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Haltung II: Goldfischs Wünsche

Vergesellschaftung —
Der Goldfisch und die anderen

I know the human being and fish can coexist peacefully.

(George W. Bush, 2000)

Goldfische sind friedliche und gesellige Tiere. Man sollte nicht einen einzelnen Fisch halten; er wird sich einsam fühlen. Wer sie zu mehreren in einem großen Becken hält, wird beobachten können, daß sie zwar oft jeder für sich alleine etwas „unternehmen“, aber sie ebenfalls oft gemeinsam herumschwimmen oder -stöbern. Gelegentlich wird auch ein kurzer Körperkontakt zu anderen Goldfischen gesucht. Sie sind keine Schwarmfische; passend erscheint mir der Begriff Gruppenfisch.
Also: Halten Sie sie nicht in Einzelhaft. Zwei Fische betrachte ich als Notlösung, drei sind eine akzeptable Mindestanzahl.

Einer gemeinsamen Haltung handelsüblicher „Schleierschwänze“ mit Normalen Goldfischen und Kometen­schweifen steht nach meiner Erfahrung nichts im Wege, ich habe es selbst schon erfolgreich praktiziert. Oft gehörte Befürchtungen, die Schleierformen könnten beim Futter zu kurz kommen, kann ich nicht bestätigen. Schwierig (und u. U. sogar kritisch) wird es allerdings dann, wenn mehrere männliche gestreckte „normale“ Goldfische einen weiblichen „Schleierschwanz“ treiben, der weniger schnell und wendig ist.
Einige hochempfindliche Zuchtformen (Blasenaugen, Ranchus, Nasenpompons usw., u. U. auch Perlschupper und Hochzuchtschleierfische) sollten allerdings unter sich bleiben und lieber nicht mit Normalen Goldfischen und Shubunkins vergesellschaftet werden, die ihnen zu unruhig und in der Futterkonkurrenz überlegen sind. Auch sind sie aufgrund ihrer körperlichen Besonderheiten zu empfindlich. Eine Vergesellschaftung dieser Formen mit anderen Fischarten als mit Goldfischen sollte erst recht unterbleiben.
Auch in stilistischer Hinsicht sollte man sich fragen, welche Zuchtformen gut zueinander passen. Da hat wohl jeder andere Vorlieben; eine gründliche Überlegung vor Anschaffung der Fische möchte ich jedoch dringend anraten.

Abb. 1: Ein buntes Aquarium -- aquaria.jpg (31 kB)

Abb. 1: Ein buntes Aquarium mit verschiedenen Fisch­arten — dies ist auch der Wunsch mancher Goldfisch­besit­zer. Solch eine bunte Fisch­gesellschaft ist mit Goldfischen allerdings kaum machbar. Ein tropisches Aquarium hat einen anderen Charakter als ein Goldfisch­aquarium.

Abb. v. Jac. J. Koeman (in Portielje, 1925)

Wie verhält es sich nun mit einer Ver­gesell­schaftung „robuster“ Goldfischformen mit anderen Fisch­arten?
Ich sehe dies inzwischen sehr kritisch: Grundsätzlich braucht über diese Frage eigentlich nur derjenige nachzudenken, der ein wirklich großes Becken hat! Drei Goldfische durchschnittlicher Größe bedürfen bereits eines 200-l-Aquariums — bevor man in ein ausreichend großes Becken noch andere Arten setzt, die ebenfalls nicht nur mit einem Exemplar gehalten werden sollten, ergänzt man lieber den Goldfisch-Bestand oder schafft für die vorhandenen Fische etwas mehr Raum. Die Frage, ob zu Goldfischen noch andere Fischarten gesetzt werden können, beantworte ich unterhalb 300 l mit einem deutlichen Nein.
Auf stilistische Fragen gehe ich unten noch einmal näher ein, auch sie sprechen m. E. eher gegen eine gemeinsame Haltung mit anderen Fischarten.

Prinzipiell könnte man Goldfische (die ja außer einem gesunden Appetit keinerlei agressive oder un­verträg­liche Verhaltensweisen haben) mit allen anderen hinreichend großen friedlichen Fischen, die ähnlicher Lebensbedingungen bedürfen, vergesell­schaften.
Und genau in diesen Lebensbedingungen liegt das Hauptproblem, weswegen eine Vergesellschaftung meist ausscheidet: Wie auf der Seite Temperatur und Wasserwerte dieses Haltung-Kapitels detailliert aufgezeigt wird, ist Carassius auratus auratus an mäßig warmes (breite Schwankungs-Toleranz zu tiefen und hohen Werten) leicht alkalisches und mittelhartes bis hartes Wasser angepaßt. Mit wenigen Ausnahmen weisen die Herkunftsgebiete typischer Aquarienfische jedoch dauernd warmes, oft leicht saures und weiches bis sehr weiches Wasser auf. Einige der von dort stammenden Fische haben einen großen Toleranzbereich und vertragen auch mittelhartes Wasser. Auch ihr Temperaturspektrum überschneidet sich im unteren Bereich mit dem oberen Bereich des der Goldfische. Trotz dieser Überschneidungen ist eine dauerhafte gemein­same Haltung bei solchen Werten ungünstig. Ganzjährig hohe Tempera­turen verkürzen die Lebensdauer der Goldfische und machen eine Zucht beinahe unmöglich. Umgekehrt sind die für Goldfische sinnvollen mittleren Temperaturen für tropische Fische dauerhaft zu niedrig. Solche „Schnittmengen“ sind also geeignet, einen in die Irre zu führen: Es resultiert aus einem Denkfehler, Tiere mit sich überlappenden Toleranzbereichen dauerhaft in eben diesem Grenzbereich gemeinsam zu pflegen. Das mag „machbar“ sein (viele Aqarianer tun dies); artgerecht ist es nicht. Es gibt nur relativ wenige tropische Fische, die ich für eine Vergesellschaftung mit Carassius auratus auratus als geeignet betrachte; s. u.

Hinsichtlich der Temperatur und der Wasserhärten sind dagegen viele unserer heimischen Fischarten sehr gut geeignet. Aber: Diese Tiere werden teilweise recht groß, so daß man wirklich sehr große Becken braucht, und außerdem sind diesen Arten in den meisten Fällen unsere Zimmertemperaturen viel zu hoch. Selbst Fische, die sommerlich warme Temperaturen gut vertragen, sollten eine kalte Winterruhe bekommen.

Mit Goldfischen sitzt man also zwischen allen Stühlen …

Im folgenden zähle ich hier nun einige Fischarten auf, die ich – abhängig von der Größe und Temperatur­charakteristik eines Aquariums – für mehr oder weniger geeignet halte. Es gibt noch mehrere Arten, die von ihrer Anpassung an goldfischtypische Wasserverhältnisse her ebenfalls geeignet wären, die ich jedoch aufgrund ihrer Körpergröße und/oder ihres Verhaltens als Goldfischgesellschaft völlig unangebracht finde, z. B. Zwergsonnenbarsche (Elassomatidae), Stichlinge, verschiedene Grundeln, Katzenwelse usw.

Wenn Sie eine gemeinsame Haltung von Goldfischen mit den genannten Fischen ernsthaft in Erwägung ziehen, sollten Sie sich ausführlicher über diese Arten informieren, als ich es hier auf dieser Goldfisch-Website darstellen möchte. Die angegebenen Wasserwerte sind die bei -> FishBase genannten Daten natürlicher Herkunfts­gewässer und sind bei vielen Arten wahrscheinlich etwas variabler.

Achten Sie darauf, daß die vergesellschafteten Fische nicht zu winzig im Vergleich zu den Goldfischen sind (Jungbrut, Zwergfische; Achtung bei Kardinalfischen und Reiskärpflingen!); sonst könnte es doch sein, daß sie von den sonst so friedlichen Allesfressern als Nahrung angesehen werden.
 

Nicht vergesellschaften sollte man Goldfische mit dem Paradiesfisch Macropodus opercularis. Die Paradies­fische (Makropoden) sind ebenfalls Pionierfische der Aquaristik, und so kommt man als Nostalgiker schnell auf die Idee, beide Arten zu pflegen (von ihren Temperaturansprüchen her passt das ja auch). Bitte — aber nicht im selben Becken! Männliche M. opercularis reagieren äußerst aggressiv auf rote und langflossige Fische (in denen sie potentielle Rivalen sehen) und können diese durch heftige Attacken unter tödlichen Streß setzen. Es gibt Aquarianer, die Normale Goldfische problemlos mit Paradiesfischen pflegen; daß es aber auch bei langflossigen Varietäten gut geht, habe ich bisher noch nicht gehört.
Wer langflossige Schleierformen im Warmwasserbecken hält (eine bereits sehr ungünstige Unterbringung), sollte unbedingt auf eine Vergesellschaftung mit Sumatrabarben Barbus tetrazona verzichten: diese zupfen sehr gerne an andererfischs Flossen und können dadurch langflossige Fische schädigen.
Nordamerikanischen Sonnenbarschen (Centrarchidae), deren Temperaturspektrum ebenfalls gut passt, würde ich die agileren Goldfische nicht zumuten; sie könnten ihnen auf die Nerven gehen. (Vermutung meinerseits, ausprobiert habe ich es nicht.)
Bei einigen Goldfischfreunden sind zwecks Algenkontrolle südamerikanische Antennen­harnischwelse der Gattung Ancistrus, Ohrgitterharnischwelse der Gattung Otocinclus und Saugschmerlen sehr beliebt. Abgesehen von den bevorzugten Temperaturen und Wasserhärten, die m. E. im nur schwer vereinbaren Grenzbereich liegen, gibt es mehrere Erfahrungsberichte, daß die Saugwelse (insbesondere die Antennen­harnischwelse) sich an der Schleimhaut der Goldfische gütlich tun können und so den Goldfischen ernste Hautverletzungen zufügen können. Das mag auch daran liegen, daß diese Welse meist unter­ernährt sind, da es fast immer ein kleines Problem ist, ihnen bei gemeinsamer Haltung mit den schnelleren und „ver­fressenen“ Goldfischen genug Nahrung zukommen zu lassen. Ich rate von Welsen im Goldfischaquarium generell ab, insbesondere von solchen aus tropischen Gebieten.

Abb. 11: Paradiesfische --  paradjis.jpg (19 kB)

Abb. 11: Ein Paar Paradiesfische Macropodus opercularis am Schaumnest. Für diese prächtigen Fische (von denen leider nur selten gute Tiere im Han­del zu finden sind) lohnt sich ein Artaquarium. Die beeindruckende rote Balz­färbung ist Signal für die Männchen, potentielle Rivalen anzugreifen und zu vertreiben. Die rote Farbe der Goldfische löst ebenfalls dieses agressive Ver­halten aus, weswegen sie zur Vergesellschaftung  n i c h t  geeignet sind.

Abb. v. Jac. J. Koeman (in Portielje, 1925)

Wollen Sie ein „Landschafts-„ oder „Biotopbecken“ einrichten, also ein Becken, das einen bestimmten geo­gra­phischen Lebens­raum widerspiegeln soll (z. B. die bekannten Amazonas- oder Malawi­becken), sind Sie mit Goldfischen erst einmal schlecht bedient. Theoretisch können sie in vielen Ländern der Erde in freier Natur gefunden werden, aber als reine Zuchtformen gehören sie natürlicherweise in kein Gewässer.
Dennoch sehe ich bei ausreichender Beckengröße zwei Möglichkeiten, ein Landschaftsbecken zu realisieren (ebenfalls wieder ein wenig abhängig von der Temperatur des Aquarienwassers):

  1. Carassius auratus und seine verwilderten Zuchtformen sind den Bestandsaufnahmen Kormanns (1985) und Kreyenbergs (1906) (zitiert und erläutert in Paepke, 1994) zufolge in Mittel- und Süd­china (einschl. vorgelagerter Inseln Taiwan und Hainan) und Nordvietnam so weit verbreitet, daß man sie in vielen Stadtgräben und künst­lichen Seen findet (wo sie oft als Nutzfische gezielt ausgesetzt und abgefischt werden). Ein nicht zu warmes Becken (18 bis 24 °C; jahreszeitliche Schwankungen innerhalb dieses Bereiches sind angebracht) mit den oben genannten ostasiatischen Barben und Einfachen Goldfischen, Ostasiatischen Schlammpeitzgern, Reiskärpflingen sowie evtl. auch Macro­podus ocellatus (ihm ist es ganzjährig eher schon zu warm) könnte daher ein interessantes und einigermaßen realistisches Biotopbecken darstellen. Macropodus opercularis ist in solchen Biotopen eigentlich auch ein natürlicher „Gesellschafter“ von Carassius auratus; jedoch ist aufgrund der oben geschilderten Unverträglichkeit eine gemeinsame Unterbringung nur sehr erfahrenen Aquarianern mit übergroßen und mit ausreichendem Sichtschutz ausgestatteten Aquarien vorbehalten!
  2. Ein nicht so warmes, im Winter gerne auch deutlich kühleres Aquarium könnte die chinesischen Goldfischteiche, in denen goldene Silberkarauschen und der Chi yu gehalten wurden und werden (vgl. Kapitel Geschichte) nachahmen. Einige der oben genannten heimischen Kaltwasserfische haben auch in Ostasien entsprechende Unterarten (im Zoohandel erhält man sogar nur ostasiatische Bitterlinge anstelle des streng geschützten europäischen Bitterlings!). Auch der schon erwähnte Chinesische Makropode M. ocellatus und die Messingbarbe Puntius semifasciolatus sind hier gut aufgehoben.
Abb. 12: Posthornschnecke -- posthorn.jpg (6 kB)

Abb. 12: Posthornschnecke, Planor­barius cor­neus, eine für Gold­fisch­aquarien gut geeignete Wasser­schnecke.

Abb. v. Jac. J. Koeman (in Portielje, 1925)

In den Aquarien sind auch verschiedene wirbellose Tiere angebracht, ohne die ein solcher Biotop nicht vollständig wäre.
Sehr dekorativ sind Posthornschnecken Planorbarius corneus. Diese heimischen Süßwasserschnecken schreiten im Aquarium auch zur Fortpflanzung, eine Massen­vermehrung kommt aber bei den alles­fressenden Goldfischen selten vor. Auch die lebendgebärenden Sumpfdeckelschnecken der Gattung Viviparus kommen in Betracht und haben bei mir schon mehrere Jahre mit Goldfischen gelebt. Schlammschnecken der Gattung Lymnaea könnten u. U. und je nach Art den Pflanzen Schaden zufügen, sind aber sonst zu empfehlen (unbedingt Quarantäne einhalten!).
Kleinere Schneckenarten als die genannten (z. B. Blasenschnecken Physa spec.) leben in einem Goldfischbecken nicht sehr sicher …
Als große Schnecken sind Apfelschnecken der Gattung Pomacea bei einigen Goldfischfreunden sehr beliebt. Sie bedürfen warmen Wassers (grummelbrummel) und zusätzlicher gezielter Fütterung, damit sie die Pflanzen nicht verspeisen. Eine gestorbene verwesende Apfelschnecke kann eine mittlere Katastrophe im Aquarium anrichten.
Bei Schnecken ist im Interesse der Fischgesundheit eine mehrwöchige Quarantäne dringend zu empfehlen (Zwischen­wirte von Parasiten); elegant ist es, sie während der „Einfahrzeit“ einzusetzen und diese ent­sprechend lange zu betreiben (vgl. die Seite Das "Einfahren").
Auch Süßwassergarnelen können sich in einem Goldfischaquarium gut machen; ich selbst habe gute Erfahrungen mit einer noch unbestimmten kleinen Art (möglicherweise der Gattung Neocaridina) gemacht. Diese anpassungsfähigen Zwerggarnelen sind im Schwarm auch einfach zu vermehren, was bei den neuerdings in Mode gekommenen Amanogarnelen Caridina japonica nicht der Fall ist (und Wildfängen stehe ich skeptisch gegenüber).
Bei Flußkrebsen sollte man aufpassen: Je nach Art können sie einem alle Pflanzen ruinieren; und manche gehen auch Schleierschwänzen gerne an die langen Flossen. Große Vorsicht ist also angebracht; ich habe mich von Flußkrebsen im Goldfischaquarium wieder verabschiedet.

Eine gemeinsame Haltung mit Kardinalfischen ergibt — auch wenn diese kleinen Fischchen ebenfalls aus China kommen — kein Landschaftsbecken. Die Kardinälchen leb(t)en in Bergbächen Südchinas (vor allem in Hong Kong und der Umgebung von Guangzhou im Gebiet der Weißen Wolkenberge); Silberkarauschen dagegen in der Barbenregion von Flüssen, in Altarmen sowie in Weihern und Seen der Ebenen, ihre Zuchtform Goldfisch in Teichen.

Die Erwähnung von Garnelen und Flußkrebsen bedeutet ja bereits schon eine Abkehr von einem originalgetreuen Landschaftsbecken (welches ja auch nicht erforderlich ist). Man kann anstelle eines geographisch geprägten Landschaftsbeckens ja auch eher kulturell geprägte chinesische oder europäisch-nostalgische Aquarien einrichten oder aber auch überhaupt keine streng ausgerichtete Linie betreiben, sondern einfach nur versuchen, den Goldfischen einen naturähnlichen und für sie und den Aquarianer gleichermaßen interessanten Lebensraum zu bieten. Wie ich schon auf der Seite Becken und Einrichtung schrieb: Wichtig ist, daß es Ihnen und den Fischen gefällt.

Sie sehen, daß ich einer gemeinsamen Haltung mit anderen Fischarten sehr skeptisch gegenüber stehe.
Ich bin mehr und mehr dazu gekommen, daß man Goldfische nur mit ihresgleichen halten sollte. Goldfische sind in einem gewissen Sinne ein Kulturgut. Sie sind die wahren Zierfische. Noch mehr als bei tropischen oder auch heimischen Fischarten (bei denen ja fortgeschrittene Aquarianer sich meist ebenfalls um die Schaffung eines mehr oder weniger naturnahen Lebensraumes bemühen oder aber sich die Fische nach systematischen Kriterien oder Ansprüchen an den Lebensraum auswählen) geht es bei Goldfischen um etwas ganz anderes als die bei vielen Leuten leider so beliebte „Fischsammelei“:
Sie sind entweder „unkomplizierte“ Fische für „Anfänger“ und Kinder oder aber spezielle Liebhabertiere. Auch wenn ich sie aus verschiedenen Gründen für den erstgenannten Zweck für weniger geeignet halte, haben sie doch einen großen Vorteil: sie können einen durch diese Phasen begleiten. Manch einer hält bei guter Pflege jahrzehntelang seine ersten Goldfische; anfangs lediglich „einfach“, später mit höheren Ansprüchen an die Gestaltung der Umgebung.

Diese persönlichen Fische haben ihre eigene Ausstrahlung, die bereits bei der Zusammenstellung verschiedener Zuchtformen einen stilsicheren Geschmack erfordert. Goldfische wirken, entwickeln und verhalten sich am schönsten und prächtigsten, wenn sie in angemessener Besatzdichte in geräumigen Behältern gehalten werden. Die Vergesellschaftung mit anderen Fischarten ist in den meisten Fällen schon aus Platzgründen kaum sinnvoll und führt nicht selten zu einem Sammelsurium, welches weder den Goldfischen noch den anderen Arten gerecht wird! Abgesehen von einer suboptimalen nicht artgerechten Unterbringung ist so etwas oft Stilbruch.
In dieser Hinsicht können allerdings andere Fische auch unterstützend wirken: Ein Schwarm kleiner Kardinälchen oder ein Schwarm silbriger Moderlieschen (je nach Größe und Temperaturbereich des Aquariums) können als Beifische – ein viel zu verächtliches Wort für wirklich hübsche und ansprechende Fische – die Ausstrahlung der majestä­ti­scheren Goldfische noch hervorheben. Dies gilt ebenfalls für die schon erwähnten Wirbellosen.

Ich bin mir des Umstandes bewußt, daß Goldfische und vor allem einige ihrer Zuchtformen nicht jedermanns Geschmack treffen (und manchmal auch nicht mit dem Tierschutz vereinbar sind — vgl. Kapitel Zuchtformen: Kritische Gedanken). Sie stammen aus einer Kultur, die der Natur gegen­über eine gänzlich andere Einstellung hat als dies bei uns der Fall ist. Es ist in Ostasien seit Jahrhunderten Tradition, die Natur gestalterisch zu überformen und in einen eigenen kulturellen Ausdruck zu bringen. (Dies scheint mir nebenbei gesagt eigentlich genau das, was – behutsam ge­hand­habt – bei einem Aquarium machbar und angebracht ist.)
Weiterhin waren Goldfische die ersten Zierfische in europäischen Aquarien (vgl. Kapitel Geschichte). Einige Goldfischzuchtformen spiegeln auch den damaligen Zeitgeschmack wider.
Wenn man darüber einmal in aller Ruhe nachdenkt, bekommt man viel­leicht ein Gespür dafür, daß ein Goldfischaquarium eben ein Gold­fisch­aquarium ist!
Und in ein solches packt man nicht wahllos mehr oder weniger geeignete Fische, nur um nicht „nur langweilige Goldfische“ zu haben, sondern es stellt einen Lebens- und Wirkungsraum für die Goldfische dar, in dem andere Fische durchaus optisch-stilistischen Schaden anrichten können.
Letztlich ist ein Aquarium immer auch persönliche Geschmackssache seines Besitzers. Da kann und will ich nichts vorschreiben; aber vielleicht kann ich etwas zum Finden eines eigenen Stils anregen und beitragen. Diesbezüglich reicht die Palette nämlich vom (bisweilen nicht art­gerechten) Kitsch über wahrhaft meisterlich harmonische Schmuckstücke bis hin zu sehr naturgetreuen Nachbildungen eines stehenden Gewässers. Die Grenzen sind fließend.

Der Wunsch nach anderen Fischarten als Goldfischen ist sehr oft der Beginn einer Abkehr von Goldfischen: man möchte etwas anderes — und zwar etwas, was mit Goldfischen schwer oder sogar gar nicht vereinbar ist.


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http://goldfische.carassius-auratus.info/gesellen.htm
http://goldfische.kaltwasseraquaristik.de/gesellen.htm

Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 26. Juni 2006
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