Haltung III: Pflege
Wenn das alles so einfach ist, warum gibt es dann den Nitritpeak?
Wie ist bei Neueinrichtung eines Goldfischaquariums vorzugehen?
Hintergrund der folgenden Empfehlungen ist die Nitritproblematik, vor der jedes neue Aquarium steht. Hintergründe auf Ralf Rombachs Seite Der Nitritpeak und im Stickstoffteil der vorhergehenden Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene.
Vorzuziehen ist der geduldige Weg des „Einfahrens“ eines Aquariums: Das Becken wird — wie auf der Seite Becken und Einrichtung empfohlen — eingerichtet, mit Wasser gefüllt und bepflanzt. Fische werden noch nicht eingesetzt! Das Becken wird nun ohne Fische in Betrieb genommen und bekommt Zeit, sich zu einem richtigen Aquarium zu entwickeln: Das Wasser gast aus (es werden sich feinste Luftbläschen überall absetzen), nimmt die richtige Temperatur an und klärt sich langsam von Schweb- und Trübstoffen. Und — sehr wichtig: Die Bakterienwelt beginnt sich zu entwickeln.
Falls Sie solche halten wollen, können Sie nach einer Woche ein paar wirbellose Tiere, wie z. B. Schnecken, Garnelen oder Krebse einsetzen. Ihre Ausscheidungen tragen dazu bei, daß sich die für den Betrieb eines Aquariums so wichtigen Bakterien vermehren können. Aber auch ohne diese Tiere können sich diese Mikroorganismen entwickeln, wenn Sie vergammelnde Pflanzenteile im Becken belassen und nach der ersten Woche hin und wieder etwas Futter unterrühren. Nach drei Wochen führen Sie einen 50%igen Wasserwechsel durch. Nach insgesamt vier bis sechs Wochen führen Sie einen ca. 70%igen Wasserwechsel durch und können einen Tag später dann die Fische einsetzen.
Nach dem Einsetzen der Fische führen Sie für weitere drei Wochen wöchentlich einen 70%igen Wasserwechsel durch; sollten die Fische Anzeichen einer Nitritvergiftung zeigen, wechseln Sie sofort 70 % des Wassers. (Eine Nitritvergiftung ist bei Goldfischen in einem ausreichend großen Becken und bei Einhaltung dieser Empfehlungen aber sehr unwahrscheinlich.) Anschließend können Sie zum normalen Wasserwechselrhythmus übergehen (s. folgende Seite: Wasserwechsel und Filterreinigung).
Nun der „Katastrophenweg“ für alle Ungedulder, Beschenkten, Uninformierten und andere, die nun die Fische im Becken haben und evtl. sogar schon erste Probleme haben:
Wechseln Sie sofort 70 % des Wassers! Anschließend besorgen Sie sich einen guten Nitrittest im Zoohandel (Tropfentest, keine Stäbchen/Streifen, diese sind zu ungenau) und messen zweimal täglich den Nitritgehalt des Aquariumwassers. Sobald sich der Gehalt einer Konzentration von 0,5 mg/l nähert (viele Tests beginnen leider erst bei 0,3 mg/l), wechseln Sie ca. 50 bis 70 % des Wassers. Dies kann zwischenzeitlich u. U. täglich der Fall sein! Nach max. zwei Wochen (meist innerhalb einer Woche) dürfte der Nitritpeak überwunden sein. Doch bedenken Sie, daß sein Auftreten schwer vorherzusagen ist. Es kann nach bereits drei Tagen zu einem massiven Nitritanstieg kommen, es kann aber auch bis zu sechs Wochen dauern, bis daß er auftritt.
Auch wenn Sie den geduldigen Weg gehen, ist die Anschaffung eines guten Nitrittestes keine Fehlinvestition. Ich empfehle diese Anschaffung dringend. Wer in der Lage ist, den Nitritgehalt zu bestimmen, kann auch individuelle Mittelwege einschlagen und auf die aktuellen Belastungen reagieren. Innerhalb von vier bis acht Wochen nach Einrichtung und Besatz muß aber mit Nitritproblemen gerechnet werden.
Egal, welchen Weg Sie auch gehen: Es dauert lange, bis daß sich ein Aquarium richtig entwickelt hat. Erst nach ungefähr einem Jahr kann man davon ausgehen, daß sich alles richtig etabliert und eingespielt hat und das „Ökosystem Aquarium“ funktioniert. Sollten „Störungen“ wie z. B. Wassertrübungen, Algenblüten u. ä auftreten, messen Sie zunächst den Nitritgehalt, anschließend den Nitratgehalt. Ein Wasserwechsel ist nie verkehrt; ansonsten bewahren Sie Ruhe. Solange die Fische nicht beeinträchtigt sind, ist jedweder Aktionismus unangebracht. Haben Sie Zweifel, fragen Sie jemanden, der sich auskennt: alterfahrene Aquarianer, Mitglieder eines Aquarienvereins, in einem Forum, …
Nur bei Zoohändlern sollten Sie mißtrauisch sein: Ich habe selten eine Branche erlebt, die dermaßen den Begriff „Fachhändler“ kultiviert, aber in vielen (zu vielen) Fällen reichlich unqualifizierte Beratungen gibt. Ich wünsche Ihnen sehr, daß Sie eine der wenigen Ausnahmen (die gibt es!) finden.
Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 01. Januar 2003
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