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Zuchtformen II: Vorstellung der Zuchtformen

Die „Schleierschwänze“

Am bekanntesten ist der Schleierschwanz mit plumpem, rundlichem Körper und schleierartigen Flossen.

(Klingbeil, 1979)

Goldfische mit geteilter Schwanzflosse entstanden im 15./16. Jahrhundert in chinesischen Zuchten. Sie waren ursprünglich gestreckt wie die heutigen “Singletails”. Noch heute gibt es diese Grasgoldfische (s. nächste Seite Sonstige Formen). Erst später formte man Fische in der Form des chinesischen Schriftzeichens Wen: lange Flossen (Schwanzflosse geteilt), gestauchter dicklicher Körper. Diese wenförmigen Fische waren auch Ausgangsprodukte für die deutschen „Schleierfische“ des späten 19. Jahrhunderts. Aus diesem Grund bezeichnet man in Deutschland heute allgemein alle Zuchtformen mit gedoppelter Schwanzflosse lapidar als „Schleierschwänze“, was eine grobe Unkorrektheit ist. Viele haben keine Schleierflossen; wenn man es ganz genau nimmt, verdient eigentlich nur der Veiltail als die dem alten Schleierfisch nahestehendste Form diesen Namen. Weiterhin muß man noch die „Eierfische“ und ihre Abkömmlinge unterscheiden, die ebenfalls nicht wie ein Wen geformt sind sondern eben eiförmig. Sie sind hier auch unter „Schleierschwänze“ eingeordnet, was eine zugegebenermaßen unsaubere Lösung ist.
In den englischsprachigen Ländern bezeichnet man diese hier als „Schleierschwänze“ vorgestellte Gruppe als “Fancy Goldfish”, wofür es leider keine entsprechende griffige und verständliche deutsche Übersetzung gibt. Für Vorschläge bin ich offen.

„Schleierschwänze“ sind wärmebedürftiger als die gestreckten Rassen, was lt. Dünnebier (1927) auf „Dampfzucht“ und schlechte Auslese zurückzuführen ist. Aufgrund der Herkunft der meisten heutztage verkauften Tiere (Zuchtfarmen in Südostasien und Israel) sind die Fische i. d. R. auch an hohe Temperaturen adaptiert und können nicht wie die gestreckten Varietäten behandelt werden. Robuste Tiere soll man vorsichtig an kältere Temperaturen heranführen können; eine Garantie für robuste Tiere gibt es wohl nicht.

Die Beschreibung der einzelnen Formen orientiert sich überwiegend an den Ausführungen der Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS), von Teichfischer (1994), Bernhardt (2001) und Andrews (1987/'91).
 

Übersicht:

Abb. 1: Japanischer Schleierschwanz -- jap-schleier.jpg (25 kB)

Abb. 1: „Japanischer Schleierschwanz“.
Im Textteil zu Goldfischen beschreibt Heller die Anforderungen für einen Schleierfisch und er­wähnt auch die anderen Formen des 1908er Stan­dards. Dieses sicherlich nicht vorbildliche Tier wird „Japanischer Schleierschwanz“ unter­titelt.

Abb. aus Heller (1913)



Ryukin

Abb. 2a: Ryukin -- ryukin.jpg (3 kB)

Abb. 2a: Ryukin: Diese alte Zucht­form wurde im 19. Jahr­hundert an die seitliche Be­trach­tung angepaßt.

Wasserfarbenbild v. J. Urata (Matsubara, 1908)

Beschreibung nach amerikanischem Standard: Körper hochrückig, eiförmig rund (Körperhöhe mehr als ½ der Körperlänge). Es gibt zwei Versionen: kurze und eiförmige Gestalt (Verhältnis Körperhöhe zu Körperlänge ¾ : 1) und buckelrückige Fische (Verhältnis 1 : 1). Ca. 1/3 oder mehr des Buckels befinden sich oberhalb einer gedachten Linie zwischen Auge und Schwanzstiel. Der Schwanzstiel ist hoch angesetzt und abwärts geneigt. Rückenflosse einfach, etwa so hoch wie der Körper. Afterflosse und Schwanzflosse geteilt und vollständig voneinander getrennt (nach amerikanischem Standard Caudale vollständig geteilt, also vierfache Schwanzflosse; asiatische Tiere auch nur mit Dreifachschwanzflosse), Schwanzflosse mäßig gegabelt, länger als ¾ (bis zum 1½-fachen) der Körperlänge. Zugelassene Färbung: Metallisch glänzende Farben und Farbkombinationen; Schuppen durch die transparente Haut gut sichtbar.
Andrews (1987/'91) erwähnt Ryukins gemäß FBAS-Standard; Teichfischer (1994) zufolge gibt es für Ryukins nur einen amerikanischen Standard. Die Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS) führt auf ihrer Website an, daß es keinen britischen Standard für Ryukins gebe. BAS zufolge sind die Ryukins eine hochrückige Zwischenform von + Fächerschwanz und + Veiltail-Schleierschwanz.
Vor allem in Asien haben typische Ryukins einen spitzen und schmalen Kopf, was die Chinesen als Mauskopf bezeichnen.

Ryukins sind eine relativ alte Spielart der Fische in Form eines „Wen“ („Schleierschwänze“). Sie sind in ihrer einfachen Ausführung entstanden aus dem Grasgoldfisch.
Nach Bernhardt (2001) entstand diese Zuchtform auf Okinawa (Ryukyu-Archi­pel), wohin Goldfische 1682 aus China importiert wurden. Von dort aus gelangten Nachkommen dieser Fische nach Japan, wo sie als Kurzform aus Ryukyo kingyo (Ryukyu-Goldfisch) den Namen Ryukin erhielten. Teichfischer (1994) schreibt allerdings, daß eine dem Ryukin entsprechende Zuchtform um 1596 erstmals in China erwähnt wurde (Ming-Dynastie); zwischen 1772 und 1788 kamen diese Fische von den Ryukyu-Inseln (Okinawa) nach Satsuma (heute Kagoshima) und erhielten dann in Japan den Namen Ryukin.
Weitere Namen in Japan sind Onaga (Langschwanz) oder für kurzschwänzige Formen Nagasaki (Teichfischer, 1994).

Die extreme Hochrückigkeit ist lt. Teichfischer eine neuere japanische Besonderheit; alte chinesische und japanische Darstellungen zeigten flachere Exemplare.
Obwohl es historisch alte Fische sind, werden sie heute noch gerne gezüchtet und weisen gewissermaßen sehr moderne Variationen auf (Züchtungen für seitliche Betrachtung usw.). Ryukins stellen demzufolge eine enge Verbindung zwischen Tradition und Moderne dar.
Die erreichbare Größe liegt bei 30 cm und mehr. Ryukins sind eine relativ schnell wachsende Hochzucht­varietät.

Unter Berücksichtigung des Raumbedarfs, der Futteransprüche und der Temperatur (wärmebedürftig) einigermaßen unkomplizierte Fische (lt. Andrews, 1987/'91 sehr widerstandsfähig); nicht gerade für Anfänger.
Persönliche Bemerkung: Die den Standards entsprechenden Tiere sind mir zu hochrückig. Hochzucht­formen verlangen generell sehr gute Zucht und gute Haltungsbedingungen, weswegen solche Tiere nur zu an­gemessenen Preisen und mit entsprechender Information verkauft werden sollten.

Fächerschwanz

(engl.: Fantail)

Beschreibung nach britischem Standard: Körperbau tief und rund, kurz eiförmig mit glatten Außenkonturen. Körperhöhe größer als 3/5 der Körper­länge. Maul abgerundet, keine Nasententakel, hoch angesetzter Schwanzstiel. Rückenflosse (Dorsale) einfach und aufrecht, ca. 5/8 der Körperhöhe. Schwanzflosse (Caudale) vollständig geteilt und zwischen ¼ und ½ gegabelt; muß wie ein Fächer abgespreizt und über der Horizontallinie getragen werden und darf nicht herunterhängen. Flossenenden leicht gerundet. Brustflossen (Pectorale) und Afterflossen (Anale) kürzer als die Bauchflossen (Ventrale), ca. so lang wie Dorsale hoch. Die Färbung kann metallisch (durchgehend oder variabel mit gefälligem und gleichseitigem Muster) oder Kaliko sein. Metallische Farben sollten wie poliertes Metall erscheinen und bis in die Flossen ausgedehnt sein. Kaliko-Fische sollten einen blauen Hintergund mit violetten, roten, orangen, gelben und braunen Flecken haben, gesprenkelt mit schwarz.
Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).

Abb. 3b: Fantail -- fantail.jpg (7 kB)

Abb. 3b: Fantail. So oder ähnlich sehen heutige Fan­tails aus. Bei diesem Tier ist die ge­doppel­te Schwanz­flosse oben zusammen­gewachsen.

Katalogbild der Three Springs Fisheries (1932)

Das Herkunftsland ist China, allerdings sind diese Fische im Westen weit verbreitet. Andrews (1987/'91) bezeichnet sie als eine westliche Form der Schleierschwänze bzw. im englischen Original als the western form of the ryukin. Das ist eine nicht dienliche Umschreibung; der Unterschied zum + Veiltail-Schleierschwanz oder + Ryukin besteht ja in der nicht schleierförmig herabhängenden sondern gespreizt getragenen Caudale (s. o.)!
Asiatische Fächerschwänze sind für die Draufsicht gezüchtet; Fantails nach britischem oder amerikanischem Standard für die Betrachtung von der Seite. Den + Grasgoldfisch/Wakin als Ahnen habend, waren Fantails lange Zeit eher gestreckte Fische, die erst im frühen 20. Jahrhundert ähnlich dem Veiltail-Schleierschwanz mit einer gestauchten Körperform standardisiert wurden (vgl. die Abb. 3a und b).
Erreichbare Größe: Mit mehr als 20 cm muß man bei entsprechenden Bedingungen rechnen; daher darf man sich nicht von der oft geringen Verkaufsgröße irreführen lassen.

Relativ unkompliziert zu haltende Form, bisweilen als empfindlich gegen zu niedrige Temperaturen bezeichnet (nicht unter 13 °C); laut Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS) auch gut für den Teich geeignet. Hier kommt es sehr auf die individuelle Konstitution des betreffenden Tieres an.
Die Zucht hochwertiger Tiere erfordert eine konsequente Selektion der Nachzucht, weswegen häufig Fächerschwanz-Abkömmlinge unter den + Handelsüblichen Schleierschwänzen anzutreffen sind. Aufgrund der meist relativ kurzen und nicht herabhängenden Schwanzflosse (Caudale) ist die Bezeichnung „Schleierschwanz“ für diese Varietät aber strenggenommen falsch. Dennoch wird sie allgemein und im Handel so bezeichnet.
Persönliche Bemerkung: Aufgund der relativen Robustheit dieser Zuchtform ist gegen sie eigentlich nichts einzuwenden. Einzelne Tiere können auf falsche Fütterung empfindlich reagieren, weswegen sich auch Anfänger um eine anständige Ernährung ihrer Fische Gedanken machen sollten.

Schleierschwanz

(engl.: Veiltail)

Beschreibung nach britischem Standard: Körperform ähnlich wie + Ryukin und + Fächerschwanz; Verhältnis Körperhöhe zu Körperlänge 2/3:1 und somit gleich oder etwas höher als Fantail und etwas niedriger als Ryukin. Besonders stark entwickelte einzelne Rückenflosse (Dorsale); geteilte After- (Anale) und Schwanzflosse (Caudale). Caudale mindestens ¾ der Körperlänge, ohne Gabelung oder ausgezogene Lappen, in Falten herabhängend. Besonders breite Veiltails werden auch als Broadtails bezeichnet (Teichfischer, 1994). Färbung: metallische oder perlmuttartige Schuppen; alle Farb-Kombinationen. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch)

Diese Form wurde in den 1920er Jahren in den USA gezüchtet: 1893 wurden japanische Schleierschwänze zur Weltausstellung in Chicago in die USA eingeführt; Matsui (zitiert aus Bernhardt, 2001) nimmt an, daß es sich dabei um Ryukin-Mutationen gehandelt habe. Überlebende dieser Weltaustellungsfische waren dann für Mr. Barrett die Ausgangstiere für die von ihm in der Region um Philadelphia gezüchteten Veiltails. Durch Einkreuzen von Kaliko-Teleskopfischen in metallische Veiltail-Linien entstand der Kaliko-Stamm. Die weitere Entwicklung des Veiltails fand dann in Britannien statt.

* Abb. 4b: Kaliko-Schleierschwanz -- calico.jpg (15 kB) *

Abb. 3b: Kaliko-Veiltail. Im 1932er Katalog der TSF wird diese Zuchtform als Prince of all Goldfish bezeichnet.

Katalogbild der Three Springs Fisheries (1932)

Bei der Standardisierung dieser Varietät orientierten sich Amerikaner und Briten sehr nah am alten deutschen Standard des Matte'schen Schleierfischs, wie er bei Herold (1908a und b) vorgegeben wurde (s. Geschichte: Europäische Goldfischkultur)! Trotz unterschiedlicher genetischer Herkunft sehen Veiltails dem alten Schleierfisch also sehr ähnlich. Der deutsche Schleierfisch und seine Beliebtheit waren zu dieser Zeit aquaristisch gesehen auf dem Rückzug, und der alte deutsche Standard geriet in Vergessenheit. Der Begriff „Schleierschwanz“ ist nach dem Verschwinden der Matteschen Schleierfische eigentlich nur noch für die Zuchtform des Veiltails angebracht, welche die Tradition der europäischen Goldfischkultur weiterführt. Mit Ausnahme guter standardgerechter + Black Moor und + Oranda verdient korrekterweise sonst keine Goldfischbeflossung diesen Begriff.
Als erreichbares Alter werden von der Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS) 10 Jahre angegeben, was mir dann doch etwas wenig vorkommt.

Empfindlich gegen kälteres Wasser. Die langflossigen Formen sollen allzu hartes Wasser nicht gut vertragen. Aufgrund des meist hohen Preises werden Anfänger diese Fische eher meiden; so sie überhaupt in guter Qualität in (Kontinental-)Europa erhältlich sind.
Persönliche Bemerkung: Oft sehr schöne Fische, die jedoch aufgrund ihrer Empfindlichkeit mit Vorsicht zu genießen sind.

„Handelsübliche Schleierschwänze“

Die in den meisten Zoohandlungen zu einem nur wenig höheren Preis als Normale Goldfische angebotenen „Schleierschwänze“ passen meist weder in die Standards + Ryukin, + Fantail oder + Veiltail. Sie stammen meist aus Massenzuchten und/oder sind nicht zur Zucht verwendeter Ausschuß. Bei ihnen sind die Übergänge zwischen dem Grasgoldfisch und den Schleierschwanzstandards fließend und von Rückmutationen begleitet. Häufig ähneln sie Fantails.
Die Mehrzahl der gängigen als „Schleierschwänze“ bezeichneten Goldfische in deutschen Aquarien sind solche nicht eindeutig zuzuordnenden oder einem Standard lediglich entfernt nahekommenden Fische. Da es sich in den meisten Fällen nicht um eine wirkliche Schleierflosse handelt, ist der Begriff „Schleierschwanz“ in den meisten Fällen unzutreffend.

Wer hier ein Bild vermißt, möge mir seine „Schleierschwänze“ zeichnen; mit großer Wahrscheinlichkeit stellen sie solch hier beschriebene Fische dar.

Die mögliche Endgröße dieser Tiere ist schwer vorraussagbar, da hier verschiedene Formen als Elterntiere möglich sind. Mit 20 cm Körperlänge kann man bei entsprechenden Bedingungen schon rechnen! Auch über 30 cm große Exemplare sind prinzipiell möglich. Vgl. Fragen: „Wie groß werden Goldfische?“.

Man sollte beim Kauf auf eine gute Veranlagung achten; die nicht standardgemäße gestrecktere Gestalt einiger Tiere bedeutet oft weniger beeinträchtigte innere Organe. Je runder die Fische sind, umso sorgfältiger sollten sie ausgewählt werden. Wie bei allen gestauchten Formen können schlecht veranlagte Fische etwas heikel hinsichtlich der Ernährung sein (vgl. Haltung: Ernährung und Fütterung) oder Probleme mit der Schwimmblase haben.
Falls die Tiere keine Defekte oder Krankheiten aufweisen, handelt es sich oft um gut und anspruchslos zu pflegende Fische. Ähnlich wie bei Hunden können auch nicht dem Rassestandard entsprechende „Mischlinge“ schöne und unkomplizierte Haustiere sein.
Persönliche Bemerkung: Bei sorgfältiger Fischauswahl sind diese Tiere je nach Geschmack durchaus zu empfehlen. Es sind oft hübsche und relativ einfach zu pflegende Fische, mit denen auch Anfänger ihre Freude haben können.

Rotkäppchen

Vor einigen Jahren waren sogenannte Rotkäppchen sehr beliebt:
Beschreibung: Silbrigweiße „Schleierschwänze“ mit leuchtendrotem Fleck auf der Kopfoberseite. Von der Körperform her liegen sie irgendwo zwischen dem + Schleierschwanz (Veiltail) (mit langen, aber gegabelten Schwanzflossen) und dem + Fantail mit Schwerpunkt auf den + Handelsüblichen Schleierschwänzen.

Bei den Rotkäppchen handelt es sich um Abkömmlinge des Rotkappen-Orandas (+ Oranda), jedoch ohne daß die Tiere eine Kopfhaube (Wen) entwickeln. Man könnte diese Varietät also auch als „Tancho-Schleierschwanz“ bezeichnen (oder korrekter: „Tancho-Fantail“).
Möglicherweise gibt es die „Rotkäppchen“ als eigene Zuchtform aber auch gar nicht: Viele Rotkäppchen entwickeln im Lauf der Jahre einen deutlichen Kopfaufwuchs und sind somit Rotkappenorandas. Auch in der Literatur habe ich diese Form selten gefunden; die Vorstellung dieser Varietät bei Pénzes & TÖlg (1993) erscheint mir aufgrund der unsauberen und fehlerhaften Vorstellungen anderer Zuchtformen wenig vertrauenswürdig. Über zuverlässige Berichte (Existenz mindestens fünf Jahre alter Rotkäppchen) zu dieser Form würde ich mich freuen.

Erreichbare Größe: Da die Rotkäppchen Abkömmlinge des Orandas sind, sollte man sich bei ihnen nicht von dem niedlichen Namen irreleiten lassen. Es ist möglich, daß diese Fische zu stattlichen Exemplaren heranwachsen!

Persönliche Bemerkung: Aufgrund unsicherer Informationen möchte ich mich zu dieser Form (noch) nicht ausführlich äußern. Nur so viel: Ich finde sie recht hübsch und warne davor, sich von diesen als kleine Jungtiere verkauften Fischen zu einem zu kleinen Aquarium verleiten zu lassen.
 

Tosakin, Tosa

(engl. auch: Japanese Tosakin Goldfish)

Beschreibung: Körperform, Beflossung (abgesehen von der Caudale) und Färbung ähnlich wie + Fächerschwanz (Fantail). Charakteristisches Merkmal ist die bemerkenswerte Schwanzflosse (Caudale): Sie ist geteilt, aber nicht vollständig sondern oben noch zusammengewachsen. Seitlich ist sie stark und wellenförmig nach vorne gebogen. Dadurch ist sie im hinteren Verlauf waagerecht, und die beiden Hälften der geteilten Caudale gehen am oberen Schwanzstiel fast nahtlos ineinander über.

(Aus diesem Grund wird der Tosakin fälschlicherweise manchmal als Varietät mit einteiliger Schwanzflosse bezeichnet; Bernhardt, 2001 beschreibt dies in einem für einen Goldfischkenner und Sprachwissenschaftler verwunderlichen Satz: Die gedoppelte Schwanzflosse ist nicht geteilt, also dreilappig und besonders weit ausladend.)

Alle Beschreibungen sind wohl wenig hilfreich; man muß solche Tiere zumindest im Bild sehen, um sich eine Vorstellung davon zu machen. (Leider kann ich noch nicht mit einem Bild dienen.)
Die Besonderheit des Tosakins kommt nur in der Aufsicht richtig zur Geltung.
Tosakins haben meist metallische Farben.

Die Fachleute sind sich nicht sicher, ob der Tosakin aus der Schleierschwanz/Ryukin-Gruppe oder dem Wakin gezüchtet wurde. Bernhardt (2001) gibt als Ursprung eine Kreuzung aus Osakaranchu (eine alte Form des Ranchu ohne Kopfbewuchs und mit dreilappiger Caudale) und Ryukin an. Diese sei in der Edo-Zeit (Zeit des Tokugawa-Shogunats 1603—1867) durchgeführt worden. Matsui (1971) erwähnt ebenfalls alte Berichte, denen zufolge der Osakaranchu und der Fringetail gekreuzt wurden, führt aber auch eigene Zucht- und Vererbungsversuche an, denen zufolge die Tiere auch alleine aus Fransenschwänzen (Fringetails) herausgezüchtet werden konnten.
Abgeleitet vom Ortnamen Tosa (auf Shikoku in der heutigen Präfektur Kôchi), in dessen Umgebung diese Züchtung ihren Ursprung hat und noch heute das Zentrum der japanischen Tosakinzucht darstellt, ergab sich der Name Tosakin. Auch Tosa ist gebräuchlich als Bezeichnung für diese Varietät.

Teichfischer (1994) führt den Tosakin als eine nach englischem Standard zugelassene Form an; die Externe Website BAS schreibt dagegen, daß es keinen britischen Standard für Tosakins gebe.
Tosakins sind sehr anspruchsvoll und sehr schwer zu züchten. Entsprechend selten und teuer sind sie; in Deutschland gibt es nur sehr wenige. Um Zucht und Aufzucht der Tosakins wird viel Aufhebens gemacht. In ihren ersten Jahren werden sie mit viel Aufwand gehalten, damit sich die Dorsale in der richtigen Form entwickelt. Mit vier bis fünf Jahren kann man sie dann zur Zucht verwenden, und sie sollen dann relativ unkomplizierte Fische sein, wie vereinzelt von den wenigen Tosakin-Haltern zu erfahren ist. Bernhardt (2001) dagegen schreibt: Aufgrund dieser üppigen Schwanzform ist der Tosakin ein schlechter Schwimmer. Laut Andrews (1987/'91) muß er wegen seiner verringerten Schwimmfähigkeit künstlich vermehrt werden.
Persönliche Bemerkung: Ein Fisch mit eindeutig vermindertem Schwimmvermögen, der dadurch nicht mehr zur natürlichen Fortpflanzung befähigt ist, erfüllt eigentlich die Verbotskriterien des § 11b (1) TierSchG (s. Zuchtformen: Kritische Gedanken). Ich muß jedoch zugeben, noch nie einen Tosakin gesehen zu haben. Tosakin-Haltern zufolge pflanzen sich diese Tiere auch auf natürliche Weise fort und haben keine Probleme mit dem Schwimmen. Meine Informationslage ist derzeit noch zu dünn, um mir ein Urteil zu erlauben.

Drachenaugen, Teleskopaugen, Teleskopfische

(chin.: xxxx; jap.: Demekin; engl.: Dragoneye, Globe eye)

Allgemeine Beschreibung: Die Körperform entspricht der des + Schleierschwanzes oder des + Ryukins, seltener der des + Fächerschwanzes; die Augen sind jedoch stark vergrößert und seitlich weit vorgestülpt. Diese vorquellenden Teleskopaugen sind nach Matsui (1971) zurückzuführen auf eine Degeneration der Netzhaut (Retina) infolge verstärkter Hormonproduktion der Schilddrüse. Die Form der Augen ist variabel: sie können rundlich verdickt, zylinder- oder kegelförmig sein. Wichtig ist ihre absolute Symmetrie.
Ich bin über die asiatischen Standards zu wenig informiert; in China scheint der Demekin standardisiert zu sein; jedoch ist die Variabilität insgesamt recht hoch. Es sind verschiedene Farben (metallisch oder kaliko) möglich. Eine (wohl seltene) Form ist der Deme-Ranchu, wie er von Matsubara, 1908 erwähnt (und gezeigt) wird: ein langschwänziger Fisch ohne Rückenflosse (Dorsale) und mit Teleskopaugen (s. Abb 5 auf der Seite Klassifizierung). Normalerweise haben Drachenaugen eine Dorsale. Kurzschwänzige Exemplare (wie die Fantails) sind seltener, neuerdings als zweifarbiger + Panda beliebt.
Beschreibung nach britischem Standard: Neben dem + Black Moor ist in England das Globe eye standardisiert und soll folgende Eigenschaften aufweisen: Körperhöhe mehr als 2/3 der Körperlänge, einzelne hohe Rückenflosse (Dorsale), After- (Anale) und Schwanzflosse (Caudale) geteilt, minimale Länge der Caudale ¾ der Körperlänge, zu ¼ bis 3/8 gegabelt. Flossenenden leicht zugespitzt. Die Augen sollen groß und herausragend sein und im Gegensatz zum Black Moor nicht kugelig sondern konisch gestielt (steht m. E. im Widerspruch zum Namen Globe eye). Zugelassene Farben: metallisch (laut BAS schwarz; die dort gezeigten Fische sind aber alle rot …) oder kaliko (blauer Hintergrund mit violetten, roten, orangen, gelben und braunen Flächen, mit schwarzen Flecken besprenkelt).

* Abb. 5b: Telescope, Globe eye -- telescope.jpg (7 kB) *

Abb. 5b: Teleskopauge, Globe eye. Dieses Exemplar hat hervorstehende Augen mit relativ kleinem Durch­mes­ser. Von der Form her nahe dem Fantail.

Katalogbild der Three Springs Fisheries (1932)

Ursprünglich waren im alten China die „Drachenaugen“ gestreckte Fische (mit einfacher oder mehrfacher Schwanzflosse) mit vergrößerten Augen als besonderem Merkmal. Später erfolgte eine Kreuzung mit Wen-Fischen („Schleierschwänzen“), und heute gibt es gezielt gezüchtete Drachenaugen mit gestrecktem Körper nicht mehr (hin und wieder tauchen entsprechende Mutationen in den Stämmen auf). Durch den Standard von 1908 (Herold, 1908a und b) wurden Teleskopschleierfische in Deutschland in ihrer Form (und schwarzer Farbe) festgelegt; der britische Standard hat dies weitgehend übernommen und die Zuchtform des + Black Moor festgelegt, des „Schwarzen Mohren“.
Einige englischsprachige asiatische Goldfisch-Websites bezeichnen nun alle teleskopäugigen Goldfische jedweder Farbe als “Moor”, was jedoch sprachlicher Unsinn ist. A propos Sprache: In Deutschland hat sich der Name „Teleskopauge“ etabliert, jedoch ziehen viele Goldfischfreunde den schönen asiatischen Begriff „Drachen­auge“ dem schnöden technischen Ausruck vor. Ich bin da zwiespältig; dieser Begriff stammt aus einer Zeit, in der man technikbegeistert ein südhemisphärisches Sternbild „Luftpumpe“ nannte, Eisenbahnen quer durch Kontinente baute und eben Goldfischzuchtformen etablierte und „Teleskopauge“ nannte. Dieser Name gehört m. E. also auch zur europäischen Goldfischkultur, jedoch ist er wohl für den alten + „Teleskopfisch“ = Black Moor mehr angebracht als für die Demekins.

Die vorstehenden Augen können sich an scharfkantiger Einrichtung sowie im Fangnetz verletzen. Die Aquarieneinrichtung sollte dem Rechnung tragen und auf kantige Steine und Dekorationsgegenstände verzichten; das Wachstum von Fadenalgen ist zu verhindern. Gerundete Steine in weiträumiger Umgebung sind problemlos, bevorzugt sollten sie mit einem Algenrasen bewachsen sein. Sandboden ist vorteilhafter als Kiesboden. Auf Kescher und ähnliche Fangnetze sollte man verzichten und auch darauf achten, daß die Tiere im Handel nicht damit gefangen werden! Stattdessen sind Gläser, Fangglocken oder chinesische Tellernetze zu verwenden.
Persönliche Bemerkung: Bei diesen Formen bin ich sehr zwiespältig: einem schönen chinesischen Aufsichtbecken ohne Drachenaugen fehlt geradezu etwas … Dennoch lehne ich wegen der großen Verletzungsgefahr vergrößerte Augen eigentlich ab. Das eingeschränkte Sehvermögen ist auch nicht unbedingt zu befürworten. Beides ist bei richtiger Unterbringung wenig problematisch; ungeklärt ist die Frage, ob die Augen selbst schmerzhaft sind. (Vgl. Seite Kritische Gedanken.)
 


    Einschub: Alles Moor?

Abb. 6a: Der Mohr aus dem "Struwwelpeter" -- sp-mohr.jpg (18 kB) Abb. 6b: Black Moor -- blackmoor.jpg (6 kB) Abb. 6c: Drachenauge, Demekin -- no-moor.jpg (5 kB)

Abb. 6a: Ein Mohr.
Der Begriff Mohr ist eine alte Be­zeich­nung für Menschen mit dunkler Haut (historisch in Bezug auf Kuschiter, Äthio­pier oder Mauren oder später all­ge­mei­ner auf „Schwarz­afrikaner“) (->Wikipedia).
Hier der „kohlpechrabenschwarze Mohr“ aus der antirassistisch gemeinten „->Geschichte von den schwarzen Buben“ aus dem „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann.
Das englische Wort moor bezeichnet ebenfalls Mauren, aber auch Heide, Moor und Ödland.

Abb. v. H. Hoffmann (Hoffmann, 1858)

Abb. 6b: Ein Moor, und zwar der Fisch namens Black Moor.
Der Fisch ist schwarz und heißt deshalb Moor. Man möge de­nen, die diesen Stan­dard schu­fen, die Tau­to­logie des „Schwar­zen Moh­ren“ nicht übel­neh­men. Der Hoff­mann' sche Mohr war schließ­lich auch „kohl­pech­raben­schwarz“.

Abb. v. A. E. Hodge (Hodge & Derham, 1931)

Abb. 6c:  K e i n  Moor!
Drachenaugen (Goldfische mit hervor­stehenden Au­gen), auf chinesisch Deme­kin, auf englisch Globe eyes genannt, werden bis­weilen mit dem falschen englischen Begriff moor bezeichnet. Dieser be­zieht sich aber auf die Farbe des stan­dar­di­siert schwar­zen Fisches, nicht auf seine Au­gen­form. Wir sollten die­sen Be­griff kor­rekt ver­wen­den.

Abb. v. J. Urata (Matsubara, 1908)

Schwarzes Teleskopauge, Teleskopschleierfisch

(engl.: Black Moor; Broadtail Moor)

Beschreibung nach britischem Standard: Körper- und Flossenform wie beim + Schleierschwanz (Veiltail): Körperhöhe mehr als 2/3 der Körperlänge, einzelne hohe Rückenflosse (Dorsale), After- (Anale) und Schwanzflosse (Caudale) geteilt, letztere mindestens ¾ der Körperlänge und nicht gegabelt oder mit ausgezogenen Lappen. (Hierin liegt einer der Unterschiede zu den asiatischen/britischen + Drachenaugen / Globe eyes, die oft eine gegabelte Caudale mit spitz ausgezogenen Lappen haben.) Die Enden aller anderen Flossen sollen leicht abgerundet sein. Die Augen ragen weit aus dem Kopf heraus, sind groß und rund; auch hier durch die vorgeschriebene kugelige Augenform ein Unterschied zu vielen Demekins, die auch zylindrische oder konische Augen haben. Ein dritter Unterschied ist die zugelassene Färbung: Einschließlich der Flossen müssen die Fische samtartig tiefschwarz sein (keine Anflüge von silber oder braun); Schuppen meist zu erkennen. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).

Der samtartige Charakter der Färbung kann im Laufe des Lebens verloren gehen. Nicht wenige Fische verlieren im Laufe ihres Lebens auch ihre Schwarzfärbung; hier ist gute Zucht sehr wichtig; Jungfische mit hellem Schimmer am Bauch und an den Seiten können sich später noch entfärben. Die schwarze Färbung ist genetisch an die hervorstehenden Augen gekoppelt; es ist mir nicht bekannt, daß es wirklich dauerhaft schwarz gefärbte Goldfische ohne Teleskopaugen gibt.

Standardisiert wurde dieser aus China stammende Fisch in Deutschland, wo er als Teleskopschleierfisch Teil des alten deutschen Standards ist (Herold, 1908a und b). Nach dem 2. Weltkrieg, als die Briten ihren Standard entwickelten, bekam er den Namen Black Moor. Zuvor wurden schwarze teleskopäugige Fische entsprechend ihrer Herkunft oder Form bezeichnet, z. B. Chinese Moor Telescope Goldfish (Innes, 1917), Veiltail Moor Telescope (Hodge & Derham, 1931) oder einfach nur Moor (Roughley, 1949). Der standardisierte Black Moor wird von der Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS) nun auch Broadtail Moor genannt, um ihn von den inzwischen auch in England sich ausbreitenden und Globe Eye genannten Drachenaugen (Demekins) (s. o.) zu unterscheiden.

Steinle & Lechleiter (2000) bezeichnen das Schwarze Teleskopauge als eine robuste Zuchtform; ein mir bekannter Moor-Freund hat keine Probleme mit ihnen. Aufgrund verschiedener Berichte (die auch auf Unfähigkeit der Besitzer basieren können) und Literaturstellen habe ich allerdings den Eindruck, daß es sich um eine etwas heikle Züchtung handeln könnte. Die schwarzen Fische sollen eine empfindliche Haut haben und besonders anfällig für Costia sein (Pénzes & Tölg, 1993). In aller Regel sind sie temperaturempfindlich und sollten nicht unter 15 °C gehalten werden. Gleichwohl gibt es Tiere, die schon den Winter im Gartenteich unter Eis verbrachten. Es kommt wohl sehr auf die individuelle Konstitution der Fische an.
Die vorstehenden Augen können sich an scharfkantiger Einrichtung sowie im Fangnetz verletzen; statt eines Keschers sollte unbedingt ein Glas, eine Fangglocke oder ein chinesisches Tellernetz verwendet werden!
Persönliche Bemerkung: Vgl. die Kommentare zum + Drachenauge. Sollte die erhöhte Anfälligkeit für Hauterkrankungen zutreffend sein, ist das wohl nicht im Interesse der Tiere.

Panda, Elster

Beschreibung: Es handelt sich um + Fächerschwänze (Fantails) mit hoher Rückenflosse, relativ kurzer Schwanzflosse und stark verdickten Augen. Die Färbung ist schwarz-weiß bis schwarz-gelb. Es wird eine Musterung entsprechend dem Fell des Großen Pandas angestrebt. Der Große Panda (auch Bambusbär genannt), ist seit einiger Zeit das Symboltier der Volksrepublik China, die den Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Tiere mit z. T. drakonischen Maßnahmen durchsetzt.

Die schwarz-weiße Färbung wird auch „Elster“ oder elsternfarben genannt. Elsternfarbige Fische sind in China seit Jahrhunderten bekannt; als „Panda“ werden sie seit einigen Jahren mit dieser besonderen Körperform neu vermarktet. Mit dem neuen Namen Panda erfreut sich diese Züchtung nun auch außerhalb Chinas zunehmender Beliebtheit. Anders als die „diebischen“ Elstern (heute auch oft als Killer von Singvogelbrut verunglimpft) entsprechen Pandabären eben dem Kindchenschema; und die Assoziation mit dem „Knuddel­bären“ scheint eine nicht unerhebliche Rolle beim Erfolg dieser Zuchtform zu spielen.

Noch völlig unklar ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ob die Farbgebung stabil ist. Mit großer anzunehmender Wahrscheinlichkeit wird die schwarze Farbe im Laufe der Zeit zurückgehen.
Auch bei diesen Fischen noch einmal der Hinweis, daß auf großräumige Umgebung ohne scharfkantige Einrichtung zu achten ist. Kescher und ähnliche Fangnetze sollten nicht verwendet werden.
Persönliche Bemerkung: Vgl. die Anmerkungen zu den + Teleskopaugen. Den neuen Hype um die „Pandas“ sehe ich mit gemischten Gefühlen. Ich bitte um Meldung von „echten“ Pandas mit dauerhaftem Schwarzanteil mit mehr als fünf Jahren Lebensalter.

Oranda, Holländischer Löwenkopf

(engl.: Dutch Lionhead; jap.: Oranda Shishigashira)

Beschreibung nach britischem Standard: Körperform ähnlich wie beim + Veiltail-Schleierschwanz angegeben: Die Körperhöhe sollte mehr als 2/3 der Körperlänge betragen. Die Dorsale soll einfach sein, alle anderen Flossen entweder paarig (Pectorale, Ventrale) oder gedoppelt (Anale und Caudale). Die Caudale sollte mindestens ¾ der Körperlänge betragen und nicht gegabelt sein. Dies ist eine Anpassung an den Veiltail-Standard; die Tiere entsprachen diesem früher nicht. Tiere mit gegabelter Caudale werden zwar zu Ausstellungen zugelassen, aber abgewertet; „Orandas“ mit Fächerschwanz (Fantail) oder solche, die die Schwanzflosse hochtragen, werden ausgeschlossen. Charakteristisch ist eine himbeerartige Wucherung auf Kopf und Kiemendeckeln („Wen“). Laut Standard sollten nur Augen und Mund freibleiben. Zugelassene Färbung: Metallisch glänzende Farben und Farbkombinationen; Schuppen meist gut sichtbar. Eine Sonderform des Oranda — der Azumanishiki — ist kaliko gefärbt; auch solche Tiere sind nach britischem Standard zugelassen. Der Rotkappen-Oranda (Tancho-Oranda) verfügt neben einem silberweißen oder gelblichen Körper über eine auffallend rote „Mütze“ auf dem Kopf. Diese Sonderform des Orandas darf nach britischem Standard lediglich cranial einen Wen (Aufwuchs) entwickelt haben! (Abkömmlinge dieser Form — mit rotem Fleck auf dem Kopf, aber ohne Aufwuchs — findet man als gut zu haltende und unempfindliche + Rotkäppchen unter der handelsüblichen Massenware von Schleier­schwän­zen, s. o.)
Eine besondere Form des Orandas mit hohem und quadratischem Kopfauswuchs wird in China Gänsekopf genannt.
Ursprünglich galt die Bezeichnung „Oranda“ nur für Tiere mit cranial entwickeltem Aufwuchs (vgl. Abb. 8b), während dreiseitiger Kopfbewuchs als „Tigerkopf“ bezeichnet wurde. Die asiatischen Tiere haben oft auch gegabelte Schwanzflossen. Überhaupt gibt es innerhalb der Orandas verschiedene Sonderformen, die insbesondere mit ihren vielen chinesischen Varietäten für eine ziemliche Verwirrung innerhalb der Namens­gebung sorgen: Tigerköpfe, Kappen, und dann noch Variationen des aus dem + Eierfisch hervorgegangenen + Chinesischen Löwenkopfes lassen sich nur schwer und vor allem nicht eindeutig ordnen. In der Namensgebung des Oranda herrscht ein ziemliches Chaos (Teichfischer, 1994).
Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch)

Abb. 8b: Oranda Shishigashira -- shishigashira.jpg (5 kB)

Abb. 8b: Oranda Shishigashira. Die abgebildete Form des Orandas in Sarasa-Färbung hat lediglich cranial einen Aufwuchs.

Wasserfarbenbild v. J. Urata (Matsubara, 1908)

Oranda ist die japanische Bezeichnung für Holland. Diese Zuchtform stammt allerdings nicht aus den Niederlanden. Bekannt wurden sie aus Nagasaki (Japan). Zu Beginn ihres Auftretens in Japan (frühes 19. Jahrhundert) war „Holland“ bei den Japanern sehr chick, so daß der Name verkaufsfördernd war. Ob die Tiere tatsächlich in Nagasaki gezüchtet wurden, ist umstritten. Vermutlich wurden sie über diese Handelsstadt aus China importiert und wurden dann in Japan populär und bekannt.
Man sollte vermeiden, diese Zuchtform einfach nur als „Löwenkopf“ zu be­zeichnen: dieser Begriff ist für den + Chinesischen Löwenkopf vorgesehen; ein Fisch in Eiform und ohne Rückenflosse.
Es gibt auch Orandas mit Nasenpompons (vgl. + Pompon, Wollmütze); eine chinesische Kombinationszüchtung. Eine eigene japanische Zuchtform ist der dem Oranda mit Pompons sehr ähnlich sehende Hanafusa (Japanisches Nasenbukett, Narial-Bouquet), bei dem sowohl Pompons als auch der Kopfaufwuchs (Wen) kleiner sind als beim Pompon-Oranda.

Erreichbare Größe: Warnung! Orandas sind die wuchsfreudigste aller Goldfischformen: sie sollen Größen bis zu 60 cm erreichen können. Ich selbst habe im Handel schon 35-cm-Fische gesehen. Wer sich diese Form anschafft, sollte bei der Aquariengröße von vornherein mindestens 100 l (netto) pro Tier veranschlagen!
Persönliche Bemerkung: Diese Fische entbehren nicht einer gewissen Monströsität; jedoch würde ich nicht so weit gehen und sie als „Qualzucht“ bezeichnen, wie dies unangebrachterweise desöfteren geschieht (vgl. Zuchtformen: Kritische Gedanken). Ein „guter“ Kopfaufwuchs (ohne große Blasen sowie Augen und Mund freilassend) ist Voraussetzung. Auf jeden Fall sollten Exemplare dieser inzwischen (auch und besonders bei Anfängern) beliebten aber leider überwiegend in schlechter Qualität angebotenen Varietät sorgfältig ausgesucht werden, um Kummer und Krankheiten bei der Haltung zu vermeiden. In die Hände von Anfängern gehören sie nicht.

Perlschupper

(engl.: Pearl Scale, Pearlscale; chin.: Zhen-zhu lin)

Beschreibung nach britischem Standard: Körper tief und rund, Körperhöhe größer als ½ der Körperlänge. Es wird ein Spitzkopf („Mauskopf“) mit gerundetem Maul angestrebt, der deutlich vom Körper abgesetzt ist. Die Schwanzflosse ist geteilt, hoch angesetzt und relativ kurz. Sie ist zu 1/3 gegabelt und sollte steif getragen werden. Auch die Afterflosse ist vollständig geteilt und ist, wie auch die Brustflossen, kürzer als die Bauchflossen, deren Länge ½ der Körperhöhe betragen sollte. Das gleiche Größenverhältnis gilt für die aufrecht zu haltende Rückenflosse. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).
Charakteristisches namengebendes Merkmal aller Perlschupper sind die durch Kalkeinlagerungen kuppelartig aufgewölbten Schuppen, die entlang des Körpers wie an einer Kette aufgereiht in Reihen angeordnet sind. Färbung: Alle Farben und Farbkombinationen (auch Kaliko) möglich. Die Ränder der einzelnen Perlschuppen sind dunkler und matter als das perlmuttartige Zentrum. Ein Perlschupper sieht auf den ersten unbedarften Blick aus wie an Bauchwassersucht erkrankt.

Aus Asien kommen Golfball-Pearlscales, bei denen schmaler Mauskopf und kurzer Schwanz mit einer fast ballrunden Köperform kombiniert sind.
Der Perlschupper entstand um 1900 in China, besonders hochwertige Tiere kamen lange Zeit aus Guangzhou (Kanton) und Hong Kong. In Deutschland sind sie relativ selten zu finden.

Diese Hochzuchtform soll nach Andrews (1987/1991) oft eine Kombination der Perlschuppen mit Schwimmblasen­problemen aufweisen. Nach Teichfischer (1994) handelt es sich um eine robuste Form. Bei den Golfball-Formen kommt es vor, daß die Kiemendeckel der kleinen Mausköpfe an die dicken Bäuche stoßen und sich nicht mehr richtig schließen lassen. Dadurch ist die Atmung behindert, weswegen die Tiere an Sauerstoffnot leiden (vgl. Kritische Gedanken). Verlorengegangene Schuppen sollen laut aller mir bekannten Literaturstellen nur in normaler Form (nicht Perlform) wieder nachwachsen; tatsächlich berichten aber Halter von Perlschuppern, daß verlorene Schuppen auch in Perlform wieder nachwachsen.
Da das Merkmal der Perlschuppigkeit dominant vererbt wird, gibt es eine Vielzahl an Kombinationen; so gibt es z. B. Teleskop-Perlschupper, Pompon-Perlschupper u. a.

Persönliche Bemerkung: Hier kommt es sehr darauf an, daß sauber gezüchtet wird und extreme Auswüchse nicht gefördert werden: Es sollte bei der Zucht darauf geachtet werden, daß Schwimmblasen­probleme vermieden werden; Golfball-Formen mit Atmungs­behinderung fallen m. E. eindeutig unter das Verbot der Qualzüchtungen nach § 11b TierSchG (vgl. Seite Kritische Gedanken in diesem Kapitel). Ansonsten ist gegen das Merkmal der Perlschuppigkeit nichts einzuwenden, auch wenn z. B. Schröder (in Berliner Morgen­post, 1962), Bartels (o. J.) und der Schweizer Tierschutz STS (o. J.) keine Ahnung haben  merkwürdige Behauptungen darüber verbreiten.

Eierfisch

(engl.: Eggfish, Egg fish; chin.: Dan yu; jap.: Maruko)

Beschreibung: Dieser Fisch heißt so, weil er so aussieht. Er hat eine gedrungene Körperform (eiförmig, nicht rund!) ohne Rückenflosse und geteilte, aber kurze Schwanz- und Afterflossen. Färbung: meist einfarbig rotgold mit Metallglanz; es gibt aber auch Kaliko-Färbungen (vgl. + Shubunkin und + Veiltail). Schuppen gut sichtbar. Es ist ein asiatischer Fisch, der laut Externe Website Bristol Aquarist's Society (BAS) in England nicht standardisiert ist.

Außer dem klassischen Eierfisch werden in Asien auch sog. Eierphönix (chin.: Dan feng) gehalten: Es handelt sich um Goldfische ohne Rückenflosse, die im Gegensatz zum „echten“ Eierfisch lang ausgezogene Schwanzflossen haben (und dennoch nicht so aussehen wie das links abgebildete Tier). Solch ein Eierphönix weist oft zusätzliche Merkmale, wie z. B. Nasenpompons oder Quellkiemen auf.

Das in Abb. 9 gezeigte Tier aus Innes (1917) ist insofern interessant, als daß es sich um einen Fisch ohne Afterflosse handelt. Von solchen Goldfischen — seien es Eierfische oder andere Zuchtformen — ist mir nichts bekannt. Innes schreibt aber ausdrücklich von der fehlenden Anale und führt aus, daß Eierfische lediglich einmal in die USA importiert worden und verloren gegangen seien. Alle Ausführungen über diese Form sind bei ihm also einigermaßen spekulativ (und im Detail möglicherweise auf nur einzelne Individuen bezogen) und zeigen, wie selten diese Varietät damals war. Auch heute sind Eierfische sehr selten; Pénzes & Tölg (1993) zufolge sind sie als Zuchtform ausgestorben und erscheinen nur hin und wieder in Zuchten anderer Formen, die aus ihnen hervorgingen (s. u.). Bernhardt (2001) zeigt zwar ziemlich viele Photographien von Eierfischen, doch wird die Form des reinen Eierfisches nur noch selten gehalten. In Europa sind es bisweilen Ranchu-Abkömm­linge, die keinen Aufwuchs entwickeln; daher findet man sie in Einzelfällen hin und wieder unter einer Lieferung von + Ranchus.

Der reine Eierfisch ist eine sehr alte Züchtung und die Ausgangsform der folgenden Variationen, die von Fachleuten auch als eine eigene Gruppe neben den Singetails und den Wen-förmigen Goldfischen betrachtet wird (Bernhardt, 2001). Es ist die Gruppe der
Goldfischzuchtformen ohne Rückenflosse (Dorsale):

Chinesischer Löwenkopf

(engl.: Lionhead; chin.: Shi tou)

Beschreibung nach britischem Standard: Dieser Fisch hat wie der + Eierfisch eine gedrungene Körperform (Körperhöhe mehr als ½ der -länge), ohne Rückenflosse und genau wie dieser geteilte und kurze Schwanz- und Afterflossen. Der Kopf ist mit Wucherungen (Aufwüchse, Wen) bedeckt. Dieser Wen (englischer medizinischer Fachausdruck für „Balggeschwulst“, „Grütz­beutel“ insbesondere am Kopf — nicht zu verwechseln mit dem chinesischen Schriftzeichen „Wen“) ist eine gutartige Wucherung. Sie wird fälschlich oft als Tumor bezeichnet, ist aber ein Fettgeschwulst, welches bei Hungerzeiten rückgebildet werden kann. Der Kopfaufwuchs ist bei den Männchen stärker entwickelt und kann teilweise abgestoßen werden. Der britische Standard sieht auch einen seitlichen Bewuchs des Kopfes vor; asiatische Tiere haben den Kopf manchmal nur oben bewachsen. Die kurzen Flossen sollen steif gehalten werden; die Caudale sitzt am hoch angesetzten Schwanzstiel, ist vollständig zweigeteilt und idealerweise zu 1/3 gegabelt. Sie wird leicht geneigt oder aufrecht getragen.
Färbung: alle metallisch glänzenden Farben und Farbkombinationen; oft einfarbig rotgold. Schuppen gut sichtbar. Die Fische müssen gut ausbalanciert schwimmen. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).

Abb. 10b: Löwenkopf -- lionhead.jpg (6 kB)

Abb. 10b: Chinesischer Löwen­kopf. Der Fisch auf diesem Bild wurde von Matsubara als Ranchu be­titelt. Gerader Rücken und Schwanzstiel und die Haltung der Caudale kennzeich­nen aber eindeutig einen Lion­head, wie man ihn heute führt.

Wasserfarbenbild v. J. Urata (Matsubara, 1908)

Im Gegensatz zum Holländischer Löwenkopf genannten + Oranda hat diese Form keine Rückenflosse und kürzere, nicht schleierförmig fallende Schwanzflossen. Langflossige Löwenköpfe werden in Japan Shukin genannt; dem britischen Standard entsprechen sie nicht. Die Schwanzflosse wird nur leicht geneigt, fast senkrecht gehalten; der Rücken geht einigermaßen waagerecht in den Schanzstiel über. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum japanischen + Büffelkopf (Ranchu). Auf diesen Unterschied wurde früher nicht viel Wert gelegt, so daß in älteren Büchern viele Bilder und Beschreibungen nicht richtig zugeordnet sind. Viele Autoren werfen diese beiden Formen immer noch durcheinander, und aufgrund der komplizierten Verhältnisse möchte ich ihnen deswegen auch nicht Unkenntnis vorwerfen (s. u.). Allerdings handelt es sich bei der Mehrzahl der von Händlern und dummen  sich nicht informierenden Kunden/Haltern als „Löwenköpfe“ bezeichneten Goldfische tatsächlich um Orandas (s. o.).
Der echte Chinesische Löwenkopf ist eine in Europa und Amerika sehr seltene Zuchtform; gleichwohl haben ihn die Briten standardisiert. Die nicht standardisierten asiatischen Fische sind vielfältiger; eine Abgrenzung zwischen Löwenkopf und Ranchu ist oft nicht möglich!
Erreichbare Größe: Unklar. Meist nicht länger als 15 cm.

Anspruchsvolle, nicht einfach zu haltende Art. Diese Fische sind empfindlich gegen zu niedrige Temperaturen. Wie auch Orandas nicht für Anfänger geeignet.
Persönliche Bemerkung: Geschmacklich ziehe ich andere Goldfische vor. Wie alle mit einem Kopf­aufwuchs ausgestatten Varietäten (mit denen sie von Kritikern auch munter durcheinander geworfen werden) werden auch die Löwenköpfe als „Qualzuchten“ angesehen. Aufgrund der Namensgebung werden sie sogar regelmäßig stellvertretend für die ganze Gruppe angeführt. Die fehlende Dorsale ist ein weiterer Kritikpunkt. Ich kann mich dieser Argumentation bei guten Tieren nicht anschließen. Qualitativ schlechte Tiere entsprechen sowieso nicht dem Standard oder den Zuchtzielen. Hauptaugenmerk und besondere Sorgfalt sollten darauf liegen, gesunde Tiere zu züchten und zu erwerben! (Vgl. Zuchtformen: Kritische Gedanken)

Büffelkopf

(jap.: Ranchu)

Beschreibung nach britischem Standard: Die Körperform ist rund, mit stärker gebogenem Rücken und kürzerer und stark abgespreizter geteilter Schwanzflosse. Der Schwanzstiel ist 90 ° geneigt, die Schwanzflosse soll dementsprechend tief getragen werden. Die Kopfhaube des Ranchu ist nicht so stark ausgeprägt wie beim Lionhead, ist aber auf jeden Fall auch auf den Seiten des Kopfes weit herunterreichend. Die Bauchflossen sind halb so lang wie die Körperhöhe; die anderen Flossen kürzer.

Abb. 11: Ranchu -- philranchu.jpg (32 kB)

Abb. 11: Ranchu. Verwirrende Be­zeichnungen auch hier: Ein Tier, welches in Form des Kör­pers und Haltung der Caudale eindeutig die Anforderungen an einen Ranchu erfüllt, wird hier “Lionhead” genannt.

Philippinische Briefmarke

Der Ranchu wird oft mit dem Lionhead verwechselt. Dies hat nicht nur mit Unkundigkeit zu tun, sondern einerseits auch mit Tieren, die nicht eindeutig zuzuordnen sind, als auch mit der Geschichte dieser Zuchtformen:
Der Ranchu ist eine typisch japanische Zuchtform, die aus chinesichen Importfischen hervorging. Die Benennug der Fische ist völlig uneinheitlich; selbst bei Kennern asiatischer Fische weichen die jeweiligen Namens­gebungen und Merkmals­beschreibungen oft deutlich voneinander ab (vgl. Teichfischer, 1994, Bernhardt, 2001 u. a.). Aus diesem Grund sind manche Anfragen Was ist das für ein Goldfisch? nicht eindeutig zu beantworten. Selbst der Begriff Büffelkopf ist nicht zwingend die deutsche Benennung für einen Ranchu. Bernhardt, der den Begriff „Löwenkopf“ vernachlässigt, bezeichnet alle rückenflossenlosen Goldfische mit Kopfwucherungen, die  k e i n e  Ranchus sind, als „Büffelköpfe“ ... Im Bildteil tauchen dann allerdings „Ranchu“ und „Büffelkopf“ synonym nebeneinander auf. Eine gewisse Unklarheit und Verwirrung bei der Benennung der Fische ist also in Herkunft und Historie bedingt. Die Namen stammen eben von asiatischen Liebhabern und nicht von europäischen Systematikern.

Allgemein sind in Japan Kois (Zierkarpfen) beliebter als Goldfische, aber der Ranchu ist für viele Japaner die Krönung der Fischzucht. Spitzenexemplare werden für dieselben horrenden Preise gehandelt wie besondere Kois. Veen (1981) bezeichnet sie dagegen respektlos als schwimmende Himbeeren mit dem eingeklemmten Schwanz.

Diese Zuchtform ist sehr schwierig zu züchten; laut Teichfischer erzielen selbst Experten nicht mehr als 40 % brauchbare Fische. In der Haltung sind sie nicht unkompliziert. Aufgrund ihres behäbigen und „knuddeligen“ Erscheinungsbildes sind sie allerdings auch bei Goldfisch-Neulingen beliebt.
Persönliche Bemerkung: Selbst Leute, die viel Geld und Mühe investieren, bekommen oft Probleme mit ihren Ranchus. Ich habe den Eindruck, daß diese Zuchtform etwas heikel ist; monate- oder jahrelang geht es gut, und dann erkranken die Fische aus oft nicht nachvollziehbarer Ursache. Ich kann nicht beurteilen, ob es an den Tieren oder ihren Besitzern liegt. Der Hype, der um diese oft maßlos teuren Fische gemacht wird, ist mir genauso suspekt wie bei Kois. Die von Kritikern bemängelten Merkmale (fehlende Dorsale, Kopfgeschwulst) ist in meinen Augen kein sachlicher Grund für eine Ablehnung aus tier­schütze­rischer Sicht. (Vgl. Zuchtformen: Kritische Gedanken)

Chinesische Wollmütze, Pompon-Eierfisch, Nasenbukett

(engl.: Pompon goldfish, asiat.: Velvetyball eggfish, Narial bouquets; chin.: Xxxxx)

Beschreibung nach britischem Standard: Die Körperform ist die des Eierfisches: tief, rund und eiförmig. Die Körperhöhe ist größer als ½ Körperlänge. Der Kopf geht glatt in den Körper über, und der Schwanzstiel ist hoch angesetzt. Charakteristisch sind stark vergrößerte, wuchernde Nasententakel. Es sind Büschel von fleischigen Auswüchsen, die zwischen den Nasenlöchern aus Vergrößerungen der Nasen­scheidewände (Nasenhöcker) entstehen. Die Körperhaltung soll gut ausbalanciert sein. Die Caudale ist im Idealfall vollständig geteilt.
Färbung: alle Farben und Effekte zugelassen (metallisch und kaliko).

Es handelt sich hier um ein Merkmal, welches in der Form des beschriebenen (und aus China stammenden) Fisches in England als Zuchtform standardisiert ist, aber auch bei anderen Varietäten auftreten kann. Am bekanntesten ist der Eier-Phönix mit Pompons. Japanische Narial-Bouquets (Hanfusa) sind + Oranda-ähnliche Fische, die zusätzlich zum Kopfbewuchs kleine Nasenpompons haben.

Teilweise sollen die Nasententakel so groß sein, daß sie bis weit über das Maul herunterhängen und den Fisch bei der Atmung behindern (Grzimek et al., 1971, Andrews, 1987/'91). Eine Verletzungsgefahr an Fadenalgen oder auch dünnen Pflanzenstengeln ist gegeben, beinahe alle Autoren (auch dieser Zuchtform wohlmeinend eingestellte) erwähnen die Empfindlichkeit/Verletzlichkeit der Pompons. Dabei sollte man sowohl bei der Aquarieneinrichtung als auch beim Fang der Fische denken, die man besser nicht mit einem Netz/Kescher herausfängt.
Persönliche Bemerkung: Die Pompons sind ein meiner Meinung nach die Fische beeinträchtigendes abstruses Merkmal, welches man nicht züchten sollte. Erläuterungen dazu auf der Seite Kritische Gedanken.

Himmelsgucker

(engl.: Celestial Eye)

Beschreibung nach britischem Standard: Die Körperform ist die des Eierfisches: tief, rund und eiförmig. Die Körperhöhe beträgt mehr als ½ Körperläge. Die geteilte Schwanzflosse ist entweder kurz oder schmetterlingsförmig; sie ist gegabelt (mindestens ¼, höchstens ½). Der Schwanzstiel ist hoch angesetzt. Alle Flossen sind gerundet; die Dorsale fehlt. Afterflosse geteilt. Der Kopf geht gleichmäßig in den Rumpf über. Die Augen treten stark hervor und sind aufwärts nach oben gerichtet. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der Teleskopaugen. Die Basis der hervorstehenden Augen ist einseitig auf der unteren Seite durch Haut und Bindegewebe verdickt, so daß die Augen nach oben gedreht werden.
Als Färbung sind alle metallischen und Kaliko-Färbungen zugelassen; metallische Farben sollten sich kräftig bis in die Flossen ziehen. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).
Matsui (1971) beschreibt Kaliko-Formen als eine neue Varietät (hervorgegangen aus Kreuzungen von Himmelsguckern mit kalikofarbenen + Teleskopaugen), die noch nicht sauber durchgezüchtet sei und deshalb noch oft rudimentäre Rückenflossen und einen unregelmäßig geformten Rücken aufweise. In Nord­amerika sind auch gestrecktere Fische üblich, die nicht dem kurzen britischen Standard entsprechen. Auch gibt es Übergangsformen, bei denen die Augen leicht nach vorne gucken. Bei Jungfischen sind die Augen noch normal und drehen sich im Laufe der ersten Monate nach oben.

Der Himmelsgucker ist eine chinesische Zuchtform, die aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammt. Nach Teichfischer (1994) entstand sie um 1870 aus dem Teleskop-Eierfisch (Drachenrücken) (dies wird der Deme-Ranchu sein; vgl. die Ausführungen zu den Teleskopaugen und die Abb. 5 auf der Seite Zuchtformen: Klassifizierung). Matsui (1971) zufolge zeigen aber bereits Abbildungen aus Sauvigny (1780) die ursprüngliche Form der Celestials. Laut Externe Website BAS werden Himmelsgucker in Japan Demeranchu genannt, was nicht zutrifft (s. o.).

Diese Form ist umstritten. Verschiedene Literaturstellen führen an, daß diese Tiere sehr empfindlich seien. Sie hätten Probleme mit der Nahrungsaufnahme vom Boden und sollten daher nur mit Schwimmfutter gefüttert werden. Eine Vergesellschaftung mit anderen Fischen sollte unterbleiben, und sie seien sehr temperaturempfindlich. Gegen diese Behauptungen sprechen die Berichte mehrerer (vor allem nordamerikanischer) Celestial-Halter, welche diese sehr lebhaften Fische zusammen mit verschiedenen anderen Goldfischformen in Teichen pflegen, und denen zufolge die Himmelsgucker die einzige “fancy” Form sei, die im Freien überwintert werden könne. Tatsächlich handelt es sich also um einen sehr robusten Fisch, bei dem einzig das veränderte Sichtfeld konkreten Anlaß zu Kritik bietet.
Persönliche Bemerkung: Aufgrund der Robustheit dieses Fisches kann ich nicht viel dagegen vorbringen. Mein Geschmack sind die Augen keinesfalls; ob sie kritikwürdig sind, ist ein Streitpunkt. Ich stehe Augen­deformationen generell skeptisch gegenüber und tendiere dazu, Himmelsgucker abzulehnen. Ein Fisch der nur noch nach oben gucken kann ist ne arme Sau, schrieb eine Foren-Userin. Ob das nun unsachlich ist, weiß ich selbst nicht …

Blasenauge

(brit.: Bubble Eye)

Beschreibung nach britischem Standard: Flossen und Körperform wie beim + Himmelsgucker, also Körperhöhe mindestens ½ der -länge, keine Dorsale, die anderen Flossen mit abgerundeter Erscheinung, Caudale geteilt und gegabelt, Anale geteilt. Die Augen sind nach oben gerichtet; die untere Bindehaut ist zu einer bis zu taubeneiergroßen Blase aufgetrieben, welche die Augen seitlich und unten umgeben. Bei standardgerechten Fischen müssen die beiden Blasen gleich groß sein, da unterschiedlich große Blasen einen nicht ausbalancierten Eindruck machen. Die Färbung ist metallisch (gut ausgefärbt bis in die Flossen) oder kaliko. Mindestgröße für Ausstellungen: 5,5 cm (2¼ Inch).

Diese Form ist aus einer Mutation des Himmelsguckers herausgezüchtet worden. Die mit Flüssigkeit gefüllte Hautblase umgibt die nach oben gerichteten Augen, zwingt sie aber wohl nicht nach oben. Die Haut der Blase ist sehr dünn, so daß oft Blutgefäße sichtbar sind.
Eine Zwischenform zwischen Himmelsgucker und Blasenauge (die wohl auch Ausgang der Blasenaugenzucht war) hat nur kleine und unscheinbare Auftreibungen unter den Augen; diese Tiere werden Krötenkopf (Froghead) genannt. Auch der Begriff Toadhead ist gebräuchlich. Ob Krötenköpfe in China als eigener Standard gelten, ist mir bisher unklar. Ihr Export stand in China lange Zeit unter Strafe (Teichfischer, 1992). Krötenköpfe sind eine jahrhundertealte Zuchtform; wann genau die Blasenaugen auftauchten, habe ich noch nicht herausgefunden.

Die Blasen sind besonders verletzungsempfindlich, auf eine entsprechende Aquarieneinrichtung und Handhabung der Fische, die nicht in die Hände von Anfängern gehören, muß Wert gelegt werden. In Nordamerika geraten sie nicht selten in die dort propagierte starke Filterströmung und verletzen sich dann am Filteransaugrohr. Verletzte Blasen verheilen wieder; Teichfischers (1994) Hinweis, sie würden nicht regenieren und den Fisch wertlos machen, stehen gegenteilige Erfahrungen von Blasenaugenhaltern entgegen.
Aufgrund dieser Besonderheiten sind Blasenaugen eine schwierig zu haltende Art, deren Vergesellschaftung mit anderen Fischen gut überlegt sein sollte.
Persönliche Bemerkung: Die Zucht dieser Tiere lehne ich wegen der hohen Verletzungsgefahr und der eingeschränkten bis nicht vorhandenen Gründelfähigkeit strikt ab. Näheres dazu auf Zuchtformen: Kritische Gedanken. Ein Verzicht auf diese extreme Zuchtform würde den Kritikern der Goldfischzucht viel (mir be­rechtigt erscheinender) Munition nehmen.


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http://goldfische.kaltwasseraquaristik.de/fancy.htm

Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 26. Juni 2006
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