Buchempfehlungen
Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele.
(Marcus Tullius Cicero zugeschrieben)
Auch wenn ich nun hier auf meiner Website sehr umfassende Informationen zur Aquarienhaltung von Goldfischen zusammengetragen habe, ist es doch dringend anzuraten, sich anhand von Büchern in die Thematik einzulesen. Und weil man diese Website schlecht als Geschenk überreichen kann, sind die empfohlenen Bücher alle beachtenswert: Anstatt ein (dann meist ungeeignetes) Aquarium samt Fisch zu verschenken, ist ein Buch eine günstigere und hilfreichere Alternative. Und so mancher kompetente Goldfischfreund freut sich vielleicht über eines der Bücher aus der zweiten Rubrik.
Zur Teichhaltung von Goldfischen finden Sie in verschiedenen Büchern sicher deutlich mehr als auf dieser Website. Bestimmte Themen, die ich nur kurz anreiße (Aquarientechnik, Krankheiten usw.), sind in speziellen Büchern sehr viel ausführlicher zu finden.
Hier nun einige persönliche Empfehlungen. Die mit drei Sternen () gekennzeichneten vier Bücher halte ich für die wichtigsten. Ich empfehle sie als die theoretische Grundausstattung. Bevor man als Goldfischbesitzer Geld für andere Bücher ausgibt (insbesondere die bei einigen Goldfischfreunden so beliebten Bilderbücher), sollte man diese kennen!
Übersicht:
Persönliche Bewertung:
sehr gut, sollte man kennen
gut, lesenswert
mit Einschränkungen empfehlenswert
Einsteigern in die Goldfischhaltung empfehle ich eines (oder mehrere) der folgenden Bücher.
Sie werden feststellen, daß es dort teilweise Ratschläge und Haltungshinweise gibt, die sich von den hier von mir gegebenen unterscheiden. Ich habe Gründe für meine Ratschläge. Denken Sie einfach selbst ein bißchen nach.
- STEINLE, Christian-Peter / Sandra LECHLEITER (2000): Goldfische für Gartenteich und Aquarium.
Mit einem Beitrag von Peter Heimes
DATZ-Aquarienbücher
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
94 Seiten; ISBN 3-8001-7481-2; EUR 12,90 (ohne Gewähr)
Dieses Buch ist irgendwie anders. Es schreiben hier ein zierfischerfahrener Wissenschaftsjournalist und eine Fachtierärztin für Fische, und beide haben ihren Schwerpunkt im Kaltwasser-Bereich (gleichermaßen Aquaristik und Gartenteiche). Bereits im Vorwort wird bemerkt, daß es darum geht, das Thema einmal ganz anders als es viel zu oft üblich ist
aufzuzäumen. Dies drückt sich weniger in der (eher in konventioneller Machart durchgeführten, dadurch aber angenehm zu lesenden) optischen Aufmachung aus (diesbezüglich haben wir es hier mit einem „richtigen“ und „guten“ Buch zu tun), sondern vor allem im sprachlichen Stil, der sich bisweilen in die Richtung von Boulevard-Blättern entwickelt. Daß er dieses Niveau dann doch nie erreicht, ist einer der Vorzüge dieses Werkes, jedoch wird mit diesem Stil bei kritischen Geistern evtl. ein gewisser Vorbehalt geweckt; und mich stört daran insbesondere, daß dadurch eine saubere Referenzierung und — soweit es nicht direkt im Zusammenhang nötig ist — Begündung zu oft unterbleibt. Einen „Anfänger“ wird dies nicht stören (die ihn interessierenden Punkte werden begründet), und daher ist das Buch für diese Zielgruppe hervorragend geeignet. Denn außer diesem Konzept zeichnet sich dieses Buch durch ein weiteres (und wichtigeres) Merkmal aus: Die hier gegebenen Ratschläge zur Goldfischpflege sind die besten, die ich je in einem Buch gelesen habe! Hier ist deutlich die Handschrift einer erfahrenen und fachkundigen Fischpathologin erkennbar, die nicht nur im Krankheitsteil die seriösesten je in einem Goldfischbuch gefundenen Hinweise gibt, sondern (ganz „geschäftsschädigend“) auch bei der Haltung Wert darauf legt, daß Krankheiten gar nicht erst ausbrechen. Darüberhinaus sorgen die Haltungshinweise auch für eine gute artgerechte Unterbringung der Fische, die teilweise über das hinausgeht, was ich hier auf meiner Website empfehle. Der Haltungsteil dieser Website entstand, bevor ich dieses Buch kannte. Die Parallelen sind verblüffend; der größte Unterschied besteht in der Bewertung des Mulms. Ein paar Kritikpunkte an diesem Buch habe ich dennoch: Die praktizierte Taxonomie kann ich als Biologe nicht gutheißen: den Giebel als Vorfahren des Goldfisches zu bezeichnen, sein Verbreitungsgebiet verfälscht darzustellen, Goldfische selbst mit einem ungültigen wissenschaftlichen Namen zu belegen — das ist alles in die falsche Richtung gedacht. Dazu paßt dann auch, daß ein kurzer Abbildungstext zum Giebel bei einer Zeichnung steht, die eine junge heimische Gewöhnliche Karausche (C. carassius) zeigt. Die Erklärung des (zugegebenermaßen schwer vermittelbaren) pH-Wertes beginnt sehr gut, endet dann aber fehlerhaft; die Einteilung der Wasserhärtebereiche ist rein aquaristisch gesehen und berücksichtigt nicht die gesetzlichen Wasserhärtebereiche für Leitungswasser, womit man anläßlich von Anfragen beim Wasserwerk oft bedient wird! Dies alles beeinträchtigt aber nicht die sehr guten Haltungsempfehlungen; diesbezüglich gibt es nur wenig zu kritisieren: Es wird der Eindruck vermittelt, als seien nur Schleierformen für die Aquariumhaltung geeignet, und Goldfische im Teich (sonst gute Erläuterungen zu Teichen) werden als kleintier- und pflanzenfressende Ungeheuer vorgestellt. Und daß ausgerechnet das Schwarze Teleskopauge als eine der ausdauerndsten und dankbarsten Zuchtformen
empfohlen wird, widerspricht meinem Kenntnisstand, nach dem diese Zuchtform ziemlich heikel sein kann. Was die Zuchtformen angeht, so erfolgt übrigens eine akzeptable, kritische, aber sachliche und nicht bevormundende Auseinandersetzung. Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Goldfischbuch; nicht nur, aber besonders für Anfänger. Für jeden, der sich über sein neues Hobby informieren will oder ein Geschenk für einen (zukünftigen) Goldfischfreund sucht, ist dieses Werk erste Wahl!
- BERNHARDT, Karl-Heinz (1998): Goldfische und Schleierschwänze.
Aqualog: Special-Serie Ratgeber 8
Verlag A.C.S. (Aqualog), Mörfelden-Walldorf
48 Seiten + Poster; ISBN: 3-931702-46-4; EUR 14,90 (ohne Gewähr)
Da es sich um ein Buch im DIN-A4-Format handelt, sind die 48 Seiten durchaus gehaltvoll; außerdem sind sie eng bedruckt. Und damit fange ich gleich an zu nörgeln: Das Layout mit verwirrenden Kapitelüberschriften oben am Seitenrand und einer platzsparend lieblosen und unübersichtlichen Kapitelgliederung ist nicht besonders lesefreundlich. Glücklicherweise lockern viele Bilder den Text auf; und hier finde ich vor allem die Photos aus China sehr sehenswert. Das ist — wie auch die Erlebnisberichte aus China — interessant, authentisch und eine Abwechslung von den vielen tradierten und inzwischen gewohnten „Asiatica“ der üblichen Goldfischliteratur. Zu Beginn des Buches stellt sich der Autor erst einmal vor; diese lobenswerte Geste vermisse ich in vielen anderen Büchern. So entsteht ein persönlicher Eindruck, und man erfährt, daß Bernhardt Sprachwissenschaftler ist: Sinologe, Japanologe und Germanist. Hier ist also kein Naturwissenschaftler am Werk sondern ein Liebhaber — ein Amateur im guten Sinne. Die naturwissenschaftlichen Hintergründe der Goldfische und der Aquaristik hat er gut recherchiert und verstanden sowie verständlich dargestellt, allerdings gibt es doch einige kleine Unkorrektheiten zu bemängeln. Da die Handlungsempfehlungen durch diese wenigen Unkorrektheiten nicht beeinträchtigt werden (Ausnahme: ein zu hoher Nitrit-Grenzwert), sondern meiner Meinung nach absolut richtig sind, ist dies auch kein so großes Problem. Ärgerlich sind dagegen einige wenige sinnentstellende (Flüchtigkeits-?)Fehler im Satzbau sowie auch Druckfehler. In diesem Buch wird der Goldfisch in die Kultur seines Herkunftlandes eingeordnet, es gibt einen kurzen, aber umfassenden geschichtlichen Überblick (leider ohne Quellenangaben), und es gibt hinsichlich der Vorstellung und Erläuterung der verschiedenen Zuchtformen einen etwas anderen Ansatz als üblich: Bernhardt geht von der chinesischen Praxis der Fischbezeichnungen aus und handhabt die Vorstellung ähnlich wie Pederzani und Teichfischer (aber ohne auf diese Weise einen Standard oder eine Klassifizierung anzustreben). Kommen wir zum wichtigsten, was einen Anfänger interessiert: die Haltungsempfehlungen: Die Ratschläge sind überwiegend sehr gut, der Autor empfiehlt große Becken und eine Faustregel von 5 l Wasser pro cm Fisch. Seine Empfehlungen zur Bepflanzung ähneln sehr stark den meinigen (da habe ich bei der Lektüre gestaunt), seine Ratschläge zur Fütterung, zur Vergesellschaftung, zur Quarantäne sowie die Erklärung der Aquarienökologie und des Stickstoffhaushaltes („Einfahren“!) sind ebenfalls sehr gut und sollten auch für Neulinge verständlich sein. Die vorsorgliche „Desinfektion“ neuer Fische sowie die empfohlenen Wasserwerte sehe ich mit gemischten Gefühlen; die Empfehlung zum pH ist ungewöhnlich, die tolerierten Wasserhärten sind sowohl etwas nebensächlich behandelt als auch andererseits ziemlich eng gefaßt. Wohltuend realistische Temperaturempfehlungen sind bei einem Chinakenner nicht anders zu erwarten. Hinsichtlich des Bodens gibt es leider die gängige Empfehlung relativ groben Kieses. Zur Teichhaltung faßt sich der Autor kurz und verweist auf die Teichliteratur (umfangreiche Empfehlungen im — leider etwas versteckten — Literaturverzeichnis). Der Krankheitsteil ist insgesamt gut gelungen, jedoch sind die empfohlenen Medikamentierungen kritikwürdig. Es werden zu unreflektiert Antibiotika empfohlen. Die Hinweise zur Zucht sind gut und hinreichend ausführlich. Noch ein paar Worte zu den Bildern: sie sind überwiegend gut, teilweise aber deutlich pixelig, einige historische Bilder sind nicht ordentlich referenziert. Das Poster mit vielen verschiedenen Zuchtformen zeigt gute Bilder, leider ist teilweise ein deutlich zu kleiner Bildausschnitt gewählt worden, wie auch das Abbildungsformat für einige Bilder eindeutig zu klein ist. Es sind querbeet viele Formen und „Unformen“ abgebildet, jedoch nicht vollständig. Merkwürdig ist, daß die beliebte Form des „Rotkäppchens“ fehlt. Die Aqualog-Symbol-Codes werden von mir etwas belächelt. Fazit: ein empfehlenswertes Buch, sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Goldfischfreunde, jedoch nicht immer mit ausreichendem Tiefgang und teilweise in schlampiger Umsetzung. Beachten Sie auch die Rezension zu Bernhardts zweitem Buch, damit keine Verwechselungen entstehen: Bernhardt (2001).
- HILBLE, Robert / Gabriele LANGFELDT-FELDMANN (1992): Goldfische: Anschaffung, Unterbringung, Fütterung und Pflege, Varianten.
2. Aufl.
Franckh-Kosmos, Stuttgart
70 Seiten; ISBN 3-440-06685-1; EUR 5,90 (ohne Gewähr)
Dieses Büchlein (in ihm werden teilweise die gleichen Zeichnungen wie in Jauch, 1988 verwendet) hat eine interessante Entstehungsgeschichte: Eine auf das Wohl ihrer Fische bedachte Goldfischliebhaberin fragte dem professionellen Züchter Löcher in den Bauch. Das Resultat dieses umfangreichen Gedanken- und Erfahrungsaustausches ist dieses Werk. Die Absicht, den Fischen gute Bedingungen zu bieten, zieht sich wohltuend durch das ganze Buch. Die Autoren gehen nicht auf die Zucht ein, was ich bei einem solchen Anfängerbuch auch angemessen finde. Sie stellen Innen- und Außenbecken, Miniteiche und Teiche vor. Die Miniteichkonzepte sind reizvoll und geben interessante Anregungen; ich empfehle sie aber nur etwas fortgeschritteneren Goldfischfreunden. Wer sich für Teichhaltung interessiert, findet in diesem Buch die Problematik, einen Teich „einzufahren“, verständlich und nachvollziehbar beschrieben. Mit 14 Tagen empfehlen die Autoren im Vergleich zu anderen Einführungsbüchern jener Zeit noch eine recht lange „Einfahrzeit“ für Aquarien, die aber in der geschilderten Weise nach meiner Einschätzung nicht vor Nitritproblemen (diese werden leider nicht erläutert) schützen kann! Die empfohlene Aquariengröße ist unzulänglich (… sollte 100 l nicht unterschreiten …
) und sollte getrost verdoppelt werden. Ansonsten ein Buch, welches für Anfänger und Laien durchaus hilfreich und empfehlenswert ist. Bis vor einiger Zeit empfahl ich dieses Werk als dasjenige der mir bekannten Einführungbücher, welches auf knappen Raum die gehaltvollsten Informationen gab. Inzwischen habe ich die oben genannten Bücher gelesen, und sie sind m. E. insgesamt besser. Dieses Buch hier ist aber oft auf dem Gebrauchtmarkt zu finden, und seine Anschaffung für wenig Geld lohnt sich.
- GONELLA, Hans (2002): Goldfische im Gartenteich und Aquarium.
Reihe "Ihr Hobby"
bede-Verlag, Ruhmannsfelden
79 Seiten; ISBN 3-933 646-97-9; EUR 10,90 (ohne Gewähr)
Dieses Buch verwendet als Titelbild die selbe Ryukin-Photographie von Burkhard Kahl wie Teichfischer (1994) (welche der beiden Abbildungen nun seitenverkehrt ist, entzieht sich meiner Kentnis). Auf den ersten Blick besteht hier also Verwechselungsgefahr, und da dies Buch von seinem Äußeren einen etwas nüchternen und anspruchslosen Eindruck macht, läuft es wohl Gefahr, im Bücherregal für eine „Billigausgabe“ von Teichfischers Werk gehalten oder aber auch ganz außer acht gelassen zu werden. Beides wird dem Buch nicht gerecht. Auch wenn der Geschichtsteil den Eindruck macht, als sei er überwiegend durch das Studium Teichfischers Werke zustandegekommen, ist es ein eigenes Buch mit eigener Charakteristik. Der Autor (er wird leider nicht näher vorgestellt) schrieb schon verschiedene Bücher und Aufsätze zu verschiedenen Fischarten und der Aquaristik allgemein, und so erscheint auch dieses Buch als ein wenig zu routiniert und als eine Spur zu wenig von einem ausgewiesenen Goldfischexperten verfaßt. Man findet einige allgemeine fachliche Unkorrektheiten zur Biologie der Goldfische (teils etwas konfuse Ausführungen zum Verhältnis Giebel/Goldfisch, übertriebene Größenangaben, Hinweis auf kleinwüchsige Goldfischrassen usw.) — insgesamt ist das Kapitel zum Fachwissen etwas schwammig formuliert und liegt mit seinen Aussagen manchmal haarscharf daneben. Da werden mir zu viele Worte für zu wenig Aussage gemacht. Der Haltungsteil dagegen bietet wenige Worte mit klarem Inhalt, der im großen und ganzen gut ist. Zunächst wird die Teichhaltung erläutert (wobei mich die Verwendung des Begriffs „Biotop“ stört). Zum Teichbau selbst gibt es nur wenig Hinweise; Gonella verweist auf Fachliteratur, stellt aber kurz die wesentlichen Punkte vor (und stellt eine zwar anspruchsvolle, aber sehr sinnvolle Wasserfilterung über Regenerationsflächen vor). Sehr gut gefallen haben mir seine Ausführungen zum Schlamm im Gartenteich hinsichtlich der Überwinterung für die Fische; auch sind die Hinweise zur Überwinterung im Teich generell gut. Die Problematik, Teichfische im Haus zu überwintern, wird etwas zu einfach dargestellt. Die Ratschläge zur Aquarienhaltung sind ebenfalls gut und entsprechen weitgehend meinen Empfehlungen. Es erfolgen Hinweise auf die geeignete Beckengröße, auf den Bewegungsdrang der Fische, Bepflanzung, Algen (sie werden angenehmerweise nicht als lästiges Übel vorgestellt), Urlaub, Zucht (angemessenene Ausführungen für ein Einstiegsbuch, aber etwas diffus hinsichtlich der Hochzucht) usw. Hinweise zu Kies und Mulm sind erwarteterweise anders als ich diese Punkte sehe. Das Kapitel zu Zimmerteichen hat mir besonders gut gefallen. Das Kapitel zum Futter ist relativ gut, aber mir wird zuwenig Wert auf Lebendfutter gelegt und zu viel Trockenfutter empfohlen. Das Krankheitskapitel ist schwierig: bakterielle Erkrankungen überwiegend annehmbar abgehandelt, Therapievorschläge zu Kiemenwürmern und Stäbchenkrebsen wenig erfolgversprechend, anderes etwas ungeordnet (Schwimmblasenerkältung unter „Vergiftungserscheinungen“). Gar nicht gut sondern tierquälerische Unwissenheit ist der Rat, Fische durch Auskühlen zu töten! Noch etwas zum Gesamteindruck des Buches: Vor allem in den ersten Teilen ist die Gliederung schlecht: bestimmte Erläuterungen erfolgen sprunghaft und wiederholend. Im Text wird Literatur zitiert, die im Verzeichnis nicht referenziert wird. In einigen Formulierungen findet man Flüchtigkeitsfehler, Rechtschreib- oder Setzfehler sowie eine falsche Kommasetzung. Sehr angenehmn (und nicht zuletzt auch glaubwürdig) finde ich, daß auf die Nennung von Produktnamen völlig verzichtet wird. Die Bilder (verschiedener Herkunft) sind fast alle von guter Qualität, jedoch erscheinen einige mit sichtbarem Moirée oder digitaler Pixelung. Wenig gelungen finde ich die Praxis, frei „ausgeschnittene“ Fische auf weißem Seitenhintergrund darzustellen; das wirkt arg montiert und nicht schön. Deutlich besser und eindrucksvoller sind die ebenfalls zu findenden Präsentationen vor schwarzem Hintergrund. Die (teils großflächigen) Photographien von Koji Yamazaki sind atemberaubend ansprechend und ästhetisch; ich frage mich allerdings, ob solche Aquarieneinrichtungen dauerhaft in dieser Optik realisierbar sind. Zusammenfassung: Dies Buch ist insgesamt etwas durchwachsen; es fehlt ihm ein wenig der „Aha-Effekt“; und einige Ausführungen sind leider nicht so gut, wie ich mir dies wünsche. Andererseits sind die Haltungshinweise insgesamt gut und sollten einen Neuling davor bewahren, Schiffbruch zu erleiden oder seinen Fischen unzumutbare Bedingungen zu bieten. Es ist ein gutes, empfehlenswertes Buch, dem leider der herausragende „Kick“ fehlt, welches aber dennoch einige Qualitäten hat, die den Kauf rechtfertigen und lohnen.
- ANDREWS, Chris (1987/1991): Faszinierende Goldfische.
Übersetzung aus dem Englischen: Hans-Peter KRULL
Tetra-Verlag, Melle (1991)
120 Seiten; ISBN 3-89356-115-3
Der Originaltitel dieses vom damaligen Kurator des Aquariums im Londoner Zoo geschriebenen Buches lautet Fancy Goldfishes, womit nicht das gleiche wie im deutschen Titel gemeint ist. Als “fancy goldfish” bezeichnet man in den englischsprachigen Ländern die verschiedenen Zuchtformen. Und so findet man in diesem — in einem ungewöhnlichen Hochformat gefertigten — Buch auch viele Zuchtformen in Wort und Bild (durchaus wohlwollend) vorgestellt. Daran mögen sich Verfechter der „naturnahen Aquaristik“ sowie Gegner von „Qualzuchten“ stören; allerdings sollte man als interessierter Goldfischfreund auch über diesen Aspekt einigermaßen informiert sein. Dieses Buch geht in einigen Angelegenheiten gleich tief ins Detail. Ähnlich wie Jauch (1988) beschreibt Andrews in den Ausführungen zu Zucht und Aufzucht auch die Methode der künstlichen Besamung durch Abstreifen. Auch wenn ich dies für eine nicht nachzuahmende Praxis halte, passt es ins Gesamtkonzept, da der Autor auch in anderen Punkten entsprechend umfassend vorgeht. Wichtigkeit und Funktion des Filters werden erklärt; die empfohlene zwei- bis vierwöchentliche Reinigung desselben erachte ich allerdings als kritisch (die beschriebene Methodik aber korrekt). Ebenfalls etwas vorsichtig aufzunehmen sind die empfohlenen Beckengrößen, jedoch wird mehrmals auf die Faustformel 3 l Wasser pro cm Fisch hingewiesen. Von Goldfischkugeln rät der Autor ab. Eine sehr kurze Einführung in die Geschichte des Goldfisches und eine etwas ausführlichere und meiner Meinung nach gelungene Erläuterung seiner Biologie runden den guten Gesamteindruck des Buches ab. In einem Sonderteil wird die Fischphotographie ausführlich erklärt. Die Übersetzung des Textes von Hans-Peter Krull (Zoo Krefeld) ist sehr gut: die Sprache ist flüssig zu lesen, Fachausdrücke wurden korrekt übertragen. Sachliche oder sprachliche Übersetzungsfehler habe ich nicht entdeckt. Auch angelsächsische Besonderheiten des Originals (wie z. B. der Bodenfilter und die Empfehlung von Goldfischgläsern) werden in der Übersetzung durch kleine Hinweise entsprechend „geglättet“ und korrigiert. Die wiederholt auftauchenden Hinweise auf Produkte der Firma TETRA sind im (von TETRA UK geförderten) Original allerdings nicht zu finden! Diese Werbung im Inhalt empfinde ich als störend. Fazit: Ein Buch, dessen Wert sich erst auf den zweiten Blick erschließt, dann aber gründlich. Es umfaßt auf knappem Raum erstaunlich viele Details zu den Themen Biologie, Aquarieneinrichtung, Fütterung, Pflege und Zucht. Für Anfänger, die von vornherein etwas intensiver in die Goldfischhaltung einsteigen wollen, durchaus geeignet und empfehlenswert. Dieses Buch hat mit dem „kleinen Bernhardt“ (Bernhardt, 1998, s. o.), den ich dann doch für Neulinge vorziehen würde, etwas Konkurrenz bekommen.
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Allgemeine Goldfischbücher (für weitere Informationen)
Diese Bücher sind für weitergehende Informationen zu Goldfischen gut geeignet. Auch Anfänger finden dort wissenswertes, jedoch werden Grundlagen der Aquaristik dort weniger bis unzureichend behandelt.
- TEICHFISCHER, Bernhard (1994): Goldfische in aller Welt: Haltung, Zuchtformen und Geschichte der ältesten Aquarienfische der Welt.
Tetra-Verlag, Melle
156 Seiten; ISBN 3-89356-176-5; EUR 14,50 (ohne Gewähr)
Ähnlich wie die anderen Bücher dieser Rubrik richtet sich dieses Buch an den an tieferen Informationen interessierten Goldfischfreund. Teichfischer (der Verlag stellt ihn am Ende des Buches lobenswerterweise vor) bietet umfangreiche und gut recherchierte Informationen zur Geschichte der Goldfische; nach meinem Dafürhalten sind die Angaben zur Haltung etwas knapp. Dies schließt auch die Hinweise zur Fütterung ein, die außer einer Empfehlung möglichst abwechslungsreichen Futters und der ausdrücklichen Nennung von Tetra-Goldfischfutter nur wenig substantielles bringt. (Hier liegen auch die Gründe, weswegen ich dem Werk einen dritten Stern verweigere.) Der Schwerpunkt dieses Buches liegt eindeutig auf den verschiedenen Rassen, ihrer Standardisierung und Bewertung sowie der Zucht und Aufzucht von Goldfischen. Auf diesen Gebieten ist das Buch eine Fundgrube für jeden, der nach genaueren Informationen sucht; in der aktuellen deutschsprachigen Literatur wohl das zuverlässigste Werk (dem bei genauerem Hinsehen auch Bernhardt, 2001 aufgrund der bloßen Katalogisierung nicht das Wasser reichen kann). Das Literaturverzeichnis ist umfangreich, jedoch habe ich nicht alle im Text erwähnten Werke dort wiedergefunden. Daß Teichfischer verschiedene Methoden der natürlichen Vermehrung und der künstlichen Besamung erläutert und eine Einführung in den Zuchtaufbau gibt, ist im Rahmen dieses ausführlichen und ins Detail gehenden Buches folgerichtig und für Züchter von Interesse. Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Zuchtformen, da es die Rassen und Standards zusätzlich nach Ländern einteilt. Dies ist durchaus sinnvoll, da ein Japaner z. B. unter einem Shubunkin etwas anderes versteht als ein Brite. Die bei verschiedenen Asienreisen und mehrjähriger eigener Zuchtarbeit gesammelten Erfahrungen und Kenntnisse des Autors garantieren, daß er weiß, wovon er schreibt (und machen das Buch wertvoll). Negative Äußerungen zu den umstrittenen Hochzuchtformen habe ich (auch aufgrund dieser Voraussetzungen) nicht erwartet; es wäre allerdings hilfreich gewesen, wenn auf einige Probleme und Besonderheiten bestimmter Formen kritischer eingegangen worden wäre (immerhin macht es schon stutzig, daß die allgemeine Lebenserwartung von Goldfischen mit acht bis zehn Jahren angesetzt wird, und zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre als selten erwähnt werden). Auch gehe ich mit einigen der sowieso sparsamen Empfehlungen zur Haltung nicht konform. Da es sehr informativ und in sich schlüssig ist, empfehle ich dieses Buch dennoch jedem, der sich intensiver mit Goldfischen beschäftigen will! Ein etwas ausführlicherer Haltungsteil hätte dieses Buch sicherlich auf Jahre hinaus zu einem Standardwerk der deutschen Goldfischliteratur gemacht.
- PIECHOCKI, Rudolf (1981): Der Goldfisch.
4. Auflage
Die Neue Brehm-Bücherei, Bd. 460
A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt
80 Seiten; ISSN: 0138-1423
Die Bücher der Neuen Brehm-Bücherei sind mir als Werke bekannt, die sich auf fachlich hohem populärwissenschaftlichen Niveau intensiv mit einer bestimmten Tierart oder -gruppe befassen. Und so bietet auch dieses auf den ersten Griff etwas dünne Buch eine Vielzahl an gut recherchierten und gut referenzierten Informationen, die jedoch manchmal etwas ohne Bezug oder Relevanz erscheinen. Der Verfasser legt auch Wert auf die geschichtliche und kulturelle Seite der Goldfischzucht, und zieht auch bei biologischen Fragestellungen chinesische und japanische Autoren heran. Damit gibt er auch einen deutschsprachigen Überblick über die asiatische/amerikanische Literatur zum Thema Goldfisch. Die biologischen Ausführungen sind so gut, wie ich es von einem Buch der Neuen Brehm-Reihe erwarte. Die Haltungshinweise sind solide und beruhen überwiegend auf Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen. Hier vermisse ich jedoch einige klare (und begründete) Angaben zum Wasserwechsel. Einerseits wird Matsui (1971) kurz (verkürzt?) zitiert, der empfiehlt, das Wasser nicht zu häufig zu wechseln: dies schwäche die Fische; andererseits wird (ebenfalls unter Berufung auf Matsui) darauf hingewiesen, daß Goldfische Frischwasserfische seien. Ein gehaltvoller Teil zur Hochzucht (Vererbung und Bewertung) geht (neben der Vorstellung verschiedener Rassen) noch einmal auf die Zuchtformen ein. Abschließend findet man noch ein paar Hinweise auf Goldfische als Objekte wissenschaftlicher Grundlagenforschung. Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch für interessierte Goldfischfreunde, trotz wissenschaftlichem Standard verständlich geschrieben, allerdings etwas sparsam bezüglich Haltungshinweisen und bisweilen ohne jeden Bezug zur Aquaristik (da die Neue Brehm-Reihe keine Haustierreihe ist, ist dies verständlich). Dieses Buch ist leider vergriffen; die Suche im Antiquariat wird aber bei Erfolg durch ein gutes Werk belohnt. In der (von mir nicht eingesehenen) 1990er Auflage lautet der Titel: „Der Goldfisch und seine Varietäten“.
- HERVEY, George Frangopulo / Jack HEMS (1981): The Goldfish.
Faber Paperbacks
Faber and Faber London, Boston
271 Seiten; ISBN 0-571-11611-6; £ 3,25 (damaliger Verkaufspreis)
Dieses Buch entstand in den Kriegsjahren 1942 bis 1944 und erschien erstmals 1948. When this book was first published in 1948 it was greeted with a chorus of praise,
(Klappentext). 1968 gab es eine durchgesehene Neuauflage, 1981 diese (erneut überarbeitete) Paperback-Ausgabe. Herveys und Hems Buch weist eine erstaunliche Ähnlichkeit mit meiner Website auf: umfassend, gründlich, alle möglichen Themenbereiche ansprechend. Am meisten gestaunt habe ich, als ich die kurzen Zitate über den einzelnen Kapiteln fand … (Ich versichere, daß diese Website entstand und ihre jetzige Form fand, ohne daß ich dieses Buch kannte! Es handelt sich um eine konvergente Entwicklung …) Dieses Werk ist sehr gründlich. Das Kapitel “History” beginnt nicht etwa bei Adam und Eva; nein — viel früher: In its early stages the earth was very hot — a sort of melting furnace. The comparison is a fair one; for just as in the process of purifying iron by puddling the iron forms into a round solid mass of hot metal, while the various stony impurities collect about it as a sort of scum, so the earth, as we know it, consists of a hot central metallic core (the barysphere) and a rocky outer crust (the lithospehre) which was the first to harden as the planet cooled.
Doch, das ist gründlich. Dennoch ist dieses Buch für Laien geschrieben, und man kommt als Leser (sofern man der englischen Sprache mächtig ist) durchaus auf seine Kosten. Die Photographien der ersten Auflage sind leider verlorengegangen, so daß die vorliegende Ausgabe nur mit den erhaltenen Zeichnungen (von A. Fraser-Brunner) ausgestattet ist; diese sind sehr gut und einprägsam! Das Buch ist also (wiederum eine Parallele zu meiner Website) ein wenig textlastig. Man findet Umrechnungstabellen (britische Einheiten in metrische), ein gutes Literaturverzeichnis, den Namen des Goldfisches in verschiedenen Sprachen sowie die Kapitel Anatomie, Zuchtformen, Geschichte, Haltung, Auswahl und Transport, Fütterung, Krankheiten, Zucht, Ausstellungen und “The Goldfish and all the Arts” — alles wird abgehandelt und ist interessant und spannend. Man muß etwas die Entstehungszeit des Buches berücksichtigen; einiges ist inzwischen veraltet, und Fishbowls sind nun einmal leider eine britische Spezialität. Wer sich heute dieses Buch zulegt, tut dies wohl weniger, um noch etwas über die Haltung zu erfahren; hier geht es einfach um alles. — Wer des Englischen mächtig ist, sollte dieses Buch nicht außer Acht lassen.
- BERNHARDT, Karl-Heinz (2001): Alle Goldfische und Schleierschwänze / All Goldfish and Varieties.
Aqualog: reference fish of the world 11
Verlag A.C.S. (Aqualog), Mörfelden-Walldorf
159 Seiten; ISBN 3-931702-78-2; EUR 44,80 (ohne Gewähr)
Man mag (insbesondere wenn man die Bücher im Versand bestellt) annehmen, daß die beiden Bücher Bernhardts lediglich unterschiedlich ausführliche Varianten seien (dazu das hier besprochene Werk zweisprachig). Wer nun also — weil angenommenerweise gründlicher — dies teurere Werk ersteht, kann eine unangenehme Überraschung erleben: Diese beiden Bücher ergänzen sich; wer Informationen zur Goldfischaquaristik sucht, für den ist Bernhardt (1998) wichtiger. Wer darüberhinaus (oder aber auch unabhängig davon) sich für Details der Zuchtformen und ihrer Klassifizierung interessiert, für den ist das hier rezensierte sehr spezielle Werk lehrreich. Wer sich nicht mit Hochzuchtformen befassen mag, sollte dieses Buch meiden. Der englische Text macht das Werk für den internationalen Verkehr relevant, und im Hinblick auf die geleistete Arbeit dieser Zusammenstellung ist dies auch sinnvoll. Die Zweisprachigkeit in Form der zweispaltigen Seiten mit gemeinsam nutzbaren mittigen Abbildungen läßt sich ohne große Sucherei lesen, und man gewöhnt sich schnell an die Lektüre — ein gelungenes Konzept. Deutlich besser als im anderen Buch ist das Layout der einzelnen Kapitel und Unterkapitel, die in diesem Buch übersichtlicher sind als im 1998er Werk. Das erste Kapitel („Allgemeines“; mit den Unterkapiteln ‚Biologie‘, ‚Geschichte‘ und ‚Export‘) ist überwiegend identisch mit den jeweiligen Abschnitten des 1998er Buches, nur wenige Passagen wurden überarbeitet. Das zweite Kapitel („Die verschiedenen Zuchtformen“) ist dem 1998er Werk sehr ähnlich, aber etwas ausführlicher und mit erläuternden Zeichnungen versehen. Im dritten Kapitel wird dann detailliert auf einzelne Zuchtformen eingegangen. Hinweise zu Haltung und Pflege, Einrichtung eines Aquariums usw. fehlen; dies ist auch nicht Ziel dieses Buches, welches dann nach diesen ca. 30 Seiten im folgenden Bildteil auf ca. 100 Seiten und über 680 Farbphotos die verschiedenen Zuchtformen präsentiert. Die im Klappentext vollmundig als brilliant
bezeichneten Bilder sind dies keinesfalls immer. Dennoch muß man die Mühe anerkennen, die es wohl bereitete, all diese Bilder zu beschaffen und zusammenzutragen. Dieses katalogähnliche Werk strebt Vollständigkeit an — ein Unterfangen, welches aufgrund der Vielzahl möglicher Zuchtkombinationen und ständiger Neuzüchtungen nicht gelingen kann, hier aber in beeindruckender Weise zu realisieren versucht wurde. Abbildungen der bedauernswerten Spielarten mit umgewendetem Kiemendeckel machen sich rar; und enttäuschend finde ich, daß auch in diesem Buch die häufig angebotenen „Rotkäppchen-‚Schleierschwänze‘“ fehlen. Die Bezeichnungen der Zuchtformen im Bildteil sind viersprachig (deutsch, englisch, chinesisch, japanisch). Die asiatischen Namen sind jeweils in lateinischen Buchstaben geschrieben; ich hätte mir einen zusätzlichen Abdruck der chinesischen bzw. japanischen Schriftzeichen gewünscht. Es sind im Bildteil alte Zeichnungen abgebildet, die denen aus Sauvigny (1780) verblüffend ähnlich sehen (und möglicherweise als Vorlage der dortigen Kupferstiche dienten), hier als aus d'Auberville 1740
bezeichnet werden, was aber im Literaturverzeichnis nicht referenziert wird (wie auch die Quellen anderer historischer Bilder). Abgesehen von diesen Kleinigkeiten vermisse ich an diesem Werk vor allem folgenden wichtigen Punkt: Weder werden der alte deutsche noch der aktuelle englische Standard vorgestellt (sondern nur kurz erwähnt), noch wird ein Versuch unternommen, die Klassifizierung dahingehend zu entwickeln, daß sie standardisiert einen Fisch eindeutig beschreiben kann. Pederzanis Xiphophorus-Standard und die von Teichfischer (1994) darauf basierend vorgeschlagene Goldfisch-Codierung bleiben völlig unberücksichtigt. Auch wird kein eigenes Konzept angedacht, sondern etwas halbherzig eine Anlehnung an die etwas unkoordinierte chinesische Namensgebung vorgenommen. So wurde eine Chance vertan, über eine bloße Katalogisierung / Inventarisierung hinaus eine Basis zu schaffen, auf der (möglichst international) eine Zuchtform eindeutig bezeichnet und beschrieben werden kann. Daran können auch die viersprachigen Trivialnamen und die in diesem Zusammenhang reichlich belächelnswerten Aqualog-Codenummern nichts ändern. Fazit: obwohl ein meiner Meinung nach für diese Thematik essentieller Teil feh t, ist es ein empfehlenswertes und lohnendes Buch für diejenigen, die ein wenig Ordnung in dem Wirrwarr der verschiedenen Zuchtformen suchen. Allerdings empfinde ich den Preis für dieses Buch unangemessen hoch.
- PÉNZES, Bethen / István TÖLG (1993): Goldfische und Kois.
2., erw. Auflage
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
144 Seiten; ISBN 3-8001-7215-1, DM 42,- (damaliger Verkaufspreis; heute uneinheitlich; evtl. Preisbindung aufgehoben?)
Dieses klassische Werk der erfahrenen ungarischen „Fischprofis“ Pénzes (ehemaliger Aquarienkurator am Budapester Zoo, zuletzt Leiter des Hydrobiologischen Laboratoriums in Százhalombatta) und Tölg (Leiter der Fischzuchtanstalt Százhalombatta) bietet Goldfischfreunden, die tiefer in die Thematik einsteigen wollen, eine Fülle an Lesens- und Wissenswertem. Die Autoren umreißen (etwas ungenau) die Geschichte und bieten viele und interessante biologische Informationen. Die Haltungsempfehlungen sind in meinen Augen ziemlich unbrauchbar; so verwundert es auch nicht, daß die Autoren lediglich eine Lebensdauer von sieben bis acht Jahren veranschlagen. Gegenüber skurilen Zuchtformen sind die Autoren gewohnt kritiklos, sie stellen auch (relativ wertfrei) grausliche Methoden japanischer Züchter vor, mittels Ab- und Einreiben mit bestimmten Chemikalien die Farben der Fische zu manipulieren. Das Buch bietet jedoch (kritisch und mit Vernunft gelesen) wichtige und interessante Informationen zu allen Aspekten des Themas Goldfisch. Vererbung, Zucht, Aufzucht, Überwinterung und Pflegemaßnahmen im Jahreslauf — alles wird aus professioneller Sicht erläutert und ist interessant zu lesen und zu wissen. Für mich war dieses Buch damals ein Anstoß, mich genauer mit der Historie des Goldfisches zu befassen. Für wissensdurstige Anfänger ist dieses Werk kaum geeignet; und ein vorbehaltloses Nachahmen der hier gegebenen Ratschläge ist auch nicht zu empfehlen. Für das Bücherregal derjenigen, die sich intensiver mit Goldfischen beschäftigen, ist dieses Buch aber ein wichtiger Baustein. Der Titel der (von mir nicht gelesenen) 1. Auflage lautet: „Goldfische und Zierkarpfen“.
Aquaristik und Fischhaltung
Ohne speziellen Bezug zu Goldfischen möchte ich folgende Bücher allen Aquarianern (also auch Goldfischhaltern!) ans Herz legen. Zum problemlosen und sicheren Betrieb eines Aquariums sowie zur Gesunderhaltung der Fische vermitteln sie das nötige Wissen.
- BREMER, Heinz (1991): Aquarienfische gesund ernähren.
DATZ-Aquarienbücher
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
191 Seiten, EUR 24,90
ISBN 3-8001-7366-2
Prof. Heinz Bremer geht in diesem Buch detailliert und wissenschaftlich abgesichert auf Ernährung und Fütterung von Aquarienfischen ein. Dabei zieht er sowohl die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Fische als auch die Möglichkeiten eines hobbymäßigen Fischpflegers in Betracht. Wer dieses Buch aufmerksam liest, wird verstehen, daß es nicht damit getan ist, den Fischen etwas Flockenfutter ins Aquarium zu streuen. Diese Hinweise wird allerdings wohl nur derjenige ernst nehmen, der sich auch um seine eigene Ernährung Gedanken macht — und darin liegt m. E. die für die Akzeptanz dieses Buches und des in ihm angebotenen Wissens größte Hürde: Kaum ein Mitglied unserer heutigen industrialisierten Gesellschaft weiß um den Wert oder die Wertlosigkeit seiner Nahrung. In einer Gesellschaft, die zu einem nicht zu übersehenden Teil an ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten, den Folgen des Rauchens und anderer ungesunder Lebensweisen leidet, werden sich wohl nur wenige Goldfisch-Aquarianer Gedanken um eine ausgewogene und artgerechte Fütterung ihrer „anspruchslosen“ Pfleglinge bemühen, wenn diese anscheinend problemlos aus bunten Plastikdosen ernährt werden können. Wer sich dennoch in dieses lehrreiche und gebotenermaßen anspruchsvolle Buch vertieft, wird nicht nur seinen Horizont hinsichtlich der Ansprüche anderer Fische erweitern, sondern lernt darüberhinaus auch einiges über Biochemie, Stoffwechsel, Anatomie der Verdauungsorgane u. v. m. Das Geld für dieses nicht billige Buch ist lohnend angelegt.
- KRAUSE, Hanns-J. (2004): Handbuch Aquarientechnik.
4., vollständig überarbeitete Auflage
bede-Verlag, Kollnburg
176 Seiten; EUR 22,80 (ohne Gewähr)
ISBN 3-927 997-10-2
— ders. (1995): Handbuch Aquarienwasser:
Diagnose, Therapie, Aufbereitung.
3. überarbeitete Auflage
bede-Verlag, Ruhmannsfelden
127 Seiten; EUR 19,80 (ohne Gewähr)
ISBN 3-927 997-00-5
Diese Handbücher bieten einen wichtigen und umfassenden Einblick in die Wasserchemie und die Aquariumtechnik. Krauses Angaben zur Lebensdauer von Leuchtstoffröhren sind unvollständig, seine Theorien zur Redoxspannung im Aquarium sehr umstritten, der CO2-Grenzwert arg hoch. Ansonsten erfährt man hier alles Wissenswerte über Aquarien, ihre Technik und die Chemie des Aquarienwassers: es werden Testmethoden vorgestellt und erläutert, Grenzwerte angegeben und die verschiedensten technischen Geräte, ihr Nutzen und ihre Grenzen aufgezeigt. Die aktuelle Auflage 2004 des „Handbuch Aquarientechnik“ berücksichtigt die neue Leuchtstofflampengeneration T 5 und sogar den Hamburger Mattenfilter. Die Frage, ob all dies Wissen für „nur Goldfische“ erforderlich ist, beantworte ich mit einem klaren Ja! Unabhängig von der Art der gepflegten Fische sollte man ihren Lebensraum Wasser verstehen und beurteilen können sowie die zur Haltung dieser Tiere erforderliche Technik kennen! Wer nicht nur Fische in einen wassergefüllten Glaskasten setzen will (mit all den für die Fische damit verbundenen Risiken), sondern verantwortliche Aquaristik betreiben will; wer Bescheid wissen möchte über die erforderliche oder auch verzichtbare Technik rund ums Aquarium — der kommt um diese beiden Bücher m. E. nicht herum. Wie schreibt Krause so treffend: So viel Technik wie nötig, aber nur so wenig wie möglich.
- BAUER, Roland (1991): Erkrankungen der Aquarienfische.
Tierärztliche Heimtierpraxis, Bd. 4 (hrsg. von Peter C. Berghoff)
Verlag Paul Parey, Berlin u. Hamburg
216 Seiten
ISBN 3-489-52016-5
Dieses gute Buch zum Thema Fischkrankheiten ist leider vergriffen. Manchmal erhält man es aber noch antiquarisch (und sollte dann zugreifen). Der Autor geht auf die verschiedensten Erkrankungen ein und unterteilt sie anhand ihrer Ursachen: Erreger, Vergiftungen und Verletzungen. Die Ursachen werden genau erklärt, Vorbeugungs- und Abhilfemaßnahmen vorgestellt. Die medikamentösen Therapieempfehlungen sind im Laufe der letzten Jahre etwas veraltet. Ein gehaltvolles Buch auf Basis angewandter Wissenschaft, welches sich besonders an Fachleute (Biologen, Tierärzte) wendet, aber von seinem Informationsgehalt her für Zoohändler und Aquarianer genauso gut geeignet ist. Wer nicht bereit ist, sich dermaßen detailliert in einzelne Krankheiten einzuarbeiten, sollte auch die Finger von wie auch immer gearteten Therapie-Versuchen lassen. Selbst mit diesen Hinweisen, ist es immer noch eine Gratwanderung. Glücklicherweise sind Goldfische sehr robust, und im Zusammenhang mit guten Haltungsbedingungen können Sie hoffentlich darauf verzichten. Da diese „guten Haltungsbedingungen“ aber immer auch von dem Wissen um mögliche Krankheiten abhängen, ist es dennoch für jeden Aquarianer interessant und wichtig. Genau darin sehe ich sowieso den größten Sinn solcher Bücher: die theoretische Beschäftigung mit Krankheiten, um sie zu verhindern.
- FRICKHINGER, Karl A. / Barron B. Ter HÖFTE / Peter AREND (1992): Gesund wie der Fisch im Wasser? — Alles über Fischkrankheiten in Süß- und Salzwasseraquarien.
11. Auflage 1995
Tetra-Verlag, Melle
184 Seiten; EUR 26,60 (ohne Gewähr)
ISBN 3-89356-109-9
Wer für optimale Haltungsbedingungen sorgt, kann auf dieses Krankheitsbuch (in dem viel Werbung für die Produkte der Firma TETRA gemacht wird) eigentlich verzichten. Es erläutert aber anschaulich beschrieben und mit guten Abbildungen ausgestattet die verschiedenen Krankheiten, die unseren Fischen drohen können, und zeigt immer wieder auf, daß Vorbeugung durch gute Hälterung die wirksamste Krankheitsbekämpfung ist. Da das Buch von Bauer (s. o.) nicht mehr erhältlich ist, sollte man dieses Buch aus Neugier sowie zum Wohle der Fische einmal lesen (Bücherei?). Der dort öfter auftauchende Hinweis auf Fischuntersuchungsstellen ist in den meisten Fällen für Hobbyaquarianer etwas unrealistisch; gleichwohl ist dies die einzige Methode, eine unklare Erkrankung sicher zu diagnostizieren!
Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 26. Juni 2006
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