bald tot, oder er führt jahrelang ein (oft unbemerkt) qualvolles Leben, bis daß man ihn „zu Tode gepflegt“ hat:
Eine Goldfischkugel ist viel zu klein selbst für nur ein Tier, das darin auch vereinsamen wird. Für mehrere Fische ist erst recht kein Platz. Seinen Bewegungsdrang und sein artgemäßes Verhalten kann der Fisch nicht ausleben. Weiterhin können sich bei einem so krassen Mißverhältnis zwischen der anfallenden Belastung mit Stoffwechselprodukten einerseits sowie der Wassermenge und der für eine Besiedlung mit Bakterien zur Verfügung stehenden Oberflächen andererseits keine stabilen biochemischen Verhältnisse einstellen — man müßte beinahe täglich das Wasser komplett wechseln, da Stoffwechselprodukte nicht ausreichend abgebaut werden. Die im Verhältnis zum Volumen sehr kleine Wasseroberfläche verhindert einen ausreichenden Gasaustausch, während im Glas selbst sich wiederum keine Pflanzen in ausreichender Menge etablieren können. Außerdem werden alle durch die Bewegungen des Fisches hervorgerufenen Wasserschwingungen von den gewölbten Wänden einer kleinen Kugel wieder auf ihn zurückgeworfen. Über sein Seitenlinienorgan nimmt er permanent das „Echo“ seiner eigenen Bewegungen von allen Seiten her wahr. Das setzt den Fisch unter Dauerstreß, was seine Abwehrkräfte schwächt, wie auch der schlechte Chemismus des Wassers, die Vereinsamung und der nicht auszulebende Bewegungsdrang. Goldfischkugeln sind Tierquälerei (und in Österreich inzwischen verboten); aber leider gibt es immer noch Händler, die Goldfische (oder auch Kampffische Betta splendens) in solch einem Glas präsentieren.
Obwohl Goldfische wenig anspruchsvolle Fische sind, haben sie einen problematischen „Sonderwunsch“ — sie brauchen Platz. Wenn man es genau nimmt, ist es gar kein Sonderwunsch: ein Mindestmaß an Lebensraum steht jedem Tier zu. Leider hat sich in vielen Köpfen die Vorstellung festgesetzt, daß die genügsamen Goldfische überhaupt gar keine Bedürfnisse hätten. Ihr Platzbedürfnis ist nämlich im Verhältnis gesehen eigentlich gar nicht so groß; es sind lediglich Fische, welche die ungefähr zwei- bis fünffache Länge vieler anderer Aquarienfische erreichen können! Dem muß Rechnung getragen werden, und meine folgenden Empfehlungen sind nicht goldfischspezifisch, sondern gelten für jeden Aquarienfisch. Und da halte ich allgemein folgende Faustformel für angemessen:
Pro Zentimeter Fisch sollten mindestens drei Liter Wasser zur Verfügung stehen. (Das weicht wohlbemerkt und berechtigterweise von der häufigen und kritikwürdigen Empfehlung von 1 l/cm ab.) Es ist eine Faustformel; detaillierter und empfehlenswerter ist die folgende Tabelle (Tab. 1:)
Fischlänge | Wassermenge / cm Fischlänge |
bis 3 cm | 1 Liter |
3 bis 5 cm | 1,5 Liter |
6 bis 9 cm | 2 Liter |
10 bis 12 cm | 3 Liter |
13 bis 20cm | 4 Liter |
über 20 cm | 5 Liter |
nach Wilkerling (1988), ergänzt
Karen Müting hat ein Tabellenformular erstellt, mit dem man ausrechnen lassen kann, ob der gewünschte Besatz mit der Größe des Beckens vereinbar ist. Diese Tabelle ist hier frei herunterladbar. Zur Nutzung wird das Tabellenkalkulations-Programm MS Excel benötigt.
Download becken.xls (148 kB)
Auf Günther Ritters gibt es ein vergleichbares zur Ermittlung des Raumbedarfs, welches online nutzbar ist.
Man kann es sich noch einfacher machen, wenn man von vornherein die Endgröße der Fische berücksichtigt: Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie pro Goldfisch 50 bis 100 l Wasser einplanen.
Berücksichtigen Sie, daß die Netto-Wassermenge eines Beckens bedeutend kleiner ist als der üblicherweise angegebene Brutto-Inhalt (Netto-Menge ca. 75 % des Brutto-Inhaltes). Entscheidend ist die tatsächliche Netto-Wassermenge. Es zählt die Gesamtlänge des Fisches; und es spielt keine Rolle, um welche Zuchtform es sich handelt. Auch die trägeren „Schleierschwänze“ brauchen Platz, um sich zu entfalten; und ihr Schwanz wird selbstverständlich berücksichtigt.
Kein Fisch wird sich beschweren, wenn er mehr Raum zur Verfügung hat. Das Ökosystem Aquarium (vgl. die Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene) läuft auch stabiler, je mehr Wasser für ein Tier und seine Ausscheidungen zur Verfügung steht.
Wie groß sollte ein Goldfischbecken nun sein?
Im „MERGUS“ (Riehl & Bänsch, 1991), dem Standardnachschlagewerk vieler Aquarianer und Zoohändler, werden für Goldfische Becken ab 80 bis 100 cm Länge als Mindestgröße empfohlen. In dem Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Zierfischen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft werden für Goldfische 100-cm-Becken angegeben.
Rechnen wir doch einfach einmal nach: Ein 80er Becken mit den Standardmaßen 80×35×40 cm³ hat ein Bruttovolumen von 112 l und einen Netto-Wasserinhalt von ca. 80 bis 85 l. Nimmt man nun als Berechnungsgrundlage mittelgroße 12 cm lange Aquarien-Goldfische (sie können auch dort über 30 cm werden!) und berücksichtigt dabei, daß man mindestens drei Tiere pflegen sollte (vgl. nächste Seite: Vergesellschaftung), so kommt man bei 3 l pro cm Fisch auf ein benötigtes Wasservolumen von 108 l. Ein 80-cm-Becken ist also bereits schon zu klein.
Eine sinnvolle Mindestgröße für die Goldfischhaltung im Aquarium ist ein 100-cm-Becken (200 l).
Sie sehen, daß die sonst so unkomplizierten Goldfische in Bezug auf den Platzbedarf ähnlich problematisch sind wie Diskusbuntbarsche. Je größer das Becken, desto besser. Eine Haltung in kleineren Becken und/oder höherer Besatzdichte ist möglich, oft sogar dauerhaft ohne Probleme — aber aufgrund der Einengung natürlicher Verhaltensweisen nicht artgerecht. Das artgemäße Verhalten muß nach § 2 (1) des Tierschutzgesetzes berücksichtigt werden. Ein Aquarium für Goldfische kann eigentlich nie zu groß sein … Auch optisch wirkt ein sparsam besetztes Aquarium besser als ein vollgestopftes.
„Fachhändlern“, welche 60-l-Becken oder sogar noch kleinere Behältnisse als für Goldfische geeignete Einstiegssets verkaufen, gehören die oben genannten Mindestanforderungen des Bundesministeriums sowie der „MERGUS“ (den sie meist im Angebot führen) um die Ohren gehauen. (Dies selbstverständlich nur im übertragenen Sinne, aber falsch beratene Kunden sollten durchaus nachdrücklich reklamieren.) Genausogut sollten (Neu-)Aquarianer und Goldfischfreunde zur Kenntnis nehmen, daß ein 60- oder 80-l-Becken und selbst ein 112-l-Becken einfach noch lange kein „großes Aquarium“ ist.
Die Anschaffungskosten des Aquariums und der dazugehörigen Technik sind auf Jahrzehnte hin der teuerste Posten in der ganzen Goldfischhaltung. Auch deswegen ist das Verschenken eines billigen Goldfisches für ein paar Öre fuffzich eine teure Sache für den Beschenkten, der dann für die angemessene Unterbringung des meist in einem Kugelglas geschenkten Tieres mehrere Hunderter ausgeben kann.
Die Folgekosten des laufenden Betriebes sind dann allerdings (z. B. im Vergleich zur Katzen- oder Hundehaltung) lächerlich gering. Wenn man es einmal mit der angemessenen Ausstattung „richtig“ macht, ist der laufende Unterhalt relativ günstig.
Wer sich mit Aquarien auskennt, kann durch Gebrauchtkauf viel Geld sparen.
Auch wenn es einem anfangs unsinnig vorkommt: im Interesse einer artgerechten Haltung lohnt es sich, für Goldfische trotz ihres oft unverantwortlich niedrigen Kaufpreises ein teures Becken anzuschaffen. Wer nur wenig Platz hat, sollte statt Goldfischen lieber kleinbleibende Aquarienfische pflegen, deren „persönliche Wassermenge“ geringer ist.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß Fische sich in ihrem Wachstum der Beckengröße anpassen (und folglich in kleinen Becken klein bleiben, nur weil das Becken klein ist)! Die Endgröße der Fische ist kaum vorhersehbar. Vgl. Fragen: "Wie groß werden Goldfische?"
Abb. 2: Um ein richtiges Aquarium in Rechteckform kommt man für Goldfische nicht herum. Anstelle des im Bild gezeigten Rahmenaquariums, bei dem die Glasscheiben in einen Metallrahmen eingekittet wurden, sind heutige gute Aquarien rahmenlos mit Silikon verklebt. Zusätzlich sollte man in eine gute Abdeckung mit integrierter Beleuchtung investieren.
Katalogbild der
Three Springs Fisheries (1932)
Das Becken sollte aus Glas (silikonverklebt) oder Acrylglas (Markenname: Plexiglas) bestehen. Von Experimenten mit anderen Materialien (oder auch Gestellaquarien mit einem Metallrahmen) rate ich vor allem Neueinsteigern dringend ab! Dieser Rat beruht auch auf eigenen schlimmen Erfahrungen mit einem metallverkleideten Becken, welches trotz Isolierung zu einer schleichenden Metallvergiftung führte. Da Goldfische sehr langlebig sind, sollte man alle Maßnahmen treffen, um chronische Vergiftungen auszuschließen.
Die Form des Beckens ist auch von Interesse: Um Platz zu sparen, werden die letzten Jahre vermehrt sogenannte „Delta-Aquarien“ gekauft, die aufgrund ihrer dreieckigen Grundform in Zimmerecken passen. Auch Sechseck- und Achteck-Becken sind in Gebrauch. Diese Becken haben bei einer relativ großen Wassermenge geringe Außenabmessungen und nähern sich dem Prinzip der Kugel an: größtmögliches Volumen bei kleinstmöglicher Oberfläche. Solche Platzsparmaßnahmen stehen ein wenig im Widerspruch dazu, daß man seinen Fischen ja nicht nur rein rechnerisch ein großes Wasservolumen bieten möchte, sondern einen Lebensraum und Platz zum Schwimmen. Die obigen Empfehlungen und Karen Mütings Kalkulationstabelle gelten daher nur für die herkömmlichen rechteckigen Aquarien, die ich generell für am sinnvollsten für Goldfische halte. Bei anderen Bauformen sollte man deutlich sparsamer besetzen und sie nur bei einer ausreichenden Gesamtlänge für Goldfische in Erwägung ziehen!
Bei der Haltung gestreckter Goldfischzuchtformen (Normale Goldfische, Kometenschweife, Shubunkins usw.) sollte man unbedingt eine Abdeckung anbringen, da diese Fische hin und wieder auch 'mal springen. In solchen Abdeckungen ist meist auch eine Beleuchtung integriert (s. u.).
Vermutlich um Verwechselungen mit der Bodenscheibe des Beckens zu verhindern, hat sich in der Aquaristik der doppeltgemoppelte Begriff „Bodengrund“ eingebürgert. Diesem sprachlichen Unsinn möchte ich mich nicht anschließen. Mit Boden meine ich (wie auch in Geologie, Landwirtschaft und Gartenbau üblich) das Material am Grunde des Aquariums. Ihm wird in der Aquaristik oft zu wenig Beachtung geschenkt (Anregungen vermittelt z. B. der Artikel von Gonella, 2000).
Für Goldfische wird heute mit nur ganz wenigen Ausnahmen mittlerer bis grober Kies (3 bis 5 mm, bisweilen sogar 10 mm Korngröße) empfohlen. Abgesehen davon, daß hier Begriffe falsch verwendet werden (s. Tab. 2), wird als Begründung angeführt, daß Goldfische gerne gründeln (mit dem Maul den Boden nach Nahrung durchsuchen). Genau dies tun Goldfische tatsächlich sehr gerne, und gerade deswegen empfehle ich, keinen mittleren oder gar groben Kies (auch nicht im falsch bezeichneten aquaristischen Sinne) zu verwenden, sondern feinen Kies oder besser sogar Sand.
Korndurchmesser | Benennung | Symbol |
größer als 63 mm | Steine | X |
20 bis 63 mm | Kies grob | gG |
6,3 bis 20 mm | Kies mittel | mG |
2 bis 6,3 mm | Kies fein | fG |
0,6 bis 2 mm | Sand grob | gS |
0,2 bis 0,6 mm | Sand mittel | mS |
0,06 bis 0,2 mm | Sand fein | fS |
0,02 bis 0,06 mm | Schluff grob | gU |
0,006 bis 0,02 mm | Schluff mittel | mU |
0,002 bis 0,006 mm | Schluff fein | fU |
kleiner als 0,002 mm | Ton | T |
Zur Erläuterung: Als Sand bezeichnet man nach DIN 4022 Teil 1 (die sich dem internationalen Körnungssystem anschließt) Körnungen von 0,06 bis 2,0 mm; Kies (gerundet; gebrochen = Schotter) hat Korngrößen ab 2 bis 63 mm. Beide Klassen sind noch einmal in fein, mittel und grob unterteilt.
In der Aquaristik wird leider sehr oft ohne klare Definition drauflosbezeichnet, so daß Mißverständnisse und falsche Bezeichnungen nicht selten sind. Zur Begriffsklärung nebenstehend die genormten Bezeichnungen aus der Bodenmechanik in tabellarischer Form (Tab. 2). Steine, die größer als 20 cm sind, werden Brocken genannt.
Ich habe Goldfische auf verschiedenen Böden gehalten, vom empfohlenen „mittelgrobem“ Kies (korrekt fG) bis zu „feinem“ Sand (mS).
Aus Gründen einer artgerechten Tierhaltung ist meiner Erfahrung nach für Goldfische Sand (mS) das aquaristische Mittel der Wahl! Diese Erfahrung deckt sich auch mit meinem beruflichen Wissen über die Struktur des Gewässergrundes in den natürlichen Habitaten. Noch besser wäre übrigens Schlamm (Schluff), der sich aber in einem Aquarium nicht realisieren läßt.
Mein Rat: Verwenden Sie reinen (günstigenfalls feuergetrockneten) Quarzsand mit einer Korngröße von 0,3 bis 0,8 mm. Solchen Sand bekommen Sie nicht im Zoohandel, wo man Ihnen möglicherweise mit wahren Horrorszenarien abraten wird (fault
, wird hart wie Beton
). Sie erhalten ihn manchmal in guten Baumärkten, ich rate jedoch eher dazu, einen Baustoffachhandel aufzusuchen. Dort bekommen Sie den gewünschten Sand in guter Qualität zu einem sehr günstigen Preis. Der Sand sollte gerundet sein, nicht gebrochen (Flußsand ist z. B. gerundet — im Zweifelsfall reiben Sie eine Probe zwischen den Fingern oder an empfindlicher Haut). Ich selbst verwende erfolgreich Quarzsand des Herstellers SAKRET mit einer Körnung von 0,1 bis 0,5 mm (gekauft bei OBI); solch feinen Sand sollte man vor dem Einbringen in das Aquarium gründlich waschen, um Trübungen zu vermeiden.
In der Aquaristik wird als feinstes Bodenmaterial (leider nicht in jedem Fachgeschäft) meist „Kies“ mit einer Körnung von 1 bis 2 mm angeboten — korrekterweise also Grobsand (gS). Sollten Sie sich den irrationalen Bedenken gegen Sand anschließen, so verwenden Sie wenigstens diesen „feinen Kies“ (Grobsand); das ist ein „anerkanntes“ und in guten Zoogeschäften zu erhaltendes Bodenmaterial, womit die Fische immer noch deutlich besser bedient sind als mit dem üblicherweise empfohlenen Kies.
Abb. 3: “Colored Pearl Chips”, ein Vorläufer des bunten Kieses. Beachten Sie die Hinweise zu buntem Kies im Text und den Kommentar zu den Abb. 8a und 8b.
Katalogbild der
Three Springs Fisheries (1932)
Warum ich so dringend Sand empfehle und von Kies abrate: Goldfische stammen aus stehenden und langsamfließenden Gewässern mit weichem Boden, in dem sie zwecks Nahrungssuche stundenlang herumgründeln. Diese Gründelei hat leider dazu geführt, daß Goldfische in zu kleinen Becken und mit zu schluffigem Bodenmaterial Wassertrübungen hervorriefen. Diese Trübungen aufgrund des Gründelns sind eigentlich nur in Goldfischgläsern und ähnlich ungeeigneten und tierquälerisch kleinen Behältnissen relevant. In einem großen Aquarium spielt das bei Sand keine Rolle. Außerdem ist das Gründeln fest im Verhalten der Fische verankert. Man kann es ihnen nicht abgewöhnen; und es ihnen mit grobem Material zu verwehren, ist eine Mißachtung ihrer Bedürfnisse. Das oft berichtete Aufnehmen und Ablutschen einzelner Kieselsteinchen ist in meinen Augen eine Verhaltensstörung aufgrund fehlenden gründelgeeigneten Bodens. Nicht selten übrigens führt das Aufnehmen der Kiesel zu einem Blockieren der Mundhöhle mit ebendiesen Kieseln, die dann vom Fisch nicht wieder ausgespuckt werden können, sondern vom Halter mühsam und den Fisch stressend mit einer Pinzette entfernt werden müssen.
Verwenden Sie Sand; Ihre Goldfische werden es Ihnen danken!
Von farbigem Kies (meist blau oder rot; auch schwarz, gelb, weiß, braun und bunt gemischt sind üblich) rate ich erst recht dringend ab: die Farbe besteht aus einer Kunststoffummantelung, die auf Dauer Gefahr läuft, sich abzureiben. Dies ist besonders bei gründelnden Fischen bedenklich, die dann auch noch den Abrieb aufnehmen können. Wer solch gekünstelte Unterwasserlandschaften bevorzugt, sollte dann auch künstliche Fische einsetzen. Bunter Kies hat mit einer an den Bedürfnissen der Tiere ausgerichteten Pflege nichts mehr zu tun.
Im Interesse der Goldfische sollte der Boden mindestens 2 cm hoch sein. Im Interesse der darin wurzelnden Pflanzen sollte der Boden mindestens 6 cm hoch sein!
In der Warmwasseraquaristik empfiehlt die „Sandszene“ regelmäßig Turmdeckelschnecken Melanoides tuberculata zur Pflege: sie leben im Boden und durchwühlen diesen wie Regenwürmer, lockern ihn auf und fressen Reste. Diese Aufgaben erledigen Goldfische in ihrem Aquarium auch selbst, so daß nach meinen Erfahrungen bei Carassius auratus Turmdeckelschnecken verzichtbar sind. Winterlich kalte Becken mögen diese tropischen Weichtiere sowieso nicht.
Mulmglocken und ähnliche Gerätschaften eines falschen Hygienebedürfnisses des Aquarianers sind bei Sandboden unangebracht und unnötig: Im Gegensatz zum Kies sinkt kein Mulm zwischen oder unter den feinen Sand sondern bleibt auf ihm liegen und kann bequem abgesaugt oder aber auch problemlos im Aquarium belassen werden (vgl. Aquarienökologie und Beckenhygiene).
Zur Ergänzung/Vertiefung: Bodenkunde auf Olaf Deters' Aquaristik ohne Geheimnisse.
Auf echte Pflanzen sollte nicht verzichtet werden. Sie reichern das Wasser mit Sauerstoff an, verwerten anfallende Stoffwechselprodukte von Fischen und Bakterien und bieten Algen und Mikroorganismen Siedlungsfläche. Gut wachsende höhere Pflanzen sind die wirkungsvollste Konkurrenz zu Algen (zu Algen s. a. die Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene dieses Kapitels). Sie bieten Versteckmöglichkeiten und einen angenehmen optischen Reiz.
Die für Goldfische oft empfohlenen künstlichen Pflanzen verbessern in keiner Weise die Beckenökologie und können den Fischen nicht als Zusatznahrung dienen. Daß Goldfische nichts besseres zu tun wissen, als regelmäßig die Pflanzen auszugraben und zu zerstören, ist eine weitverbreitete Behauptung, die sich nicht mit meiner eigenen fünfundzwanzigjährigen Goldfisch-Erfahrung deckt.
Carassius auratus frißt gerne Pflanzen; sie sind Bestandteil der natürlichen Ernährung. Meiner Erfahrung nach häufig betroffen sind klein- und weichblättrige Pflanzen, von denen aber viele bei angemessener Besatzdichte und guter Beleuchtung ohnehin stark wuchern können (z. B. Wasserpest). Um die Pflanzenfraß-„Problematik“ kontrollierbar zu halten, empfehle ich die Berücksichtigung verschiedener Punkte:
Es sollten sich zweierlei Gruppen von Pflanzen im Aquarium befinden: welche, die nicht oder kaum gefressen werden, und solche, die gerne gefressen werden und finanziell unproblematisch sind. Sumpfschrauben (Valisneria) sind robuste und starkwüchsige Pflanzen, die nach meiner Erfahrung nicht oder kaum gefressen werden und für ein Goldfischaquarium daher sehr gut geeignet sind. Zur zweiten Gruppe können durchaus auch Algen gehören; vor allem sind damit aber Arten gemeint, die man in einem anderen Becken leicht vermehren kann, oder aber die auch im Goldfischaquarium schnell genug nachwachsen (z. B. Wasserpest). Von beiden Gruppen sollten von vornherein genug Exemplare vorhanden sein: Damit Fraßschäden nicht die Etablierung von Wasserpest verhindern, empfehle ich anfangs ein Verhältnis von mindestens fünf beckenhohen Stengeln Wasserpest pro Goldfisch. Bis daß sie sich selbst verwurzeln, muß man sie am Boden verankern (mit kleinen Steinen umschichten; mit Gummiband an Stein befestigen usw. — die Bleistreifen sollten unbedingt entfernt werden!).
Überhaupt sollten die Pflanzen (falls möglich) gut verwurzelt sein; evtl. mit Steinen vor dem Ausgraben schützen. Ich selbst konnte Ausgraben nur sehr selten beobachten; meist werden beim Herumzupfen an nicht ausreichend verwurzelten Pflanzen diese wieder ausgerissen. Es versteht sich, daß das Bodenmaterial ausreichend hoch sein muß; in 2 cm dünnem Boden kann man keine Pflanzen verankern! Steckt man sie jedoch 5 cm tief in den Boden, überstehen meist auch unverwurzelte Wasserpest-Stengel die Buddelei der Goldfische.
Nicht zuletzt sollte auch das Becken groß genug sein, und die Fische sollten ausreichend ernährt werden (vgl. unbedingt die Seite Fütterung). Hungrige Goldfische in einem zu kleinen Becken werden von Pflanzen nicht viel übrig lassen. Ein weiterer Aspekt ist, daß alte und große Goldfische lieber an Pflanzen gehen als junge und kleine. Pflanzliche Zusatznahrung (z. B. in Form von Wasserlinsen und Teichlebermoos, alternativ Salat u. ä.) mindert die „Zerstörungswut“ deutlich.
Goldfische und Pflanzen sind eine etwas unvorhersehbare Angelegenheit, bei der man etwas herumprobieren muß; es ist nach meinen und andererleuts Erfahrungen grundsätzlich machbar! Wenn es nicht funktioniert, liegt es meist an unzulänglicher Goldfischaquaristik.
Abb. 5: Karolina-Haarnixe Cabomba caroliniana.
Katalogillustration der
Three Springs Fisheries (1932)
Hier nun einige Empfehlungen:
Wasserpest Egeria densa und Elodea canadensis und Sumpfschrauben Valisneria spec. sind bewährte Standardempfehlungen; allerdings berichten einige Aquarianer (auch ohne Goldfische) von Problemen mit Wasserpest. Wichtig ist, daß man entsprechend des Temperaturspektrums die richtige Art wählt und sie ausreichend beleuchtet.
Eine weitere für ein Goldfischaquarium gut geeignete Pflanze ist Hornkraut Ceratophyllum demersum, welches aufgrund seiner harten (namengebenden) Struktur von meinen Fischen ungern gefressen wurde (andere Goldfischhalter haben auch schon Kahlfraß gemeldet). Es ist eine freitreibende wurzellose Pflanze. Sehr dekorativ ist die Teichrose Nuphar lutea, deren Schwimmblätter man kappen sollte, damit sich Unterwasserblätter bilden. Ihre Giftigkeit ist nach meinen Erfahrungen ohne Auswirkungen auf die Fische (die sie auch nicht fressen). Sie bedarf aber eines merklichen Jahreszeitenrhythmus' im Aquarium und geht im Winter zurück, um im Frühjahr wieder auszutreiben. Auch Fettblatt Bacopa (Abb. 7) wird aufgrund der Blattstruktur von mittelgroßen Goldfischen nicht angegangen, wie ich selbst erfahren habe (es hat sich aus anderen Gründen bei mir nicht gehalten). Pfennigkraut Lysimachia nummularia ist eine altbekannte klassische Pflanze für Goldfischaquarien, die eigentlich ein Bodendecker aus dem Garten ist, aber sich auch unter Wasser mit aufrechten Stengeln lange hält. Bei mir wuchert seit Juli 2005 ein dicht verkrauteter „Dschungel“, in dem die Goldfische gerne auf Nahrungssuche gehen, und in dem sich ein Jungfisch ohne gezielte Fütterung vom Schlupf bis zu seiner Entdeckung mit ca. 1 cm Länge selbst ernähren konnte. Javamoos Vesicularia dubyana ist ein interessantes und nützliches Unterwassermoos, welches stark wuchernde und hin und wieder auszudünnende Bestände bildet. Es bietet vielen kleinen wirbellosen Tieren und Mikroorganismen Lebensraum, weshalb die Goldfische es regelmäß nach Nahrung durchsuchen, ohne es selbst zu fressen. An der Wasseroberfläche schwimmende Wasserlinsen Lemna spec. („Entengrütze“) konnten weder ich noch andere Aquarianer in einem Goldfischaquarium halten: die Goldies haben sie zum Fressen gern. Genauso verhält es sich meiner Erfahrung nach mit Teichlebermoos Riccia fluitans, von dem mir aber auch schon berichtet wurde, daß es in einem Goldfischbecken unkontrolliert (und ungefressen) wuchern könne.
Mir bekannte Goldfischfreunde pflegen erfolgreich Javafarn Microsorium pteropus (auf Wurzel o. ä. festbinden; nicht einpflanzen), Indischen Wasserstern Hygrophila polysperma, Amazonas-Schwertpflanzen Echinodorus major (bei mir aufgrund zu niedriger Temperatur eingegangen), die Krause Wasserähre Aponogeton crispus und Speerblatt-Arten Anubias spec.
Weitere in der Literatur oft empfohlene aber von mir nicht ausprobierte oder durch direkte Berichte bekannte Pflanzen für ein Goldfischaquarium sind:
Tausendblatt Myriophyllum aquaticum und M. spicatum (Abb. 6; gutes Laichsubstrat, aber laut Literatur gern gefressen — ich hörte, daß die Pflanzen sich dennoch gut halten), Kriechende Ludwigie Ludwigia repens (Abb. 4) und Karolina-Haarnixe Cabomba caroliniana (Abb. 5 und auf der folgenden Seite Vergesellschaftung Abb. 13).
Abb. 6: Tausenblatt Myriophyllum spec. Abb. v. Jac. J. Koeman (Portielje, 1925) | Abb. 7: Fettblatt Bacopa caroliniana Abb. v. Jac. J. Koeman (Portielje, 1925) |
Zum Ablaichen benötigen Goldfische feinfiedrige Pflanzenbüschel, wie z. B. Hornkraut, Haarnixe oder Tausendblatt.
Für offene Becken ist die an der Oberfläche schwimmende Muschelblume Pistia stratiotes hübsch anzusehen.
Im Interesse ausreichenden freien Schwimmraumes werden Goldfischaquarien nicht so stark bepflanzt wie manch tropische Aquarien. (Auch aus diesem Grund ist eine sparsame Besatzdichte der Fische wichtig.)
Dennoch kann und sollte man an einer oder mehreren Stellen sich ein dichtes Gewirr entwickeln lassen. Dafür bieten sich z. B. Valisnerien oder Pfennigkraut an. In so einem „Dschungel“ stöbern die Fische von Zeit zu Zeit gerne herum, und einige Wirbellose, wie z. B. Garnelen, halten sich dort bevorzugt auf.
Die künstliche Beleuchtung ist m. E. eine der wichtigsten Entwicklungen in der Geschichte der Aquaristik. Viele frühere Probleme ließen und lassen sich darauf zurückführen, daß nur das in geschlossenen Räumen unzureichende Tageslicht zur Verfügung stand. Elektrische Beleuchtung bringt nicht nur die Farben der Fische besser zur Geltung, sondern ist vor allem lebensnotwendig für die Pflanzen. Viele vergebliche Versuche, in einem Goldfischaquarium Pflanzen zu halten, scheitern nicht — wie dann irrtümlich angenommen — an den pflanzenfressenden Goldfischen, sondern an nicht vorhandener oder mangelhafter Beleuchtung. Wasserpest z. B. löst sich bei Lichtmangel langsam auf.
Die bei den meisten Aquarien mitgelieferten Abdeckungen beinhalten meist eine Aufnahme für Leuchtstoffröhren, welche die wirtschaftlichste Form der Beleuchtung darstellen. Ein nachrüstbarer Reflekor ist bei den meisten Kombinationen und insbesondere bei großen und hohen Aquarien sehr zu empfehlen.
Mein Aquarium kommt gut ohne teure Spezialröhren aus dem Aquaristikbedarf aus; eine Kombination von „Tageslicht“ oder „Weiß“ mit „Interna“ oder „Warmweiß“ liefert angenehmes Licht. Verwenden Sie sogenannte Dreibandenlampen (erhöhte Leuchtkraft und längere Lebensdauer) oder Vollspektrumlampen (auch Fünfbandenlampen genannt), und kaufen Sie sie bei Eisen Karl oder Haushaltswaren Müller — solch unterstützenswerte Geschäfte können oft auch nicht vorrätige Lichtfarben besorgen und sind oft günstiger als Baumarkt oder Kaufhaus. Hinsichtlich der Lichtfarben findet man bei Krause (2004) und Kramer (2005) lehr- und hilfreiche Informationen. Außerdem sind Robert Miehles "Projekte"-Seiten diesbezüglich sehr nützlich und „erleuchtend“. Ich empfehle dringend die Lektüre dieser drei Werke und bitte um Verständnis dafür, daß ich mich auf dieser Goldfisch-Website nicht intensiver lichttechnischen Fragen widmen kann und möchte.
Normale Glühlampen finden trotz ihres für Pflanzen gut geeigneten Lichtspektrums fast gar keine Verwendung mehr: sie wandeln einen zu großen Teil der elektrischen Energie in Wärme um; dies ist abgesehen von dem hohen Stromverbrauch gerade bei einem Goldfischaquarium i. d. R. nachteilig und unerwünscht.
HQL- und HQI-Lampen bedingen ein offenes Aquarium, wovon ich zumindest bei den gestreckten Goldfischformen dringend abraten möchte. Wer sich für diese Lampen interessiert, erfährt auch dazu mehr in der oben empfohlenen Literatur.
Ein Filter ist eine nützliche technische Errungenschaft, ohne die die Pioniere der Aquaristik in frühen Zeiten zwar ausgekommen sind, die jedoch Aquarienfischen heute eine fischgerechte Umwelt ermöglicht. Seine Wirkung beruht weniger auf einer mechanischen Reinigung des Wassers von Trüb- und Schwebstoffen, sondern darauf, daß sich in dem durchströmten Filtermaterial Bakterien ansiedeln, die — genau wie in einer Kläranlage — die Stoffwechselprodukte der Tiere in weniger schädliche Stoffe umwandeln. Darauf sollte umso weniger verzichtet werden, je kleiner und dichter besetzt ein Becken ist! Die Annahme, ein kleines Becken benötige keinen Filter, ist wegen der meist sowieso ungeeigneten und überbesetzten als „kleine Becken“ bezeichneten Behältnisse völlig abwegig. Filterlose Aquarien sind grundsätzlich machbar; eine erfolgreiche Handhabe ohne die Fische zu gefährden setzt aber umfangreiches Wissen um die biologischen und chemischen Prozesse eines Aquariums sowie eine sehr sparsame Besatzdichte voraus — beides ist bei Anfängern und besonders bei kleinen Aquarien in aller Regel nicht gegeben.
Zum Verständnis der in einem biologischen Filter ablaufenden Vorgänge sind Filter und Filterung von Ralf Rombach sowie in diesem Kapitel die Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene hilfreich.
Für Goldfischaquarien liest und hört man häufig, man benötige aufgrund der großen Produktivität der Goldfische hinsichtlich Kot und Mulm besonders leistungsfähige Filter, am besten mit starker Strömung, damit Kot und Mulm auch in den Filter gesaugt werden. In einem krassen Widerspruch dazu stehen Kugeln und Winzbecken ohne Filter sowie die bisweilen geäußerte Annahme, daß ein Filter für ein kleines bescheidenes Anfängeraquarium ja nicht nötig sei. Nun ist es so, daß Carassius auratus im Verhältnis zu seiner Körpergröße nicht mehr kotet als andere Fische auch. Allerdings besteht oft eben ein Mißverhältnis zwischen der Beckengröße und der darin untergebrachten Menge Goldfisch! Daher sind gute Filter insbesondere in kleinen Anfängerbecken sehr wichtig. Meiner Erfahrung nach ist bei angebracht sparsamer Besatzdichte (s. o.) ein „normaler“ qualitativ guter Außenfilter, dessen Pumpe den Wasserinhalt des Beckens ungefähr ein- bis zweimal pro Stunde umwälzt, in der Lage, die anfallenden Stoffwechselprodukte gut umzuwandeln. „Besondere Leistungsfähigkeit“ und starke Ansaugströmung sind bei der oben empfohlenen Besatzdichte überhaupt nicht erforderlich. Die handelsüblichen Topffilter bekannter Marken sind meist mit einer Angabe versehen, an welch großen Becken man sie betreiben kann. Diese Dimensionierung ist absolut ausreichend! Wenn solch ein Außenfilter sich im Laufe der Zeit etwas zusetzt, läuft das Wasser etwas langsamer, was normal und einer ausgewogenen Bakterienpopulation zuträglich ist. Reinigen sollte man den Filter erst dann, wenn der Auslauf deutlich nachgelassen hat. Um einen Belüftungseffekt zu vermeiden, sollte der Auslauf eines Außenfilters unterhalb der Wasseroberfläche angebracht werden. Dies ist Pflicht bei gleichzeitiger CO2-Düngung. Bei Überbesatz und daraus resultierendem Sauerstoffmangel kann es allerdings geboten sein, den Auslauf plätschernd über der Wasseroberfläche anzubringen.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem kleinen mechanischen Vorfilter gemacht. Dies sind topfförmige, mit einem aufgerollten schlauchförmigen Perlonnetz gefüllte Ansaugsstellen, die auf dem Boden platziert oder etwas in ihn eingegraben werden können. Sie sind leicht und ohne Störung der Bakterien im Hauptfilter zu reinigen und ermöglichen enorm lange Laufzeiten ohne Reinigung des Hauptfilters. Sie selbst hingegen müssen öfter gereinigt werden. Da die Aufgabe eines „Filters“ eben die bakterielle Wasserreinigung und nicht die mechanische Klärung und das Beseitigen des Mulms ist, sollte man dafür Sorge tragen, daß Mulm und andere Feststoffe nicht in den Filter gelangen!
In einem ausreichend großen Becken ist der anfallende Mulm überhaupt kein Problem. Oft gelesene Schwierigkeiten von mulmaufwirbelnden langen Flossen der so stark kotenden Goldfische sind auf zu kleine Becken zurückzuführen. Mulm im Aquarium unterstützt die Wirkung des biologischen Filters. Lesen Sie zu diesem Thema auch die Seiten Aquarienökologie und Beckenhygiene und Wasserwechsel und Filterreinigung dieses Haltung-Kapitels.
Mit Innenfiltern habe ich keine nennenswerte Erfahrung. Aufgrund der Schilderungen innenfilterbetreibender Aquarianer stehe ich diesen Geräten etwas skeptisch gegenüber, kann mir aber derzeit kein abschließendes Urteil über sie erlauben. Aufgrund meiner guten Erfahrungen mit Außenfiltern empfehle ich ebendiese.
In den letzten Jahren hat in der aquaristischen Internet-Szene der mit einfachen Mitteln selbstzubauende Hamburger Mattenfilter einen großen Erfolg verzeichnet. Ich selbst habe ihn nicht ausprobiert, halte ihn aber für eine sehr wirkungsvolle Methode der mikrobiellen Wasseraufbereitung, gepaart mit einer großen Sicherheit (keine Wasserschäden durch außenliegende Schläuche, kein Ansaugen von Jungbrut, keine Fäulnisbildung bei Stromausfall). Da er im Becken aber etwas Raum einnimmt, und ich bei den meisten Goldfischaquarien um jeden Kubikzentimeter Raum kämpfe, habe ich ihn bisher nicht eingesetzt und kann ihn nur selten empfehlen. Hier Olaf Deters' Kurzbeschreibung auf "Aquaristik ohne Geheimnisse".
Eine kräftige Durchlüftung mittels Ausströmerstein (oft auch fälschlich „Sauerstoffpumpe“ genannt) wird für Goldfisch-Aquarien immer wieder dringend angeraten. Dies wird mit dem hohen Sauerstoffbedarf der Goldfische begründet (ich staune), hat aber seine Ursache in der oft unsachgemäßen Haltung der Tiere! Bei Intensivfischhaltung (z. B. in Verkaufsbecken) ist dies angebracht. Bei sinnvoll kleiner Besatzdichte (s. o.) ist nach meiner Erfahrung in einem richtigen Aquarium mit Bepflanzung eine Durchlüfterpumpe absolut entbehrlich. Hat man Pflanzen im Becken, ist man sogar gut beraten, auf die antiquierte Luftsprudelei völlig zu verzichten. Bei richtiger Beleuchtung produzieren die Pflanzen ausreichend Sauerstoff, und die Luftpumpe treibt das für die Pflanzen (und damit über Umwege auch für die Wasserhärte) so wichtige Kohlendioxid aus (häufig ist sogar eine Kohlendioxiddüngung anzuraten, s. u.).
Durchlüftung ist in der Tat nötig und sinnvoll bei Überbesatz, beim Nitritpeak, bei Krankheiten mit Medikamenten- oder Salzanwendung und bei zu hohen Temperaturen (dann vor allem nachts) — alles Ausnahmesituationen. Ich behaupte, daß die Notwendigkeit einer dauernden Durchlüftung im normalen Betrieb eines Goldfischaquariums ein Indiz für eine nicht artgerechte Tierhaltung ist.
Man braucht also keinen „Sauerstoffsprudler“ zu installieren, aber für Zwischenfälle lohnt es sich, eine Membranpumpe und einen Ausströmerstein („Sauerstoffstein“) vorrätig zu halten.
Brauchen Goldfische eine Heizung?
Wenn man die Temperaturansprüche von Goldfischen auf der Seite Temperatur und Wasserwerte berücksichtigt, lautet die Antwort: Nein.
Eine Heizung ist nur bei Hochzuchtformen in winterkalten Wohnungen erforderlich. Auch zur Umgewöhnung importierter Hochzuchtformen aus Zuchten in Singapur oder anderen warmen Ländern ist eine Heizung sehr sinnvoll.
Allerdings kann eine Aquariumheizung bei Krankheiten jederzeit sehr nützlich sein. Viele Erkrankungen (von der Schwimmblasenerkältung bis zur Weißpünktchenkrankheit) lassen sich mit erhöhter Temperatur wesentlich besser therapieren. Es ist also nicht verkehrt, sich aus Sicherheitsgründen, gewissermaßen als „Hausapotheke“, einen Heizer anzuschaffen (der dann möglicherweise nie zum Einsatz kommt).
Streitpunkt Kohlendioxid-Düngung: Die Kohlendioxid-Düngung ist m. E. (nach der künstlichen Beleuchtung) die zweite wirklich hilfreiche Neuerung in der Geschichte der Aquaristik. Manchmal ist sie sogar eine fast unabdingbare Ergänzung zur Beleuchtung.
Galt in früheren Zeiten das Kohlendioxid (CO2) zu Recht als schädlicher Stoff im Aquarium, den man mittels Durchlüftung und sprudelnder und plätschernder Filterausläufe austreiben mußte, so hat sich die Situation durch belichtete und daher gut wachsende Pflanzen umgekehrt: Die Pflanzen verbrauchen bei ihrer Photosynthese CO2, welches dadurch zur Mangelware im Aquariumwasser wird. Dies wird dann von einigen Pflanzen dadurch kompensiert, daß sie die Bildner der Carbonathärte „aufknacken“, um an den benötigten Kohlenstoff zu gelangen. Dadurch fällt unlöslicher Kalk aus, der sich als graubrauner, sandpapierähnlicher Belag auf den Blättern absetzt. Dies wiederum schadet den Pflanzen, und die durch diesen Vorgang sinkende Carbonathärte (KH) verändert den Chemismus des Wassers in für die Fische unvorteilhafter Weise.
Wer solche Prozesse in seinem Becken beobachtet, für den empfiehlt sich eine CO2-Anlage. Dies hat nichts mit der Beckengröße oder dem Besatz mit anspruchsvollen Fischen oder Pflanzen zu tun, sondern hängt von den individuellen Verhältnissen im Aquarium, der Photosyntheseleistung der Pflanzen und der Carbonathärte des Wassers ab. Nach meiner Erfahrung ist eine solche Anlage bei sehr hartem Wasser kaum vermeidbar, während man bei weicherem Wasser oft gut auf sie verzichten kann (in sehr weichem Wasser mit einer Carbonathärte unter 3 °d ist sie sogar riskant). Ich rate dazu, es erst einmal ohne eine solche Anlage zu versuchen. Gibt es Probleme mit den Pflanzen, kann man immer noch nachrüsten.
Hilfreiche Informationen zu solchen Anlagen findet man bei Krause (2004) und auf verschiedenen informativen Websites (s. Weblinks). Auf verschiedenen Sites findet man Anleitungen für kostengünstige Selbstbau-Anlagen, die mittels Hefegärung arbeiten („Bio-CO2“). Eine Druckgas-Anlage ist m. E. einfacher, bequemer und hat außerdem den Vorteil, regelbar zu sein.
Abb. 8a: Gefärbte Muschelschalen (Seemuscheln) als Dekoration. |
Abb. 8b: Mit einer Burgruine dekoriertes Goldfischglas im Ständer. |
Seit Beginn der Haltung von Zierfischen gibt es besonders unter Goldfisch-Freunden die Tendenz, das Aquarium mit Elementen zu versehen, die einer manipulierten Phantasie entstammen. Kaum ein Fisch lebt in freier Natur auf farbigem Kies zwischen versunkenen Ruinen, Schiffswracks, Zwergen und anderem Krempel, der letztlich nur als Kitsch zu bezeichnen ist. Werden die Bedürfnisse der Fische berücksichtigt, spricht eigentlich nichts gegen solch rein geschmackliche Vorlieben. Die Erfahrung zeigt aber, daß Leute, die solch einen Stil bevorzugen, meist kaum Ahnung von Fischen, ihren Ansprüchen und ihrer Umgebung haben. Dies geht immer zu Lasten der Tiere; und es ist festzustellen, daß es kaum jemanden gibt, der sich in der gebotenen Intensität mit Fischen und Aquaristik befaßt und dann noch solch einen Stil im Aquarium verwirklicht.
Katalogbilder der
Three Springs Fisheries (1932)
Als Dekoration eignen sich Steine, Wurzelhölzer, Laub, leere Kokosnußschalen usw. Von den im Handel erhältlichen künstlichen Dekorationsgegenständen (Burgen, versunkenen Autos, Schiffen, Tauchern usw.) rate ich ab: Abgesehen davon, daß von Farbe und Feinstruktur aufgrund der bald einsetzenden Veralgung nicht mehr viel zu sehen sein wird, lassen mich Material und Farbe zweifeln: Möglicherweise werden Schadstoffe abgegeben, die sich erst langfristig durch Anreicherung im Gewebe als problematisch erweisen können. Burgen und Brücken aus Ton/Keramik sind da unbedenklicher und lediglich Geschmackssache.
Luftbetriebenes Spielzeug (Taucher, blubbernde Schatzkisten, auf- und absteigende U-Boote, …) liegt nach meinem Dafürhalten nicht nur außerhalb der Grenzen eines gesunden aquaristischen Geschmackes, sondern ist in zu kleinen Aquarien eine Quelle ständiger Beunruhigung für die Fische. Eine Gewöhnung an solche Gerätschaften könnte man auch als Verhaltensstörung interpretieren. Daß sie außerdem CO2 austreiben, spielt in solcherart eingerichteten Becken meist keine Rolle mehr, befinden sich doch dort meist auch künstliche Pflanzen.
Steine sind aquariengeeignet, solange es sich um Kieselsteine oder Eruptivgesteine (Basalt, Granit, Lava usw.) ohne metallische Einschlüsse handelt. Sedimentgesteine sollten kritischer geprüft werden: sie sollten keinen Kalk enthalten, um das Wasser nicht aufzuhärten. Gut geeignet sind z. B. Schiefer und kalkfreie Sandsteine. Bei Hochzuchtformen mit vergrößerten Augen müssen die Steine zwecks Vermeidung von Verletzungen unbedingt glatt und ohne scharfe Kanten oder rauhe Oberflächen sein (Schiefer scheidet also bei einigen Zuchtformen aus).
Was Hölzer angeht, sind die im Handel angebotenen Moorkien-, Savannen-, oder Mopanihölzer gut geeignet und je nach Geschmack sehr dekorativ. Frisches Holz ist ungeeignet: es schwimmt auf, gibt nährstoffreiche Säfte ins Wasser ab und kann faulen. Gut abgelagertes Holz aus dem Wald oder auch gewässertes Holz aus Bächen und (fischfreien) stehenden Gewässern ist entgegen vieler Warnungen seitens Literatur und Handel durchaus verwendbar. Moorkienholz ist manchmal auch günstig in Torfstichen erhältlich. Moorkien- und Savannenholz geben jedoch noch Huminsäuren und Gerbstoffe ins Wasser ab. Diese sind in vielen tropischen Becken sehr nützlich; in Goldfischbecken ist ein Übermaß dieser Stoffe unangebracht; die Wasserverfärbung meist unerwünscht. Hier empfiehlt sich eine vorherige gründliche Wässerung über mehrere Wochen in einem separaten Gefäß. Die dann später noch abgegebenen Stoffe sind mengenmäßig nicht schädlich, oft hilfreich und werden durch regelmäßigen Teilwasserwechsel sowieso verdünnt.
Laub ist ein sehr effektvolles Dekorationsmittel, an dem sich auch gerne kleinere Wirbellose aufhalten. Garnelen und Krebse fressen auch davon. Goldfische suchen gerne zwischen den Blättern nach Nahrung.
Man verwende im Spätherbst bis Frühsommer einzusammelndes getrocknetes Fallaub von Eichen Quercus robur, Q. petraea oder Rotbuchen Fagus sylvatica. Diese Bäume entziehen dem Laub vor dem Abwurf sämtliche Nährstoffe; die getrockneten Blätter bestehen überwiegend aus Cellulose und Lignin und werden im Aquarium nur langsam abgebaut, ohne das Wasser zu belasten. Bevor die Blätter ins Aquarium gegeben werden, kann man sie solange wässern, bis daß sie sich mit Wasser vollgesogen haben und auf den Grund absinken (dauert erfahrungsgemäß zwei bis sechs Tage).
Laub empfiehlt sich vor allem für Aquarien mit Boden aus Grobsand (gS; s. o.) oder Kies; bei Sandboden (mS) geraten die Blätter durch die Gründeltätigkeit der Goldfische unter den Sand, was unerwünscht ist.
Kokosnußschalen sollten nach dem Abschaben von verderblichem Fruchtfleisch einige Wochen gründlich gewässert werden, um evtl. vorhandene Schadstoffe aus Anbau und Lagerung auszuspülen. Danach sind sie im Aquarium zu verwenden. Manch einer findet evtl. den tropischen Stil unpassend, aber wer es mag, kann damit dekorative Höhlen schaffen, an denen sich die Goldfische ganz bestimmt nicht stören werden.
Das Aquarium sollte so eingerichtet werden, daß den Fischen ausreichend freier Schwimmraum zur Verfügung steht. Hinten und in den Ecken können sich Pflanzen und Dekoration befinden, während der Vordergrund und die Mitte überwiegend Freiflächen aufweisen sollten. Mit Moorkienholz oder Savannenholz, großen Kieselsteinen, Laub u. a. kann man auch dort abwechslungsreiche Strukturen schaffen. Grundsätzlich ist ein Goldfischaquarium nicht so dicht bepflanzt wie viele tropische Becken. Dadurch ergibt sich für die Fische mehr Schwimmraum. Ein beckenfüllender Dschungel ist eher ungeeignet. Dennoch ist es sehr vorteilhaft, sich mindestens eine Ecke mit einem dichten Pflanzengewirr entwickeln zu lassen. Dafür bietet sich z. B. die Sumpfschraube Valisneria mit ihren Ausläufern an.
Wer langflossige Zuchtformen hält, sollte darauf achten, daß sich die Fische nicht in der Dekoration verfangen können; hält man Tiere mit vergrößerten Augen, so sind jegliche scharfen Kanten unbedingt zu vermeiden. Fische mit normalen Augen verletzen sich relativ selten, es kommt aber durchaus vor, vor allem wenn sie sich zur Paarungszeit gegenseitig durch das Becken jagen. Verlorengegangene Schuppen und eingerissene Flossen sind die Folge. Bei guter Wasserqualität verheilen solche Wunden problemlos. Anders sieht es bei deformierten Augen aus, die besonders anfällig für Verletzungen sind. Augenverletzungen heilen schwieriger ab, und die besonders „gestalteten“ Augen sind dann meist dauerhaft beschädigt.
Bedenken Sie, daß nach einiger Zeit ein Algenbewuchs die Dekoration ganz anders aussehen lassen kann.
Eine abwechslungsreiche und ansprechende Gestaltung des Aquariums dient nicht nur unserem ästhetischen Empfinden, sondern auch dem Wohlbefinden der Fische. Nachgewiesenermaßen wirkt sich bei Wirbeltieren ein abwechslungsreich strukturierter und fordernder Lebensraum in neurologischer, ethologischer und letztlich auch immunologischer Hinsicht positiver aus als eine reizarme und kahle Umgebung (Schmidt & Thews, 1995). Viele Goldfischfreunde, vor allem Halter der als empfindlich geltenden Hochzuchtformen, pflegen ihre Fische in sehr ausgeräumten und kahlen Aquarien: wenig Pflanzen, diese meist in separaten Töpfen gepflanzt, wenig oder kein Bodenmaterial, kaum Dekoration (diese dann oft sehr gekünstelt). Es sollte auch bei Zuchtformen dem Bedürfnis der Fische nach einer lebenswerten Umgebung Rechnung getragen werden.
Wichtig ist, daß das Aquarium Ihnen und den Fischen gefällt. (Lesen Sie diesbezüglich auch die stilistischen Kommentare auf der folgenden Seite Vergesellschaftung). Was den Fischen gefällt, sollte mit etwas Vorstellungsvermögen und Beobachtungsgabe unschwer zu ergründen sein. Daß Goldfische nicht in der Lage wären, sich ihre Umgebung zu merken, und daß sie daher ihr Becken stündlich neu zu erkunden hätten, ist eine oft behauptete Falschaussage. Jeder Goldfischhalter kann bestätigen, daß sich die Tiere z. B. sehr gut die bevorzugte Futterstelle merken und dort auch dann Futter erwarten, wenn es an anderer Stelle gegeben wird.
Ich habe übrigens festgestellt, daß ein vermulmtes und veralgtes Aquarium den Fischen sehr zusagt. Sie sind manchmal stundenlang damit beschäftigt, Algenbüschel durchzukauen oder im Mulm zu gründeln. Besonders nach der Fütterung ist dies festzustellen.
Mit einem gut eingerichteten großen Aquarium fördert man natürliche Verhaltensweisen der Fische; man kann dann schnell feststellen, daß Goldfische gar nicht so langweilig sind, wie manchmal behauptet wird. Dieses Urteil konnte sich nur entwickeln, weil Goldfische seit ihrer Ankunft in Europa nur selten artgerecht untergebracht wurden. Goldfische in einem zu kleinen und kahlen Aquarium sind gelangweilt und erscheinen langweilig. Artgerechte Unterbringung führt zu ansehenswerten und zusehenswerten Fischen.
Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 26. Juni 2006
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