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Haltung III: Pflege

Krankheitsverhütung

Leider kommt es aber immer mal wieder vor, daß Aquarien- und Teichfische erkranken, manchmal auch nur deshalb, weil einige Fehler bei der Einrichtung des Aquariums oder Teiches und der Haltung der Fische gemacht werden.

(Frickhinger et al., 1992)

Das obige Zitat ist eine deutliche Untertreibung. Die unbequeme Wahrheit lautet: Wessen Fische erkranken, der hat fast immer etwas falsch gemacht. Auch ich mußte so etwas leider schon erleben.
Im Interesse der Fische sollte man dringend dafür sorgen, daß Krankheiten erst gar nicht im Aquarium auftreten. Ist es doch dazu gekommen, läßt sich oft nicht mehr viel retten, und der Rettungsversuch selbst ist mit viel Aufwand verbunden, auf den man auch vorbereitet sein muß: zusätzliches Becken, Mikroskop, Medikamente, Heizung, … Evtl. muß das Aquarium nach medikamentöser Behandlung neu „eingefahren“ werden.

Das Immunsystem der Fische ist hocheffektiv. Sollte ein Fisch wirklich durch ungünstige Umstände an seine Grenzen geraten, so kann der unkundige Halter, der ihn so weit hat kommen lassen, zu mindestens 50 % davon ausgehen, daß der Fisch es wohl nicht schaffen wird.
 



Vorbeugung:

  1. Eine kritische Phase ist die Neueinrichtung des Aquariums. Hier sollte man sich viel Zeit lassen, und das Becken nicht zu früh mit Fischen besetzen. Lesen Sie diesbezüglich (noch einmal) die Seite Das "Einfahren" dieses Haltung-Kapitels.
     
  2. Das Becken maßvoll besetzen! Die Faustregel beachten: 1 cm Fisch in mindestens 3 l Wasser. Auch das verhindert Krankheiten. Um diese starre Formel zu umgehen, sehen Sie sich noch einmal Tabelle 1 auf der Seite Becken und Einrichtung und die dazugehörigen Ausführungen an.
     
  3. Kaufen Sie nur gesund erscheinende Fische aus einem gesunden Verkaufsbecken! Verkaufsbecken sind zwar grundsätzlich überbesetzt, aber gesund sollten die Fische dennoch sein. Falls möglich, suchen Sie in Frage kommende Händler mehrmals auf und verschaffen Sie sich einen Eindruck von der Qualität der angebotenen Fische. Ein gesunder Goldfisch schwimmt munter umher, hat Appetit, breitet alle Flossen aus und hat eine einwandfreie Gestalt und Hautoberfläche. Ein kranker Fisch ist apathisch, klemmt die Flossen ein, atmet heftig oder kaum, scheuert sich, hat trübe Augen, Haut oder belegte Flossen oder einen dicken Bauch (letztes Merkmal bei „Schleierschwänzen“ uneindeutig). Auch nur einzelne solcher Merkmale bedeuten: Finger weg! Hat auch nur einer der Fische im Verkaufsbecken äußerlich erkennbare Parasiten, sollte überhaupt kein Fisch aus diesem Becken gekauft werden. Mit der Zeit, und wenn Sie sich immer wieder Goldfische anschauen, bekommen Sie ein Gespür für einen „guten Fisch“.
    Seien Sie äußerst mißtrauisch bei billig angebotenen Fischen. Bei Normalen Goldfischen und anderen üblichen Teichbewohnern kann es sich um gesunde Tiere handeln, die einfach „weg“ müssen; bei Zuchtformen (und das fängt oft schon bei „gewöhnlichen“ handelsüblichen Schleierschwänzen an), ist ein billiger Verkaufspreis ein sehr ernstzunehmender Hinweis darauf, daß die Tiere unter ungünstigen (lediglich kostenorientierten) Bedingungen gezüchtet, transportiert und zwischengehältert wurden. Viele neue Goldfische erkranken nicht an den vom Halter gebotenen schlechten Bedingungen, sondern an dem vom „billige Fische“ wünschenden Käufer mitverursachten miserablen Vorleben, welches nicht selten dauerhaft schädigt. (Leider sind umge­kehrt teure Fische keine Garantie für eine gute Vorgeschichte …)
     
  4. Werden zu einer bereits bestehenden Fischgesellschaft Neulinge angeschafft, so gehören diese für minde­stens vier Wochen in Quarantäne in einem separaten Becken (auch wenn die Auswahl beim Kauf noch so gründlich war). Wenn sie bis dahin keine Krankheitsanzeichen aufweisen, darf ein Wasser­austausch mit dem Altbestand stattfinden (s. u.). Die Quarantäne ist eine sehr wirksame Methode, seinen Fischbestand vor Erkrankungen zu bewahren; auf sie sollte nicht verzichtet werden.
     
    Auch im Quarantänebecken besteht die Gefahr eines Nitrit­peaks. Achten Sie etwas auf die Werte und reagieren Sie ggf. mit zusätz­lichen Wasser­wechseln. Oft wird für ein Quarantänebecken eine klinisch sterile Einrichtung (nackter Glasboden, keine Pflanzen usw.) empfohlen, damit Krankheitsbehandlungen vorgenommen werden können. Manchmal trifft man sogar auf die mir sehr seltsam anmutende Handhabe, den Fisch im Quarantänebecken sogar besonderen Belastungen auszusetzen, um den Ausbruch evtl. vorhandener „schlummernder“ Krankheiten zu provozieren. Beiden Methoden stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Meines Erachtens ist ein gesunder, widerstandsfähiger Fisch die beste Vorsorge dagegen, daß er die bisherigen Fische mit irgendetwas ansteckt. Die Quarantäne dient dazu, a) den Fisch mehrere Wochen zu beobachten und ggf. aufzupäppeln, bevor man ihn für gesund erklärt und dann b) eine Immunisierung der Fische einleitet (s. u.). Daher sollte auch das Quarantänebecken so ausgestattet sein, daß sich der Fisch (ist es nur ein einzelner, streßt ihn das schon genug!) darin auch wohlfühlt; also mit Boden, Pflanzen und ggf. Steinen/Verstecken. A propos: Ein einzelner Fisch wird in Quarantäne meist nicht sein natürliches Verhalten zeigen und munter umherschwimmen. Apathie während der ersten Wochen in „Einzelhaft“ sind normal und alleine kein Krankheitshinweis. Die Anschaffung mindestens zwei neuer Fische ist daher ratsam.

     
    Die Quarantäne endet mit einer vorsichtigen wechselseitigen Gewöhnung der neuen und alten Fische aneinander (korrekter: der jeweiligen Immunsysteme an die Erreger der anderen). Austausch kleiner Mengen Wassers und später Mulm sorgt für die Übertragung geringer Keimmengen, die wie bei einer Impfung es den Immunsystemen der Fische erlauben, sich an die unbekannten Stämme zu gewöhnen. Nähere Erläuterungen dazu auf den drei umfangreichen Seiten zu -> Massensterben und Quarantäne ff. von Ralf Rombach.
    Es ist ein weitverbeiteter Fehler, aus Ungeduld und falschem Mitleid mit den sich in Quarantäne befindenden einsamen Fischen, die Quarantänezeit abzukürzen. Das Wort ist eine französische Ableitung des italienischen »quarantina giorni«, was „vierzig Tage“ bedeutet. So viel Geduld sollte man im Interesse der Fischgesundheit aufbringen. Ein mir bekannter Händler und Importeur rät sogar, die Fische sich drei Monate lang vom Streß erholen zu lassen, den Import und Handel verursacht haben.
     
  5. Neue Pflanzen sollten gründlich auf Schnecken kontrolliert und ca. 30 min. in einer schwach rosafarbenen Kaliumpermanganat-Lösung desinfiziert werden, bevor sie ins Aquarium gebracht werden.
    So vermeidet man Krankheitsübertragungen über die Pflanzen und behält gleichzeitig die Kontrolle über die Schnecken im Aquarium.
     
    Kaliumpermanganat KMnO4 gibt es in der Apotheke. Nur einige wenige Körnchen verwenden, keine tiefviolette Lösung. — Vorsicht: Kaliumpermanganat ist leicht ätzend und sehr stark färbend, es läßt sich nicht auswaschen.
     
  6. Der regelmäßige Teilwasserwechsel ist wichtig. Sich anhäufende Stoffwechselprodukte (oder deren Filter­produkte) können die Fische schädigen, sie unter Streß setzen und anfällig für Krankheiten machen. Außerdem kann so der Chemismus des Aquariumwassers schnell außer Kontrolle geraten.
     
    Um Schädigungen durch den Wasserwechsel zu vermeiden, lohnt es sich, die Seite Wasserwechsel und Filterreinigung zu beachten. Unter Beachtung der dort gegebenen Hinweise ist häufiger Wasserwechsel kein Streß für die Fische, wie manchmal unsinnigerweise behauptet wird. Frisches Wasser greift nicht die Schleimhaut an.
     
  7. Füttern Sie richtig! Überfütterung mit minderwertigem Futter führt zu Verfettung und infolgedessen zu schweren Leberschäden (lipoide Leberdegeneration). Umgekehrt sorgt Unterernährung ebenfalls für eine Schwächung der Fische. Abwechslungsreiche Kost fördert auch die Gesundheit der „anspruchslosen“ Goldfische; wichtiger als Abwechslung ist aber ein qualitativ hochwertiges Hauptfutter. Füttern Sie statt einmal täglich großer Mengen besser mehrmals täglich kleine Mengen.
    Weitere Hinweise zur Fütterung finden Sie auf der Seite Ernährung und Fütterung dieses Kapitels.
     
  8. Kein Lebendfutter aus Gewässern, in denen Fische leben, verfüttern. Man riskiert, Parasiten einzuschleppen, die die Futtertiere als Zwischenwirt nutzen.
    Tümpelfutter aus fischlosen Kleingewässern ist i. d. R. unbedenklich.
     
  9. Keine Metalle im Becken! Akute oder chronische Vergiftungen und Schwächung des Allgemeinzustandes sind die Folge. Lediglich Edelstahl soll unbedenklich sein; damit habe ich aber keine Erfahrung. Die Bleistückchen an den Pflanzen sollten entfernt werden.
    Chronische Metallvergiftungen weisen ganz unspezifische Symptome auf, so daß es manchmal schwer fällt, die Krankheitserscheinungen darauf zurückzuführen. Die Fische sind dann auch dauerhaft geschädigt.
     

Behandlungsversuche?

Sollten doch einmal Fische krank werden, muß man schnell handeln: Als Sofortmaßnahme ist ein umfangreicher Wasserwechsel nie verkehrt. Zwecks besserer Ursachenforschung sollte man vorher die wichtigsten Wasserwerte (vgl. die Seite Temperatur und Wasserwerte) bestimmen. Hat man keine Test­reagenzien zur Hand, empfiehlt es sich, in einem Marmeladenglas vor dem Wasser­wechsel eine Wasser­probe zu nehmen, kühl und dunkel zu stellen, und die Werte ein bis zwei Tage später zu bestimmen.
Evtl. sollte man die kranken Fische sofort von den anderen trennen (zweites Becken), damit sich nicht alle anstecken.

Versuchen Sie unbedingt, sowohl die Ursachen als auch (bei erregerbedingten Krankheiten) den Erreger der Erkrankung herauszufinden. Da auch erregerbedingte Krankheiten meist von Schwächeparasiten verursacht werden, ist die Ursachenforschung enorm wichtig. Handelt es sich um eine nicht erregerbedingte Krankheit (z. B. Vergiftungen, Streßerscheinungen), können ein Wasserwechsel, die Beseitigung der Ursache und gute Wasserqualität u. U. schon ausreichen.

Bei erregerbedingten oder parasitären Erkrankungen ist eine sichere Diagnose enorm wichtig. Eine medikamentöse Behandlung ohne sichere Diagnose ist in den meisten Fällen eine riskante Angelegenheit. Man sollte bedenken, daß die Medikamente auch den Fisch beeinträchtigen können (der ja bereits geschwächt ist), und daß eine unspezifisches Mittel (Breitbandmittel) meist geeignet ist, Resistenzen zu verursachen.
In diesem Zusammenhang weise ich ausdrücklich darauf hin, daß Antibiotika nach gesicherter Diagnose nur von einem Arzt/Tierarzt verschrieben werden dürfen; und zwar auch nur für die von ihm untersuchten Patienten/Tiere! Jeder, der einem „unter der Hand“ ein Antibiotikum verschafft, begeht einen Gesetzesbruch. Ich halte es sowieso für unverantwortlich, zur Therapie von Zierfischen Antibiotika einzusetzen.

Eine sichere Diagnose ist allerdings nicht einfach zu bekommen. Ich habe an dieser Stelle früher geraten, den Rat eines guten Aquaristikfachhändlers oder besser noch der Mitglieder eines guten Internet-Aquaristik-Forums einzuholen. Beides kann ich guten Gewissens nicht mehr empfehlen.
Bei erkrankten oder gar gestorbenen Fischen die Ursache herauszufinden, ist eine sehr schwierige Angelegenheit, die viel Fachwissen und auch entsprechende materielle Ausstattung (Testreagenzien, Mikroskop, …) erfordert. In aller Regel sind Händler (deren Tätigkeit eben aus Handel besteht) weder entsprechend ausgebildet noch ausgestattet. Teilnehmer eines Internet-Forums sehen die betroffenen Fische nicht einmal (und nein: man kann anhand eines Photos seriöserweise keine Diagnose stellen). Man ist also letztlich auf einen Tierarzt angewiesen. Und da beginnen weitere Probleme: Fischkundige Tierärzte sind sehr selten; vor dem Rat von auf Pferde oder Kleinsäuger spezialisierten Veterinären kann ich aufgrund der Erfahrungen anderer Goldfischfreunde nur warnen; sie sind nicht dafür ausgebildet, Fische zu therapieren. Es sollte sich nach Möglichkeit um einen Fachtierarzt für Fische handeln. Solche sind einerseits dünn gesät und andererseits meist bei Fischgesundheitsdiensten von Landesbehörden oder einiger weniger Universitäten angesiedelt und auf die Teichwirtschaft ausgerichtet; es gibt nur wenige niedergelassene Fischtierärzte (mir sind in Deutschland namentlich zwei bekannt). Die Erwähnung der Teichwirtschaft deutet schon an, welche Probleme man dann mit kranken Aquarienfischen hat: In aller Regel sehen die Untersuchungen so aus, daß ein einzelner Fisch gründlichst untersucht wird (und diese Untersuchung nicht überlebt), und aus dem Ergebnis werden dann Schlußfolgerungen im Interesse des ganzen Bestandes gezogen. So etwas ist selten die primäre Absicht eines Goldfischfreundes, der sein erkranktes Einzeltier geheilt haben möchte.
Man kann sich also drehen, wie man möchte — eine praktikable Methode, einen oder mehrere einzelne Fische zu diagnostizieren und zu therapieren, kann ich hier nicht empfehlen. Wichtig ist und bleibt die Vorbeugung.

Man ist oft versucht, auftretende Krankheiten medikamentös zu behandeln. Auch ich war einmal in einer solchen Situation. Letzlich hat der Einsatz von Medikamenten keinen einzigen meiner erkrankten Fische retten können. Erst als die krankheitsverursachenden Mißstände erkannt und beseitigt waren, traten keine Erkrankungen mehr auf.
Bei vielen Therapieversuchen mit im Handel (meist ohne oder mit haarsträubender Beratung) verkauften Medikamenten ist der Ausgang ein reines Glücksspiel: nicht selten geben die ins Wasser gekippten Chemikalien dem Fisch den Rest. Bei geheilten Fischen bleibt sehr oft die Frage, ob er nun wegen oder trotz Medikamenten­einsatz überlebt hat. Nur wenige Krankheiten lassen sich überhaupt medikamentös sinnvoll bekämpfen (z. B. die Weißpünktchenkrankheit Ichthyophthiriasis). Andere Krankheiten, wie z. B. die infektiöse Bauchwassersucht sind Endstufe schwerer multipler Erkrankungen und gelten als unheilbar. Ohne Diagnose ist, wie schon erwähnt, keine sinnvolle Therapie möglich.
Man kann es in aller Deutlichkeit so formulieren: Wer nicht in der Lage ist, eine sichere Diagnose zu erstellen (und dazu gehört beinahe zwingend ein Mikroskop); der sollte auch Abstand davon nehmen, irgendwelche Präparate ins Aquarium zu kippen, von deren Auswirkungen auf Erreger und Fische sowieso keine richtige Vorstellung herrscht.

Bei Zeit und Gelegenheit werde ich auf dieser Website einige Informationen zu verschiedenen Krankheiten veröffentlichen; und auch Rezensionen weiterer Krankheitsbücher sind geplant. Bis dahin müssen Sie sich leider woanders informieren und vor allem auf Prophylaxe bauen. Dies hier soll eine Goldfisch-Website sein, die u. a. erst einmal Informationen zur Vermeidung von Erkrankungen bereitstellt; Diagnose und Therapie bereits eingetretener Krankheiten könnten eine eigene, sehr umfangreiche Website füllen, und wären dann immer noch höchstens halb so hilfreich wie vermutet, weil außer angelesenem Wissen eben auch die richtige und gründliche praktische Untersuchung erforderlich ist.

Wichtige Informationen zur Behandlung der oft bei neu angeschafften Fischen auftretenden Weiß­pünktchen­krankheit finden Sie auf der -> Website von Tobias Möser (unter Aquaristik). Er hat auch eine Link- und Adressen-Sammlung von Fischtierärzten und Fisch-Untersuchungstellen auf seiner Website veröffentlicht.
Auf den -> Medikamenten-Seite von Renate Husmann findet man eine umfangreiche Zusammen­stellung der in Zierfisch­medikamenten enthaltenen Wirkstoffe, ihrer Indikationen usw.

Ein kleines zweites Becken lohnt sich auf jeden Fall: Für die Quarantäne neuer Fische und zur Behandlung kranker Fische. Man kann darin Wasserflöhe und Wasserlinsen züchten und bei einem geplatzten Haupt­becken die Fische dorthin evakuieren.


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http://goldfische.kaltwasseraquaristik.info/krank.htm
http://goldfische.kaltwasseraquaristik.de/krank.htm

Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 06. Juli 2006
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