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Haltung II: Goldfischs Wünsche

Temperatur und Wasserwerte

Ohne Wasser können Goldfische nicht leben, aber nicht in jedem Wasser kann man sie gut halten.

(Li, 1988)

Die sehr anpassungsfähigen Goldfische vertragen Wässer mit relativ unterschiedlicher Charakteristik und sind demzufolge unkomplizierte Pfleglinge. Eine völlige Mißachtung der zugegebenermaßen nicht einfachen Wasserchemie und -physik führt allerdings auch bei Carassius auratus häufig — zu häufig — zu Krankheiten und Todesfällen.
Eine Einarbeitung in die theoretischen Grundlagen der Wasserchemie ist dringend zu empfehlen. Ein Aquarium ist schwieriger zu verstehen als ein Kaninchenstall; in ihm laufen biologische und chemische Prozesse ab, die „uns Säugetieren“ nicht sofort offensichtlich sind. Wer aber die Konzentration bestimmter Stoffe im Aquariumwasser zu messen und zu deuten vermag, kann Schäden und Krankheiten vorbeugen und bei Unregelmäßigkeiten angemessen reagieren.
Bei der Aneignung des nötigen Wissens helfen ein gutes Buch (s. Literatur) und einige der empfohlenen Websites (s. Weblinks).

Übersicht:



Die Werte auf einen Blick

Hier eine Auflistung der Toleranzbereiche (die teilweise nur kurzfristig vertragen werden) und der Optimalwerte (beachten Sie die Erläuterungen weiter unten):

Erläuterungen

Temperatur (T):

4 bis 30 °C; optimal: sommers 18 bis 24 °C, winters 6 bis 14 °C;
Schleierschwanzformen wärmebedürftiger (12 °C, Hochzuchtformen 15 °C)

Hinsichtlich der Temperatur gibt es teilweise seltsame Hälterungsweisen und -empfehlungen: Manchmal wird Carassius auratus von uninformierten Fischbesitzern dauerhaft im Warmwasserbecken bei 28 °C „gepflegt“. Andererseits gibt es dagegen oft Aussagen, daß Goldfische Kaltwasserfische seien, die unbedingt in den Teich gehörten und bei denen Temperaturen über 20 °C unbedingt zu vermeiden seien.

Normale Goldfische, Grasgoldfische, Kometenschwänze und Shubunkins fühlen sich sommers bei 18 bis 24 °C am wohlsten. Bei diesen Formen sollten 26 °C möglichst nicht überschritten werden; gleichwohl ist es kurzzeitig machbar (wenige Wochen). Wichtig sind eine ausreichende Sauerstoffversorgung bei hohen Temperaturen und eine langsame Gewöhnung an hohe Werte.
Im Winter sollte die Temperatur nach Möglichkeit tiefer liegen als im Sommer. Das ist heutzutage nicht mehr in jedem Zimmeraquarium machbar. Wenn die Fische ganzjährig warm gehalten werden, führt dies auch nicht zu gesundheitlichen Schäden, verkürzt jedoch die Lebensdauer. (Auch eine Zucht ist dann nicht immer möglich.) Winters sollten Sie besonders dann für niedrigere Temperaturen sorgen, wenn die Fische im Sommer längere Zeit sehr warm gehalten wurden (Dachwohnungen, Südzimmer usw.). 18 °C für einige Wochen tun den Fischen und Ihrer Heizkostenrechnung gleichermaßen gut. (Besser wären sogar 15 °C, aber wer macht das schon?)
Wenn die Temperatur über einen längeren Zeitraum und nicht plötzlich absinkt, können es sogar 9 °C sein (Fütterung dann massiv reduzieren). Sinkt die Temperatur noch tiefer (auch das ist überhaupt kein Problem, aber in Häusern wohl eine sehr seltene Ausnahme), sollte die Fütterung eingestellt werden, außerdem brauchen die Fische dann wirklich Ruhe.
Schleierschwänze sollten auch 12 °C vertragen, bei Hochzuchtschleierschwänzen sollte man sicherheitshalber nicht unter 15 °C gehen. Die empfindlichen Zuchtformen mögen es überhaupt lieber etwas wärmer, da darf das Wasser auch 27 °C warm sein (jedoch nicht ganzjährig), was für die Normalform absolut unnötig und auf Dauer viel zu hoch ist.
Laut Dünnebier (1927) und Piechocki (1981) sind die Schleierformen durch profitorientierte Züchter verdorben worden: sie seien durch ungeeignete Zuchtwahl und „Dampfzucht“ so temperaturempfindlich geworden. Vorsichtig abgehärtete Schleierschwänze sollen auch in Gartenteichen unter dem Eis überwintern können. Viele der Hochzuchtformen stammen heute aus Zuchten in Singapur, Israel und anderen warmen Ländern, wo die Fische Temperaturen gewöhnt sind, wie sie für Warmwasserfische üblich sind. Es leuchtet ein, daß diese Tiere sehr sorgfältig umgewöhnt werden müssen und meist nicht für den Gartenteich geeignet sind.

Bei allen Goldfischen gilt: ihr Temperaturspektrum ist sehr groß, aber sie sind empfindlich gegen zu rasche Schwankungen! Eine zu rasche Abkühlung kann zu Schwimmblasenerkältungen führen; nach Oudewater (1999) sogar dazu, daß Haut und Flossen zerfallen. Zu schnelle Erwärmung führt bei nicht angepaßten Fischen zu Sauerstoffnot. Temperaturänderungen sollten also immer behutsam vorgenommen werden.

Bei starker Hitze und daraus resultierender Sauerstoffnot der Fische kann eine Durchlüftung mittels Ausströmerstein sowohl nützlich als auch schädlich sein: Bei Sauerstoffmangel im Wasser kann die Durchlüftung mehr Sauerstoff ins Wasser bringen und somit hilfreich sein; jedoch nur bis zum Sättigungsgrad (der bei warmem Wasser wesentlich tiefer liegt als bei kaltem Wasser!). Herrscht dagegen im Wasser bereits eine Sauerstoffübersättigung (bei starker Sonneneinstrahlung durch die Photosynthese der Pflanzen durchaus möglich), so würde die Durchlüftung den kostbaren Sauerstoff wieder austreiben.
Bei starker Hitze ist eine Durchlüftung besonders nachts angebracht.

Oft werden Goldfische als Kaltwasserfische bezeichnet. Das ist Definitionssache.
Als Kaltwasserfische bezeichnet man manchmal Forellen und andere einheimische Fische, die in der Regel nicht bei mehr als 15 °C gehalten werden können. Selbst Aquarianer und Teichbesitzer, die diese harte Temperaturgrenze nicht ziehen, vertreten oft die Meinung, daß Goldfische in den Teich und nicht ins Haus gehörten. Das ist nicht ganz korrekt. Die Tatsache, daß die sehr anpassungsfähigen Goldfische auch winterlich tiefe Wassertemperaturen bis kurz vor den Gefrierpunkt vertragen, bedeutet nicht, daß sie dermaßen tiefer Temperaturen auch bedürfen. Der Goldfisch wurde in Südchina aus der Silberkarausche gezüchtet; erst im Laufe der Jahrhhunderte gelangte er auch nach Nordchina (vgl. Kapitel Geschichte). Auch heute noch halten sich Goldfische in freier Natur dort am erfolgreichsten, wo es auch im Winter nicht so kalt ist (Südfrankreich, Italien, südliches Nordamerika). Es sind ursprünglich Fische der Subtropen.
Goldfische gehören zu der kleinen Gruppe von Fischen, die bei Zimmertemperatur (15 bis 23 °C) gehalten werden können, was Kaltwasserfischen zu warm und Warmwasserfischen zu kalt ist. Sinnvollerweise bietet man ihnen im Winter deutlich niedrigere Temperaturen als im Sommer. In den Anfangszeiten der Aquaristik war diese Zierfischgruppe für die Haltung in der Wohnung ideal — heute, im Zeitalter zentralgeheizter (und meist überheizter) Räume, ist eine artgerechte Haltung dieser kleinen Gruppe schwierig geworden.

Nach dem Aufkommen der Warmwasseraquarien mit tropischen Fischen hat sich für Goldfische, Paradiesfische, Sonnenbarsche und andere kälteresistente Fische (die ohne Aquarienheizer gepflegt werden können und sollen) sowie für heimische Fischarten der Begriff „Kaltwasserfische“ eingebürgert. Da es sich bei dieser Bezeichnung aber sowohl um Fische der gemäßigten Breiten als auch der Subtropen handelt, sollte man sich immer detailliert kundig machen, welche Temperaturen der jeweiligen Art zuträglich sind.

Die Überwinterung von Goldfischen im Teich ist von der Temperatur her kein Problem, solange die Fische nicht einfrieren. Am Grund eines nicht durchgefrorenen Gewässers ist es aus physikalischen Gründen nur in seltenen Fällen (kurz vor dem Gefrieren) kälter als + 4 °C. Diese Temperatur vertragen Goldfische noch. Probleme gibt es bei Überwinterung im Teich eher mit der Sauerstoffversorgung und dem Ernährungszustand der Fische. (Vgl. die Seite Teich oder Aquarium? dieses Haltung-Kapitels.)

Säuregrad:

pH 6,5 bis 8,5, optimal pH 7 bis 8

Der pH-Wert bezeichnet, wie basisch oder sauer eine Flüssigkeit ist. Bei pH 7 ist sie neutral, über 7 ist sie alkalisch (basisch), unter 7 ist sie sauer. Goldfische bevorzugen neutrales bis leicht alkalisches Wasser; das Optimum liegt zwischen pH 7 und pH 8. Sie vertragen auch Werte ober- und unterhalb dieses Optimums. Wichtig ist, daß sie langsam daran gewöhnt werden und keine plötzlichen Änderungen eintreten.
Nach Teichfischer (1994), der sich auf die Ähnlickeit mit Karpfen bezieht, sind Werte wie pH 5,5 und 9 bereits äußerst gefährlich; tödliche Grenzwerte liegen bei pH 5 bzw. 10,8. Zu saures Wasser schädigt die Kiemen der Goldfische (Hilble/Langfeldt-Feldmann, 1992).
Es ist zu beachten, daß bei Werten über pH 7 sich im Wasser gelöstes Ammonium (Ausscheidungsprodukt der Fische) umwandelt zu Ammoniak, welches giftig ist! Abhängig von der Menge des vorhandenen Ammoniums/Ammoniaks (s. u.) kann der gefährliche Bereich bei pH 8 beginnen.

Wenn im Wasser keine anderen Säuren in größerer Menge vorhanden sind, kann man aus dem Säuregrad und der Carbonathärte den Kohlendioxidgehalt des Wassers errechnen oder aus einer Tabelle ablesen. (-> Berechnungstool auf Aquaristik ohne Geheimnisse)

pH ist die Abkürzung für potentia hydrogenii. Es wird mit ihm das Gewicht der Wasserstoffionen (H+) in einem Liter Wasser bei 20 °C im Verhältnis zu dem der Hydroxylionen (OH−) angegeben, und zwar in negativem dekadischen Logarithmus: Bei neutralem Wasser sind die Ionen H+ und OH− in gleicher Menge vorhanden; ihr beiderseitiges Gewicht beträgt 1⁄10.000.000 g (0,000.000.1 g). Im Nenner stehen sieben Nullen, als Potenz ausgedrückt also 10−7 g. Als negativer dekadischer Logarhithmus (es zählt die Zehnerpotenz; da negativ entfällt das Minus), ergibt sich also pH 7 für neutrales Wasser. Bei alkalischem Wasser sind mehr OH−-Ionen enthalten, die aber nicht angegeben werden. Statt dessen die in geringerer Anzahl vorhandenen H+-Ionen, die aber als negative Potenz angegeben werden, so daß der Zahlenwert zunimmt (pH 9 bedeutet ein H+-Ionen-Gewicht von 1⁄1.000.000.000 g; die Zahl unter dem Bruchstrich wird also größer, wodurch der Bruch selbst kleiner wird). Bei saurem Wasser nimmt die Anzahl der H+-Ionen dagegen zu, weshalb der kleiner werdende Nenner für einen kleineren pH-Wert sorgt.

Es ist wenig aussagekräftig, den pH-Wert des Leitungswassers zu bestimmen. Von Seiten des Wasserwerkes wird jedes Leitungswasser auf einen leicht alkalischen Wert gebracht [je nach Wasserbeschaffenheit entweder mittels kräftiger Belüftung, was zu einem Austreiben der Kohlensäure führt, oder durch Zufügen alkalisch reagierender Substanzen wie NaOH oder Ca(OH)2]. Dies dient dem Schutz des Leitungsnetzes vor Korrosion (selten wird mit H2SO4 angesäuert).
Im Aquarium wird sich der Wert ändern, da hier viele biologische und chemische Prozesse ablaufen oder sogar Kohlendioxid gezielt eingebracht wird.

Gesamthärte (GH):

8 bis 25 °d, optimal 12 bis 18 °d

Die Gesamthärte ist ein (indirektes) Maß für den Anteil der im Wasser gelösten Mineralstoffe (Salze). Reines Wasser (z. B. destilliertes Wasser) ist absolut salzfrei. In solchem Wasser können keine Lebewesen leben. Die verschiedenen Organismen haben sich im Laufe ihrer Entwicklung an unterschiedliche Wasserhärten angepasst, daher sollte man sich bei der Fischhaltung auch immer informieren, ob man seinen Tieren auch das geeignete Wasser bieten kann.

Für Goldfische braucht man in dieser Hinsicht aber nur in wenigen Fällen Aufwand zu betreiben. Sie können in sehr unterschiedlichen Wässern leben, jedoch sollten Extremwerte vermieden werden. Mit hartem Wasser kommen Goldfische einigermaßen gut zurecht; laut Grzimek et al. (1970) leben sie auf den Bahamas sogar im Brackwasser. Allerdings gibt es auch Berichte, denen zufolge lange Schleierflossen in allzu hartem Wasser nicht ausreichend durchblutet werden und Schaden nehmen können. Meiner eigenen Erfahrung nach nehmen die langen Flossen von Kometenschweifen und handelsüblichen Schleierschwänzen bei 21 bis 23 °d GH auch nach mehreren Jahren noch keinen Schaden.
Bezüglich der unteren Grenzen bin ich mir unsicher. Die hier empfohlenen Werte können möglicherweise bedenkenlos unterschritten werden. Ich habe diese Werte aus verschiedenen Literaturstellen zusammengesucht. Meine eigenen Fische leben in hartem Wasser. Die Vielzahl an Goldfischen, die in regenwassergespeisten Teichen mit geringer Wasserhärte leben, zeigt, daß Carassius auratus auch in salzärmeren Wässern zurechtkommt. Die Befunde von Kormann (1985) lassen darauf schließen, daß in einigen Gewässern Ostasiens, in denen Carassius auratus lebt, die Wasserhärte knapp unterhalb der hier angegebenen Toleranzwerte liegt. Laut Teichfischer (1991) kann das Wasser weich sein, jedoch sei die Umgewöhnung von zuvor in hartem Wasser gehaltenen Goldfischen sehr kompliziert. Oft gingen die Tiere noch nach Wochen ein.
Daß die Umstellung von hartem auf weiches Wasser für den Fischorganismus deutlich schwerer zu verkraften ist, ist Tatsache. Dies bereitet oft bei neugekauften Fischen Probleme, die beim Händler in aufgesalzenem Wasser gehalten werden und dann im weicheren Wasser des Kunden „von den Flossen kippen“. Um solche Fälle zu verhindern, ist es ratsam, die Wasserhärte im Quarantänebecken der des Händlerwassers anzupassen und sehr langsam zu verringern.

Die Gesamthärte Ihres Leitungswassers erfahren Sie von Ihrem Wasserversorger (s. u.) oder können von Ihnen selbst gemessen werden. Die Werte sollten sich im Aquarium nicht wesentlich verändern.

Der Korrektheit halber sei angemerkt, daß sich der Gesamtsalzgehalt nur mit einem elektrischen Leitwertmeßgerät bestimmen läßt. Der elektrische Leitwert (LW) ist die Größe für den Salzgehalt, während die GH eine veraltete Größe ist, mit der der Anteil der im Wasser enthaltenen Erdalkali-Ionen (Calcium, Magnesium, Strontium, Barium u. a.) bezeichnet wird (gemessen werden mit den handelsüblichen Tests sogar nur die Calcium- und Magnesium-Ionen, die ca. 80 % der Kationen natürlicher Wässer ausmachen). Die heute gesetzlich vorgeschriebene Einheit für die GH ist Millimol pro Liter [mmol/l], in der Aquaristik ist weiterhin die alte Einheit Deutsche Grad [°d] gebräuchlich (sehr veraltet ist Grad Deutsche Härte [°dH]). Um den Leitwert braucht sich der „normale“ Goldfischhalter i. d. R. nicht zu kümmern.
Der Vollständigkeit halber noch die Umrechnungsfaktoren für die gesetzliche Einheit mmol/l:  1 mmol/l Erdalkali-Ionen entspricht 5,60 °d GH — 1 °d GH entspricht 0,179 mmol/l Erdalkali-Ionen.

Außerdem gibt es noch die sogenannten Wasserhärtebereiche; sie sind entwickelt worden, um einen groben Rahmen zu haben, damit Wasch- und Spülmaschinen mit der richtigen Mege an Wasch- und Spülmitteln, Weich- und Klarspülern usw. beschickt werden können. Hier gilt:
Wasserhärtebereich I: 0 bis 7 °d GH weich
Wasserhärtebereich II: 7 bis 14 °d mittel
Wasserhärtebereich III: 14 bis 21 °d hart
Wasserhärtebereich IV: über 21 °d sehr hart.

Carbonathärte (KH):

6 bis 18 °d, optimal 10 bis 14 °d

Die Carbonathärte ist eine oft unverstandene und fehlinterpretierte Größe, die manchmal (unrichtigerweise) mit dem Kalkgehalt des Wassers gleichgesetzt wird.
Dabei ist sie aquaristisch durchaus wichtig, da sie bei ausreichender Höhe Schwankungen im Säure/Basen-Haushalt des Wassers abfängt (puffert). Sie sollte ungefähr (weiter Rahmen) 80 % der Gesamthärte betragen. Ist sie wesentlich niedriger oder höher, deutet dies auf ein verschobenes Standardionenverhältnis des Wassers hin. Dies kann in einigen (wenigen) Gegenden natürlicherweise der Fall sein, hat aber sehr oft seine Ursachen in Wasser­enthärtungs­anlagen des Hauses (GH<KH) oder in einer biogenen Entkalkung im Aquarium (GH und KH nehmen ab; GH>KH).
Aus verschiedenen Gründen sollte die Carbonathärte in Ihrem Goldfischaquarium gleichbleibend mindestens 4 °d und ca. 70 bis 90 % der GH betragen. Sind aber die Differenzen größer, und sinkt die KH im Laufe der Zeit deutlich ab, so könnte etwas nicht in Ordnung sein. Dann sollten die Gründe in Erfahrung gebracht werden (eine Kohlendioxid-Düngung für die Pflanzen könnte eine biogene Entkalkung verhindern).
Eine KH unter 4 °d ist kritisch, weil (abgesehen von einer möglichen Unverträglichkeit solch weichen Wassers) es hinsichtlich des Säure/Basen-Haushaltes sehr instabil sein kann. Vor allem in besonders „sauberen“ mulmarmen Aquarien kann es schnell zu einem sogenannten Säuresturz kommen.

Auch die KH muß Ihnen vom Trinkwasserversorger mitgeteilt werden, oft wird sie allerdings in entsprechenden Veröffentlichungen (korrekterweise) nicht als Carbonathärte (KH) bezeichnet; s. u.

Als Bildner der Carbonathärte gelten Carbonat- und Hydrogencarbonat-Ionen (letztere auch Bicarbonat-Ionen genannt). Im Gegensatz zur Gesamthärte geht es hier also um Anionen. Damit diese (Bi-)Carbonat-Ionen aber auch als Bildner der Carbonathärte fungieren können, müssen ausreichend Calcium- oder Magnesium-Kationen vorhanden sein. Die Größe „Carbonathärte“ ist auch nicht mehr aktuell; je nach Fachbereich verwendet man die Größen „Säurekapazität bis pH 4,3“ [mmol/l] (Trinkwasseranalytik) oder „Säurebindunggsvermögen SBV“ [mmol/l] (Limnologie). Für Aquarianer ist der Umgang mit der Größe Carbonathärte jedoch nicht nur vertraut, sondern in vielen Fällen auch einfacher und ausreichend. Die Messverfahren sind auf jeden Fall einfacher zu beschaffen und zu handhaben.
 
Hier die Umrechnungsfaktoren: 1 mmol/l Säurekapazität entspricht 2,78 °d KH — 1 °d KH entspricht 0,36 mmol/l Säurekapazität.

Der Begriff „Säure“ in den heute üblichen Fachbezeichnungen deutet an, daß die Bildner der Carbonathärte eng mit dem Säure/Basen-Haushalt eines Wassers verknüpft sind. Vereinfacht kann man es so ausdrücken: je höher die KH, desto mehr Säure muß im Wasser enthalten sein, damit dieses auch sauer reagiert. Säure „verbraucht“ innerhalb eines gewissen Rahmens (und abhängig von der Art der Säure) die KH-Bildner. So entsteht ein Puffersystem, welches in einem bestimmten Bereich starke Schwankungen des Säuregrades verhindert. Ist fast ausschließlich Kohlensäure als Säure im Wasser vorhanden, so kann man aus zwei bekannten Größen aus den drei Parametern pH, KH und CO2-Gehalt die dritte fehlende berechnen oder aus einer Tabelle ablesen (s o.).

Ammonium/Ammoniak NH4+/NH3

maximal 0,5 mg/l, optimal weniger als 0,1 mg/l

Wir verlassen nun den Bereich natürlicher Wassereigenschaften, bei denen jede Fischart ihre eigenen Vorzüge hat. Beginnend mit Ammonium/Ammoniak beschäftigen wir uns nun mit Stoffwechselprodukten, also Ausscheidungen der Aquarientiere sowie ihrer bakteriellen Umwandlungsprodukte. Es geht hier nun nicht mehr um bevorzugte Werte, sondern um Belastungs-Grenzwerte! Anders als bei den vorgegebenen (oder einzustellenden) Werten, die ein Wasser charakterisieren, haben wir es bei den Stickstoffwerten mit Abfallstoffen zu tun, die es in aller Regel zu minimieren gilt. Die angegebenen Bereiche bedeuten also nicht mehr: „In diesem Bereich fühlt sich der Fisch besonders wohl,“ sondern: „Diese Werte sollen möglichst nicht überschritten werden.“

Ammonium ist ein Ausscheidungsprodukt der Fische. Während Säugetiere über die Nieren mit ihrem Urin überflüssigen Stickstoff in Form von Harnstoff abgeben, scheiden Fische Ammonium aus, teilweise ebenfalls mit dem Urin über die Nieren, aber auch kontinuierlich über die Kiemen.

Dieses Ammonium ist nicht besonders schädlich. Es reagiert jedoch mit den Hydroxyl-Ionen (OH−) alkalischen Wassers zu Ammoniak und Wasser. Ammoniak wiederum ist hochgiftig. Daher sollte (vor allem bei alkalischem Wasser, welches wesentlich mehr OH−-Ionen enthält, s. o.) die Konzentration von Ammonium/Ammoniak nicht zu hoch sein.

Verhindern kann man zu hohe Ammonium-/Ammoniak-Konzentrationen durch eine gut entwickelte Population an Filterbakterien; s. u.

Nitrit NO2

maximal 0,2 mg/l, optimal weniger als 0,1 mg/l

Auch beim Nitrit gilt: Dies ist kein Wasserwert, für den es je nach Fischart unterschiedliche Präferenzen gibt. Nitrit ist eine giftige Stickstoffverbindung, die es so gering wie möglich zu halten gilt!

In einem gut „eingefahrenen“ Aquarium/Teich ist NO2− nur in sehr geringem Maße vorhanden. Es entsteht bei der Nitrifikation (zur Erläuterung s. Ralf Rombachs -> Der Nitritpeak und die nächste Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene) als bakterielles Stoffwechselprodukt aus Ammonium/Ammoniak und wird weiter zu Nitrat umgebaut (s. u.). Lediglich bei Neueinrichtung eines Aquariums/Teiches, bei Störungen/Reingung des Filters oder bei einem Austausch des Bodens (Kiesbodens; im Sand findet keine Nitrifikation in relevanter Menge statt) kann es zum gefährlichen Nitritpeak kommen. Beachten Sie daher auch die Seite Das "Einfahren" in diesem Kapitel Haltung.
Zwar kann Carassius auratus auch hinsichtlich Nitrit einiges aushalten (ich habe schon einen jungen Goldfisch erlebt, der bei 0,8 mg/l lediglich etwas unlustig erschien …), aber man muß die Fische ja nicht nachlässigerweise gefährden oder schädigen.

Zu Problemen kommt es manchmal in (oft kleinen und überbesetzten) Aquarien, deren Filter entweder nicht ausreichend dimensioniert ist und/oder zu oft gereinigt wird und daher mit der anfallenden Menge an Ammonium und Nitrit nicht fertig wird. Es wird nicht in ausreichendem Maße Nitrit zu Nitat umgebaut, und die Nitritkonzentration liegt dauerhaft zu hoch. Sie liegt aber auf einem niedrigen Niveau zu hoch, so daß einerseits die Fische chronisch geschwächt sind und unspezifische Krankheitsbilder aufweisen, und andererseits viele übliche aquaristische Wassertests versagen:
Die untere Nachweisgrenze fast aller NO2-Tests liegt leider bei 0,3 mg/l. Dabei ist dauerhaft aber bereits eine Konzentrationen von 0,2 mg/l schädlich. Achten Sie also auf einen Test, der auch unterhalb 0,3 mg/l noch mißt.

Nitrat NO3

maximal 50 mg/l, optimal weniger als 25 mg/l

Nitrat, in den meisten Aquarien Endprodukt der Stoffwechselkette Ammonium/Ammoniak ↔ Nitrit ↔ Nitrat, ist eine vergleichweise harmlose Stickstoffverbindung. Sie wird von vielen Pflanzen als Nährstoff aufgenommen und ist bis zu einer Konzentration von ca. 30 mg/l für Goldfische völlig ungefährlich. Höhere Konzentrationen sollten vermieden werden. Zwar ist noch umstritten, ob Nitrat die Fische in ihrer Gesundheit beeinträchtigt, aber zu hohe Konzentrationen sind eindeutig unnatürlich; sie sind jahrmillionenlang in den meisten natürlichen Gewässern nicht vorgekommen (vgl. nächste Seite Aquarienökologie und Beckenhygiene). Außerdem zeigt eine zu hohe NO3-Konzen­tration, daß das Wasser organisch belastet ist. Auch einige andere Stoffe, die man als Aquarianer gemeinhin nicht kontrolliert, können sich angesammelt haben. Möglicherweise wirkt Nitrat als Hemmstoff auf das Wachstum der Goldfische.

Abhilfe bei zu hohen NO3-Werten schaffen regelmäßige Wasserwechsel mit nitratärmerem Wasser (eine Rechenaufgabe …), eine gute Mikrobenzusammensetzung im Mulm und viele Pflanzen bei sparsamem Besatz. Es gibt (allerdings nicht im Handel sondern als Selbstbau) spezielle Nitratfilter, in denen gezielt denitrifizierende Bakterien tätig werden. Sie wirken jedoch erst bei einer Mindestbelastung mit Nitrat, die ich bereits als zu hoch empfinde.
Dauerhaft hohe NO3-Konzentrationen sind meist ein Zeichen für Überbesatz und/oder mangelhafte Wasserpflege (dazu zähle ich nicht nur Wasserwechsel, sondern auch eine funktionierende Mikrobiologie im Aquarium).

Kohlendioxid CO2

maximal 30 mg/l, optimal weniger als 20 mg/l

Kohlendioxid (CO2) war in früheren Zeiten der Schrecken der Aquarianer: Überbesatz und mangelhaftes Pflanzen­wachstum sorgten für einen hohen Kohlendioxid-Gehalt, der mit Hilfe von Durchlüfterpumpen beseitigt werden mußte.
CO2 ist ein von Tieren mit der Ausatemluft oder über Haut und Kiemen abgegebenes Stoffwechselprodukt; auch Pflanzen geben CO2 ab (nehmen aber tagsüber viel mehr auf). Es ist nicht direkt giftig, verdrängt aber in der atmosphärischen Atemluft den Sauerstoff (O2) und sammelt sich am Boden. Dieses Problem entfällt im Wasser, wo gleichermaßen O2 und CO2 gelöst sein können. Wie jedoch im Kapitel Biologie auf der Seite Atmung dargestellt wird, erfolgt der Gasaustausch an den Kiemen durch Diffusion abhängig vom Konzentrations­unterschied. Ist nun im Wasser zuviel CO2 enthalten, kann das CO2 im Blut nicht mehr ausreichend abgeatmet werden. Das führt nicht nur zu Problemen bei der Aufnahme von Sauerstoff sondern auch zu einer Übersäuerung des Blutes (respiratorische Acidose).
Kohlendioxidvergiftungen und Sauerstoffmangel sind bei vernünftiger Besatzdichte und bepflanzten und beleuchteten Aquarien kein Problem mehr. Da jedoch die beleuchteten Pflanzen viel CO2 verbrauchen, wird oft CO2 als Dünger und pH-Regulator zugeführt. Hier stellt sich jetzt die Frage nach der geeigneten Konzentration:
Krause (2004 und 1995) empfiehlt im Interesse der Pflanzen einen Gehalt von nicht unter 10 mg/l und im Interesse der Fische nicht über 60 mg/l. Er führt Tests an, nach denen von Fischen Werte weit über 100 mg/l vertragen werden, und daß man bei Guppys bei 800 mg/l die Versuche ohne erkennbares Unwohlsein abgebrochen habe. Ich vermute sehr, daß dies keine Langzeitversuche waren, und daß deutlich erhöhte CO2-Konzentrationen die Lebensdauer der Fische stark herab setzen können. Krauses Empfehlung eines Wertes zwischen 10 und 60 mg/l ist selten; fast alle Autoren und auch die Hersteller von CO2-Anlagen empfehlen 20 mg/l als obere Grenze. Eindeutige wissenschaftliche Ergebnisse zu einer empfehlenswerten Obergrenze gibt es meines Wissens nach jedoch noch nicht.
Ich selbst habe schon viele Monate Goldfische ohne Schaden bei 60 mg/l gehalten; empfehle dies jedoch aus den oben angeführten Überlegungen nicht (und praktiziere es auch nicht mehr). Karauschen sind generell wesentlich CO2-toleranter als einige andere Fische; ich nehme jetzt also etwas willkürlich eine obere Grenze für dauerhaft gute Haltung bei 30 mg/l in meine Empfehlungen auf.

Probleme mit hohen Kohlendioxid-Werten in früheren Zeiten waren immer eine Kombination mit gleichzeitig erniedrigten Sauerstoff-Werten. Ist genug O2 vorhanden, sind erhöhte CO2-Werte kein so gravierendes Problem. Das gefürchtete Herbststerben in aquaristischer Frühzeit (bedingt durch aufgrund von Lichtmangel absterbende Pflanzen) war nicht allein auf zuviel CO2 sondern auch auf zu wenig O2 zurückzuführen.

CO2-Anlagen, die auf dem Prinzip der Hefegärung basieren, sind schwer regelbar; hier ist erhöhte Wachsamkeit angebracht.

Sind die Carbonathärte und der pH eines Wassers bekannt, kann man daraus den CO2-Gehalt errechnen oder tabellarisch ablesen. Hier noch einmal der Verweis auf das -> Berechnungstool auf Aquaristik ohne Geheimnisse.

Meßverfahren und Analysenwerte

Die Temperatur mißt man (wer hätte das gedacht …) mittels eines Thermometers aus dem Aquaristikzubehör. Ich bevorzuge nach wie vor die klassischen Flüssigkeits­thermometer; ob Sie nun ein schwimmendes, ein mittels Gummisauger an der Wand anzubringendes oder eines der seltenen Steckthermometer erstehen, ist ohne großen Belang. Beachten Sie lediglich, daß das Wasser in Bodennähe kälter sein kann als an der Oberfläche.
Legen Sie beim Kauf Wert darauf, daß das Thermometer die selbe Temperatur anzeigt wie möglichst viele andere. So gewährleisten Sie, keinen Abweichler in der Anzeigegenauigkeit zu erwischen.

Alle chemischen Werte mißt man mit entsprechenden Tests. Es gibt im Zoohandel sehr preisgünstige Teststreifen, die man ins Wasser tunkt, und die dann oft mehrere Größen bestimmen. Sie sind ihr Geld nicht wert. Es handelt sich um halbquantitative Testverfahren, die für die in der Aquaristik erforderliche Genauigkeit absolut unbrauchbar sind. Nicht kaufen!
Leider deutlich teurer sind Tropfentests, bei denen man mit Hilfe kleiner Tropffläschchen und eines kleinen Reagensgefäßes (Küvette) eine kleine Menge Wasser testet; eine Anleitung befindet sich bei diesen Testsets dabei. Diese Testverfahren sind bei richtiger Handhabe deutlich genauer und zuverlässiger.
Beide Verfahren (Streifen/Stäbchen und Tropfen) sind sogenannte colorimetrische Meßverfahren, bei denen ein Vergleich mit einer Farbtafel den gemessenen Wert ergibt. Profis können das colorimetrische Meßverfahren mit einem teuren elektrischen Photometer auf die Spitze treiben oder für den pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit Meßelektroden verwenden. Die erzielte Genauigkeit (wiederum richtige Handhabe vorausgesetzt) ist sehr hoch; für den „normalen Goldfischhalter“ übertrieben und nicht erforderlich.
Ich empfehle dringend Tropfentests; suchen Sie sich einen Hersteller aus, dessen Farben Sie gut erkennen können. Für den Nitrittest empfehle ich ausnahmsweise einen konkreten Hersteller: Der Tropfentest der Firma JBL ist der einzige mir bekannte aquaristische Test mit ausreichender Genauigkeit, der auch unterhalb 0,3 mg/l noch mißt — eine erforderliche Genauigkeit, die bei allen anderen mir bekannten aquaristischen Tests (ein Labortest sprengt die Hobbykasse) nicht gegeben ist. Die Grenze von 0,3 mg/l der anderen Hersteller ist m. E. unverantwortlich hoch.
Die Messung von Ammonium/Ammoniak ist nur in Sonderfällen erforderlich.

Wie gelangt man nun an Analysenwerte des Wasserwerkes?
Die Wasserversorger sind verpflichtet, die Werte bekanntzugeben. Falls Sie sie nicht im Internet finden (wenn Sie ihren Wohnort und das Stichwort „Trinkwasser“ in eine der üblichen Suchmaschinen eingeben, gelangen Sie ja evtl. schon zum Ziel), genügt meist ein freundlicher Anruf beim Wasserwerk, und man sendet Ihnen die Daten zu. In der -> Wasserdatenbank der Firma Dennerle finden Sie evtl. auch schon die Wasserwerte Ihres Wohnortes. (Diese Datenbak lebt von den Benutzern; falls Ihr Wohnort dort noch nicht enthalten ist, besorgen Sie sich doch die Werte und stellen Sie sie anderen zur Verfügung.)

Sinnvoll sind die Werte des Wasserversorgers hauptsächlich für GH, KH und Leitwert. Den Nitratgehalt sollten Sie auch kennen, um die Wirksamkeit des Wasserwechsels hinsichtlich Nitrat (dessen Wert im Aquarienwasser wohl sehr vom Leitungswasser abweichen wird) beurteilen zu können. Nitritgehalt des Trinkwassers ist immer verschwindend gering; wohingegen sich im Aquarienwasser anfangs gefährlich hohe Werte befinden können. Oft überbewertet wird der pH-Wert des Leitungswassers. Er ist beinahe immer leicht basisch (s. o.); hier ist der Wert im Aquarium entscheidend.


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http://goldfische.carassius-auratus.info/wasserwerte.htm
http://goldfische.kaltwasseraquaristik.de/wasserwerte.htm

Letzte Überarbeitung: 30.05.2003/26.06.2006
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