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Haltung III: Pflege

Wasserwechsel und Filterreinigung

Wer jedoch eine kleine Mühe nicht scheut, der thut jedenfalls gut, etwas alle Monate das Wasser einmal zu erneuern. Ich habe es jetzt seit fünf Monaten nicht gethan.

(Roßmäßler, 1857)

Der regelmäßige Wasserwechsel ist eine relativ „neumodische“ Handhabe in der Aquaristik. Früher pflegte und kultivierte man sein Altwasser — teilweise sehr erfolgreich. Aus verschiedenen Gründen empfehle ich jedoch keine Altwasserbecken. „Frischwasserbecken“ sind in aller Regel nicht nur risikoärmer, sondern den Bedürfnissen der Goldfische auch angepaßter. Bei Gelegenheit verfasse ich vielleicht noch einige Ausführungen zu den Vor- und Nachteilen von Alt- und Frischwasser.
In der Literatur findet man sehr oft den Rat, den Filter oder das Filtermaterial regelmäßig zu reinigen. Dem stehe ich skeptisch gegenüber. Unten lesen Sie, warum.

Übersicht:



Wasserwechsel
— Wie wird's gemacht?

Korrekterweise spricht man von einem Teilwasserwechsel, denn man wechselt nur in seltenen (Katastrophen-)Fällen das gesamte Aquarienwasser aus. Dies hat seinen Grund nicht darin, daß dadurch die wichtigen Bakterien dezimiert würden — sie leben tatsächlich im Filter, im Mulm, im (Kies-)Boden und auf Oberflächen —, sondern daran, daß man den Fischen zu krasse Schwankungen der Wasserverhältnisse ersparen möchte.

Der Teilwasserwechsel ist notwendig, um sich anhäufende Stoffwechselprodukte abzuführen und verbrauchte Spurenelemente wieder zuzuführen. Der regelmäßige Teilwasserwechsel ist eine wichtige Maßnahme zur Verhinderung von Problemen und Krankheiten.

Bei der zur groben Orientierung empfohlenen Besatzdichte (3 l Wasser pro cm Fisch) ist ein 50%iger Wasserwechsel alle zwei Wochen ideal. Eine Ausdehnung der Wechselintervalle auf alle vier Wochen ist bei einem biologisch gut arbeitenden Filter möglich, aber weniger gut.
Bei häufigerem Wasserwechsel kann man die Menge des gewechselten Wassers verringern, z. B. jede Woche 1⁄3.

Wichtig sind Art und Behandlung des Wassers:
Für Goldfische ist (mit nur wenigen Ausnahmen) fast im gesamten Bundesgebiet Leitungswasser uneingeschränkt nutzbar (vgl. die Seite Wasserwerte).

Industrie und Handel stellen sogenannte „Wasseraufbereiter“ als unverzichtbar dar. Diese Mittel binden Chlor und Schwermetalle und beinhalten einen Schleimhautschutz sowie manchmal sogar Beruhigungsmittel. In den meisten Fällen können Sie sich das Geld für Wasseraufbereiter sparen: Schleimhautschutz und Beruhigungsmittel sind anläßlich eines normalen Wasserwechsels nicht nötig, Chlor kann man (falls vorhanden) anders austreiben, und Schwermetalle sollten im Trinkwasser nicht in schädlichen Konzentrationen enthalten sein. Oft sind sie es aufgrund von Kupferrohren im Haus dennoch. Kupfer ist Standardmaterial für Frischwasserinstallationen, selten wird Edelstahl oder der Kunststoff Polyethylen (PE) verwendet. Ganz alte Installationen sind aus Blei, welches aber inzwischen auch nicht mehr repariert werden darf. Man sollte folgende Vorsichtsmaßnahmen anwenden:

Vor Verwendung als Aquarienwasser sollte man den Wasserhahn mehrere Minuten voll aufgedreht laufen lassen. So wird das in den Rohrleitungen abgestandene Wasser entfernt, das nachströmende Wasser ist in den meisten Fällen dann nicht mehr schwermetallbelastet. Für den Preis einer großen Flasche Wasseraufbereiter erhalten Sie auch einen akzeptablen Kupfertest. Testen Sie damit Ihr Leitungswasser und probieren Sie aus, wie lange Sie es laufen lassen müssen, bis daß kein Kupfer mehr nachweisbar ist. (Sie sollten natürlich herausfinden, ob in Ihrem Haus Kupferleitungen verwendet wurden. Bei Leitungen aus Blei — vor denen Sie hoffentlich verschont bleiben mögen —, werden Sie wohl kaum Kupfer finden.)
Außerdem sollten Sie ausschließlich Wasser aus der Kaltwasserleitung verwenden, da Wasser aus der Warmwasser­leitung meist belasteter ist: es steht länger in den Leitungen, bei Wärme löst sich mehr Kupfer im Wasser, in lauwarmen Leitungen leben mehr Bakterien, und die Heizschlangen sind manchmal mit chemischen Mitteln gegen Verkalken geschützt.
Mit dieser einfachen und kostengünstigen Methode ist in den meisten Häusern ein kupferarmes Wasser zu erlangen. Sicherheit erlangt man allerdings nur mit einem guten Kupfertest.
Vgl. Sie auch meinen dilettantischen -> Versuch zu Kupfertests und Wasseraufbereitern im Süßwasserforum.

Noch einmal ein Hinweis: Ich möchte nicht grundsätzlich von Wasseraufbereitern abraten; sie richten (außer im Portemonnaie) keinen Schaden an. Aber in sehr vielen Fällen sind sie einfach überflüssig. Da sich die Belastung des Wassers durch Bleirohre nicht mittels (hobbykassengeeigneter) aquaristischer Testkits bestimmen läßt, sollte bei Frischwasserleitungen aus Blei zusätzlich zum Laufenlassen sicherheitshalber Wasseraufbereiter hinzugefügt werden.

Bei der Beseitigung des Chlors helfen uns Maßnahmen, die wir sowieso anwenden müssen, um die Gasblasenkrankheit zu verhindern:
Das Wasser wird im Wasserwerk unter hohem Druck bei niedrigen Temperaturen intensiv belüftet. So treibt man — um Korrosionsschäden im Leitungsnetz durch Kohlensäure zu verhindern — Kohlendioxid aus. Dabei nimmt das Wasser aber sehr viel Luft auf, so daß große Mengen Stickstoff und Sauerstoff in ihm gelöst sind. Das Wasser kommt (unter hohem Leitungsdruck und mit geringer Temperatur) aus unserem Wasserhahn. Bevor wir es nun ins Aquarium geben, muß es Gelegenheit haben, auszugasen. Sonst findet dieses Ausgasen erst später im Aquarium (unter normalem Druck und bei etwas höherer Temperatur) statt. Anzeichen dafür sind feinste Gasbläschen im Wasser und an Oberflächen (Glaswände, Dekoration, Pflanzen). Dies kann ein für Fische sehr gefährlicher Zustand sein, denn über die Kiemen ist zuvor gelöster Stickstoff in Blut und Gewebe übergegangen. Wenn der Stickstoff nun im Fisch ausperlt, kann das tödlich enden (gleicher Vorgang wie bei der gefürchteten Taucherkrankheit). (Feine Gasbläschen können auch an den Oberflächen der Kiemen ausperlen und den Gasaustausch blockieren, so daß die Fische ersticken.)
Aus diesem Grund sollte man das Wasser für den Teilwasserwechsel entweder einen Tag abstehen lassen, oder in hohem Bogen aus der Brause entnehmen und anschließend noch belüften und bewegen, bevor es in das Becken gegeben wird. Je mehr Wasser man wechselt (und je kälter das Frischwasser ist), desto größer ist die Gefahr der Gasblasenkrankheit, und desto sorgfältiger muß das Wasser entgast werden. Dabei wird man ganz nebenbei auch das Chlor los.

Sie sollten etwas auf die Temperatur achten: Es empfiehlt sich, den Unterschied nicht größer als 2 °C sein zu lassen, um Schwimmblasenerkältungen der Fische zu vermeiden. Außerdem verringert man das Risiko der Gasblasenkrankheit durch vorherige Erwärmung.
Ich empfehle das Mischen mit kochendem Wasser aus einem Edelstahlwasserkocher oder -kochtopf. Auch (unbeschädigte) Emailletöpfe sind geeignet.

Ein Hinweis zu Wasserkochern: Ich meine ausdrücklich solche aus Edelstahl, deren Heizelement nicht sichtbar ist. Ist — wie bei einem Tauchsieder — eine Heizwendel im Behälter zu erkennen, sollte der Kocher nicht für aquaristische Zwecke verwendet werden. Diese Wendeln bestehen i. d. R. aus verchromtem Kupfer oder Messing.

Je größer das Becken ist, desto aufwendiger und umständlicher ist der Wasserwechsel mittels Schlauch und Eimer. Während man das abzusaugende Wasser mit einem langen Schlauch direkt in Ausfluß oder WC ablaufen lassen kann, sind für die Befüllung des Aquariums mit Frischwasser Bastellösungen gefragt. Viele Aquarianer mit großen Becken haben sich spezielle Adapter besorgt, und lassen das Wasser mit einem langen Schlauch aus der Wasserleitung direkt in das Becken laufen.
Bei dieser Methode ist es besonders zu empfehlen sehr oft (wöchentlich oder öfter) einen Teilwasserwechsel vorzunehmen. Nur dann ist es sinnvoll, kleine Mengen Wasser zu wechseln, so daß der Temperaturunterschied nicht ins Gewicht fällt und im Interesse der Vermeidung der Gasblasenkrankheit nicht zu viel gelöster Stickstoff ins Wasser gelangt.

Letztlich muß jeder seine eigene Methodik zum Teilwasserwechsel entwickeln. Ich selbst schleppe Wassereimer.

Filter reinigen
— behutsam und nicht zu häufig

Der Filter ist in den meisten Aquarien von großer Wichtigkeit: Wie schon auf der Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene dieses Haltung-Kapitels erläutert, dient er durch Beherbergung von Bakterien der biologischen Wasseraufbereitung. Je länger man das Filtermaterial ungestört läßt, um so mehr siedeln sich Bakterien an, die unter den gegebenen Bedingungen am effektivsten arbeiten. Auch können sich in einem lange laufenden, „reifen“ Filter mit sauerstofflosen Zonen auch denitrifizierende Bakterien etablieren, die auch das Nitrat weiter verarbeiten.

Ich halte eine ausgewogene, etablierte Bakterienbesiedlung des Aquariums für eine Grundvoraussetzung guter Wasserverhältnisse. Da sich (vor allem in mulmarmen Aquarien) ein Großteil dieser Bakterien im Filter befindet, sollte dieser so selten wie möglich gereinigt werden. Der sich entwickelnde „Biofilm“ (so nennt man den aus Bakterien und ihren Auscheidungen bestehenden Schleim) sowie angesaugte Partikel werden das Filtermaterial im Laufe der Zeit etwas zusetzen, wodurch sich der Wasserdurchfluß verringert.

Ein leichtes Zusetzen des Filtermaterials ist grundsätzlich erst einmal kein Problem; die meisten Topffilter, die für eine bestimmte Beckengröße gehandelt werden, haben einen sehr hohen Durchsatz. Erst wenn der Durchfluss um mehr als die Hälfte nachgelassen hat, ist eine Reinigung angebracht. (Vergewissern Sie sich, daß wirklich das Filtermaterial verstopft ist und nicht das Schlauchsystem.)

Die Reinigung sollte folgendermaßen erfolgen:
Da in der Regel nur Filtermaterial aus Schaumstoff (Filterschwämme) sowie Vliese und Watte von Verstopfungen betroffen sind, genügt es, diese zu reinigen. Röllchen und anderes schüttbares Material braucht meist nicht gereinigt zu werden.
Das Schaumstoffmaterial (Filterschwamm) sollte in einem Eimer mit Aquarienwasser (kein frisches Wasser aus der Leitung) vorsichtig ausgedrückt werden. Fertig. (Öffnen und Schließen des Filters sind aufwendiger.)

Der Hamburger Mattenfilter braucht normalerweise nicht gereinigt zu werden; es genügt, ihn hin und wieder mit einem Schlauch abzusaugen.
Die beschriebene Handhabe gilt für ausreichend dimensionierte Topffilter (Außenfilter)!
Systeme mit zu geringer Kapazität (die bei Komplettsets enthaltenen Innenfilter sind oft zu klein und zu schwach) erfüllen hauptsächlich mechanische Reinigungsaufgaben und sorgen für eine Wasserumwälzung. Sie müssen öfter gereinigt werden.

Damit man bei einem Außenfilter möglichst lange Laufzeiten ohne Reinigung erreicht, sollte dafür Sorge getragen werden, daß möglichst wenig Material (Mulm, Pflanzenreste usw.) angesaugt werden. Dies erreicht man durch entsprechende Platzierung der Ansaugstelle und ggf. einen mechanischen Vorfilter (der dann regelmäßig gereinigt werden muß).

Oft wird empfohlen, nicht gleichzeitig Wasser zu wechseln und den Filter zu reinigen. Ich halte dies für eine unbegründete Übervorsichtigkeit:
Die für die Aquarienökologie „guten“ Bakterien befinden sich nur zu einem vernachlässigbar kleinen Anteil im Wasser. Ihre Minimierung durch den Wasserwechsel ist ohne jede Relevanz auf das Gesamtsystem. Mengenmäßig und im Hinsicht auf die Stickstoffverarbeitung bedeutend sind die Bakterien im Filter, im Mulm und (bei Kies) im Boden.
Daraus folgt, daß man möglichst nicht zeitgleich den Filter reinigt und (so man solches denn überhaupt praktiziert) den Mulm absaugt. Ein Wasserwechsel kann dagegen ohne Bedenken durchgeführt werden.

Sollten Sie den Filter reinigen, achten Sie die darauffolgende Woche etwas auf die Fische und den Nitritgehalt. Wenn das Becken vermulmt ist, sollte (besonders bei Kiesboden) normalerweise nichts passieren. Aber etwas Vorsicht schadet nicht; bei Sandboden empfehle ich erhöhte Wachsamkeit nach einer Filterreinigung.


Sie haben bisher ihren Filter oft gereinigt? Und es hat nie Probleme gegeben? Gratulation. Entweder betreibt Ihr Filter überwiegend mechanische Reinigung, und die bakterielle Wasseraufarbeitung findet zu einem großen Teil woanders statt (Boden, Mulm, veralgte Oberflächen), oder Sie fahren mit Ihrer Praxis hart am Limit und belasten unbemerkt Ihre Tiere.
Sie sollten grundsätzlich messen und die Nitrit- und Nitratentwicklung im Verlauf der Reinigungsintervalle verfolgen. Änderungen der bisherigen Praxis sollten immer von Nitritmessungen begleitet werden, da es bei regelmäßig gereinigtem Filtermaterial, welches nun erst einmal nicht mehr gereinigt wird, zu einem Nitritpeak kommen kann (die Populationen entwickeln sich).

Hintergründe finden Sie hier im Kapitel im Stickstoffteil der Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene und auf Ralf Rombachs Seite * Der Nitritpeak.


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http://goldfische.carassius-auratus.info/wasserwechsel.htm
http://goldfische.kaltwasseraquaristik.de/wasserwechsel.htm

Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 30. Mai 2003
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