Haltung III: Pflege
Leider kommt es aber immer mal wieder vor, daß Aquarien- und Teichfische erkranken, manchmal auch nur deshalb, weil einige Fehler bei der Einrichtung des Aquariums oder Teiches und der Haltung der Fische gemacht werden.
Das obige Zitat ist eine deutliche Untertreibung. Die unbequeme Wahrheit lautet: Wessen Fische erkranken, der hat fast immer etwas falsch gemacht. Auch ich mußte so etwas leider schon erleben.
Im Interesse der Fische sollte man dringend dafür sorgen, daß Krankheiten erst gar nicht im Aquarium auftreten. Ist es doch dazu gekommen, läßt sich oft nicht mehr viel retten, und der Rettungsversuch selbst ist mit viel Aufwand verbunden, auf den man auch vorbereitet sein muß: zusätzliches Becken, Mikroskop, Medikamente, Heizung, … Evtl. muß das Aquarium nach medikamentöser Behandlung neu „eingefahren“ werden.
Das Immunsystem der Fische ist hocheffektiv. Sollte ein Fisch wirklich durch ungünstige Umstände an seine Grenzen geraten, so kann der unkundige Halter, der ihn so weit hat kommen lassen, zu mindestens 50 % davon ausgehen, daß der Fisch es wohl nicht schaffen wird.
Sollten doch einmal Fische krank werden, muß man schnell handeln: Als Sofortmaßnahme ist ein umfangreicher Wasserwechsel nie verkehrt. Zwecks besserer Ursachenforschung sollte man vorher die wichtigsten Wasserwerte (vgl. die Seite Temperatur und Wasserwerte) bestimmen. Hat man keine Testreagenzien zur Hand, empfiehlt es sich, in einem Marmeladenglas vor dem Wasserwechsel eine Wasserprobe zu nehmen, kühl und dunkel zu stellen, und die Werte ein bis zwei Tage später zu bestimmen.
Evtl. sollte man die kranken Fische sofort von den anderen trennen (zweites Becken), damit sich nicht alle anstecken.
Versuchen Sie unbedingt, sowohl die Ursachen als auch (bei erregerbedingten Krankheiten) den Erreger der Erkrankung herauszufinden. Da auch erregerbedingte Krankheiten meist von Schwächeparasiten verursacht werden, ist die Ursachenforschung enorm wichtig. Handelt es sich um eine nicht erregerbedingte Krankheit (z. B. Vergiftungen, Streßerscheinungen), können ein Wasserwechsel, die Beseitigung der Ursache und gute Wasserqualität u. U. schon ausreichen.
Bei erregerbedingten oder parasitären Erkrankungen ist eine sichere Diagnose enorm wichtig. Eine medikamentöse Behandlung ohne sichere Diagnose ist in den meisten Fällen eine riskante Angelegenheit. Man sollte bedenken, daß die Medikamente auch den Fisch beeinträchtigen können (der ja bereits geschwächt ist), und daß eine unspezifisches Mittel (Breitbandmittel) meist geeignet ist, Resistenzen zu verursachen.
In diesem Zusammenhang weise ich ausdrücklich darauf hin, daß Antibiotika nach gesicherter Diagnose nur von einem Arzt/Tierarzt verschrieben werden dürfen; und zwar auch nur für die von ihm untersuchten Patienten/Tiere! Jeder, der einem „unter der Hand“ ein Antibiotikum verschafft, begeht einen Gesetzesbruch. Ich halte es sowieso für unverantwortlich, zur Therapie von Zierfischen Antibiotika einzusetzen.
Eine sichere Diagnose ist allerdings nicht einfach zu bekommen. Ich habe an dieser Stelle früher geraten, den Rat eines guten Aquaristikfachhändlers oder besser noch der Mitglieder eines guten Internet-Aquaristik-Forums einzuholen. Beides kann ich guten Gewissens nicht mehr empfehlen.
Bei erkrankten oder gar gestorbenen Fischen die Ursache herauszufinden, ist eine sehr schwierige Angelegenheit, die viel Fachwissen und auch entsprechende materielle Ausstattung (Testreagenzien, Mikroskop, …) erfordert. In aller Regel sind Händler (deren Tätigkeit eben aus Handel besteht) weder entsprechend ausgebildet noch ausgestattet. Teilnehmer eines Internet-Forums sehen die betroffenen Fische nicht einmal (und nein: man kann anhand eines Photos seriöserweise keine Diagnose stellen). Man ist also letztlich auf einen Tierarzt angewiesen. Und da beginnen weitere Probleme: Fischkundige Tierärzte sind sehr selten; vor dem Rat von auf Pferde oder Kleinsäuger spezialisierten Veterinären kann ich aufgrund der Erfahrungen anderer Goldfischfreunde nur warnen; sie sind nicht dafür ausgebildet, Fische zu therapieren. Es sollte sich nach Möglichkeit um einen Fachtierarzt für Fische handeln. Solche sind einerseits dünn gesät und andererseits meist bei Fischgesundheitsdiensten von Landesbehörden oder einiger weniger Universitäten angesiedelt und auf die Teichwirtschaft ausgerichtet; es gibt nur wenige niedergelassene Fischtierärzte (mir sind in Deutschland namentlich zwei bekannt). Die Erwähnung der Teichwirtschaft deutet schon an, welche Probleme man dann mit kranken Aquarienfischen hat: In aller Regel sehen die Untersuchungen so aus, daß ein einzelner Fisch gründlichst untersucht wird (und diese Untersuchung nicht überlebt), und aus dem Ergebnis werden dann Schlußfolgerungen im Interesse des ganzen Bestandes gezogen. So etwas ist selten die primäre Absicht eines Goldfischfreundes, der sein erkranktes Einzeltier geheilt haben möchte.
Man kann sich also drehen, wie man möchte — eine praktikable Methode, einen oder mehrere einzelne Fische zu diagnostizieren und zu therapieren, kann ich hier nicht empfehlen. Wichtig ist und bleibt die Vorbeugung.
Man ist oft versucht, auftretende Krankheiten medikamentös zu behandeln. Auch ich war einmal in einer solchen Situation. Letzlich hat der Einsatz von Medikamenten keinen einzigen meiner erkrankten Fische retten können. Erst als die krankheitsverursachenden Mißstände erkannt und beseitigt waren, traten keine Erkrankungen mehr auf.
Bei vielen Therapieversuchen mit im Handel (meist ohne oder mit haarsträubender Beratung) verkauften Medikamenten ist der Ausgang ein reines Glücksspiel: nicht selten geben die ins Wasser gekippten Chemikalien dem Fisch den Rest. Bei geheilten Fischen bleibt sehr oft die Frage, ob er nun wegen oder trotz Medikamenteneinsatz überlebt hat. Nur wenige Krankheiten lassen sich überhaupt medikamentös sinnvoll bekämpfen (z. B. die Weißpünktchenkrankheit Ichthyophthiriasis). Andere Krankheiten, wie z. B. die infektiöse Bauchwassersucht sind Endstufe schwerer multipler Erkrankungen und gelten als unheilbar. Ohne Diagnose ist, wie schon erwähnt, keine sinnvolle Therapie möglich.
Man kann es in aller Deutlichkeit so formulieren: Wer nicht in der Lage ist, eine sichere Diagnose zu erstellen (und dazu gehört beinahe zwingend ein Mikroskop); der sollte auch Abstand davon nehmen, irgendwelche Präparate ins Aquarium zu kippen, von deren Auswirkungen auf Erreger und Fische sowieso keine richtige Vorstellung herrscht.
Bei Zeit und Gelegenheit werde ich auf dieser Website einige Informationen zu verschiedenen Krankheiten veröffentlichen; und auch Rezensionen weiterer Krankheitsbücher sind geplant. Bis dahin müssen Sie sich leider woanders informieren und vor allem auf Prophylaxe bauen. Dies hier soll eine Goldfisch-Website sein, die u. a. erst einmal Informationen zur Vermeidung von Erkrankungen bereitstellt; Diagnose und Therapie bereits eingetretener Krankheiten könnten eine eigene, sehr umfangreiche Website füllen, und wären dann immer noch höchstens halb so hilfreich wie vermutet, weil außer angelesenem Wissen eben auch die richtige und gründliche praktische Untersuchung erforderlich ist.
Wichtige Informationen zur Behandlung der oft bei neu angeschafften Fischen auftretenden Weißpünktchenkrankheit finden Sie auf der Website von Tobias Möser (unter Aquaristik). Er hat auch eine Link- und Adressen-Sammlung von Fischtierärzten und Fisch-Untersuchungstellen auf seiner Website veröffentlicht.
Auf den Medikamenten-Seite von Renate Husmann findet man eine umfangreiche Zusammenstellung der in Zierfischmedikamenten enthaltenen Wirkstoffe, ihrer Indikationen usw.
Ein kleines zweites Becken lohnt sich auf jeden Fall: Für die Quarantäne neuer Fische und zur Behandlung kranker Fische. Man kann darin Wasserflöhe und Wasserlinsen züchten und bei einem geplatzten Hauptbecken die Fische dorthin evakuieren.
Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 06. Juli 2006
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