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Fragen zu Goldfischen

  Hans: Wo hat denn unser Goldfisch eigentlich seine Ohren, Papa?
  Dr. E.: O,  das wird dir schon einer deiner gelehrten Brüder ausein­ander­setzen können.

(Kraepelin, 1921)

Einige häufige Fragen sind bereits im Text auf verschiedenen Seiten dieser Website beantwortet. Für viele Fragen habe ich bisher aber noch keinen Text erarbeitet, in dessen Zusammenhang sie geklärt werden können; manchmal lassen sich einige Fragen auch nicht in einen umfangreicheren Text integrieren. Daher lohnt sich ein Blick auf diese Fragensammlung, die eigentlich einen direkten Bezug zum derzeit arg vernachlässigten Kapitel Biologie hat.

Übersicht:




 

?  Wie alt werden Goldfische?
 

!Das üblicherweise von Goldfischen erreichte Alter liegt bei etwa ein bis anderthalb Jahren: Als Einsommer­fische werden sie im Handel angeboten, in der Obhut ihrer „Pfleger“ überleben sie dann noch weitere sechs Monate … 

Grundsätzlich werden Goldfische relativ alt. Der Einfache (Normale) Goldfisch erreicht ein Alter von ungefähr fünfundzwanzig Jahren; vierzig Jahre sind als Höchstalter in Europa mehrfach verbürgt, chinesische Liebhaber berichten sogar von fünfzigjährigen Goldfischen, was jedoch nicht nachgewiesen ist.
Man sollte sich aber nicht an solchen Rekordhaltern orientieren: Auch wenn immer wieder Menschen deutlich älter als hundert Jahre werden, ist dies nicht die Regel.

Die Angabe einer Lebensdauer für Goldfische gestaltet sich aus verschiedenen Gründen schwierig:

Manche Autoren (z. B. Pénzes & Tölg, 1993) schreiben gar von nur ca. sieben Jahren, und viele Goldfischhalter schaffen es nicht einmal, ihre Tiere älter als fünf Jahre werden zu lassen. Sieht man sich die Haltungsempfehlungen solcher Autoren an, dann gibt es dort einiges zu kritisieren (Goldfischgläser u. ä.). Die geringe Lebensdauer, die viele Goldfische erreichen, kann man also oft auf schlechte Haltungsbedingungen zurückführen. Auch durch schlechte Zucht- und Aufzuchtbedingungen sowie ungünstige Umstände beim Import dauerhaft geschädigte Fische haben eine kürzere Lebenserwartung.

Vor allem in Diskussionen unter Aquarianern werden bisweilen „beste Bedingungen“ für das Erreichen eines hohen Alters bei Fischen verantwortlich gemacht.
Was sind „beste Bedingungen“? Die bekannten Rekordhalter (Tish und Goldie; s. Allerlei:  Berühmte Goldfische) lebten durchaus nicht unter Bedingungen, die man mit etwas Fachkenntnis als artgerecht bezeichnen kann. Hier wirkten sich außer einer guten genetischen Veranlagung wohl auch andere Faktoren aus: sparsame Fütterung und die Vermeidung jeglicher Aktivitäten, die eine Erschöpfung der Reserven des Fisches verursachen. Killi-Züchter berichteten in einem Forum, daß regelmäßig diejenigen Fische, die zur Zucht verwendet werden, früher sterben als isoliert gehaltene Tiere, die nicht dem Streß und der Verausgabung während der Reproduktion ausgesetzt waren. Man kann also feststellen, daß gerade auch nicht natürliche Bedingungen die Lebensdauer erhöhen können. Zootiere werden normalerweise (unabhängig von Krankheiten und Freßfeinden) auch älter als ihre wildlebenden Artgenossen.

Die erwähnten 25 Jahre sind unter Berücksichtigung dieser Aspekte m. E. eine realistische Alterserwartung für Goldfische. U. U. sind einige Jahre mehr möglich.
Hochzuchtformen werden meistens nicht so alt (darin unterscheiden sie sich nicht von reinrassigen Formen anderer domestizierter Tierarten), die gängigen Angaben gehen von zehn bis fünfzehn Jahren aus. Eine deutliche Unterschreitung von zehn Jahren deutet aber in meinen Augen auf unzulängliche Bedingungen und/oder schlechte Veranlagung der Fische hin.

Zwei Normale Goldfische, die ich als Kind unter ungünstigen, später als Jugendlicher dann unter schrittweise verbesserten Bedingungen in einem viel zu kleinen Becken hielt, wurden zwölf Jahre alt; einer davon starb an einem Bauchtumor. Von meinen jetzigen Goldfischen ist der älteste nun fast vierzehn Jahre alt.

?  Woran erkennt man das Alter
  von Goldfischen?

!Weder Farbe noch Größe der Fische erlauben einen sicheren Rückschluß auf das Alter. Die einzig sichere Altersbestimmug ist die mikro­skopische Untersuchung von Schuppen, die ähnlich den Jahres­ringen der Bäume konzentrische Linien auf­weisen, deren Anzahl dem Lebensalter entspricht. Der Mechanismus ist vergleichbar: Im kühleren und nahrungsärmeren Winter findet geringeres Wachstum statt als im Sommer. Aus diesem Grund ist die Bestimmung des Alters anhand der Schuppen bei Aquarienfischen, die meist unter konstanten Bedingungen leben, schwieriger. Da einzelne Schuppen bei Verlust nachwachsen, bedarf es auch der Untersuchung mehrerer Schuppen.

?  Wie groß werden Goldfische?
 

!Die erreichbare Größe von Goldfischen liegt im Aquarium bei entsprechenden Bedingungen bei ca. 30 cm. Das gilt auch für relativ kleine Aquarien; ich habe selbst schon Goldfische gesehen, die in einem 200-l-Aquarium 28 und 32 cm erreichten! Im Gartenteich sind in Mitteleuropa bis zu 35 cm nicht selten. In Indonesien werden als Speisefische gehaltene Goldfische über 40 cm groß (Ott & Dettmers, 2004); amerikanische Literatur gibt als erreichbare Größe 16 bis 20 Inch (40 bis über 50 cm) an (Innes, 1917, Mertlich, 1988 u. a.).

Im Aquarium werden Goldfische bisweilen nur 12 bis 15 cm lang; die Ursachen dafür sind vielfältig. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß Fische sich in ihrem Wachstum der Beckengröße anpassen (und in einem kleinen Becken klein bleiben, nur weil das Becken klein ist)! Kein Fisch entschließt sich, es -> Oskar Matzerath nachzutun und das Wachstum einzustellen. Versuche der Bundesforschungsanstalt für Fischereiwesen ergaben, daß Karpfen auch in sehr kleinen Bassins sehr groß werden können. Eine Rolle spielen hier allem Anschein nach Hemmstoffe, welche von den Fischen ins Wasser abgeben werden und bei Anreicherung im Wasser das Wachstum verzögern.
Solches Kümmerwachstum wird (besonders in Internet-Diskussionen) von eifrigen Tierschützern ohne Kenntnis der genauen Zusammenhänge bisweilen als ‚krankhaft‘ bezeichnet, was es eindeutig nicht ist. Ob dieses Kümmerwachstum allein den Tatbestand der Tierquälerei erfüllt, bezweifel ich. Daß es meist ein Hinweis auf verbesserungs­würdige Haltungsbedingungen ist (Beckengröße, Futterqualität und -quantität, Wasserqualität, Wassertemperatur, Streß uvm.), stelle ich außer Zweifel, möchte da aber nicht zu streng urteilen. Klein­bleibende Goldfische erinnern mich an Steinkarauschen (vgl. Biologie I:  Beschreibung Goldfisch und naher Verwandter).

Generell kleinbleibende Goldfischzuchtformen gibt es nicht! Manche Zoohändler behaupten gegenüber unkundigen Käufern, daß bestimmte „Schleierschwänze“ eine kleinbleibende Art seien; sogar von dem Verkaufsangebot angeblicher Zwerggoldfische wurde in Foren schon berichtet! Solche Aussagen sind kundenverdummender Unsinn  basieren auf Unkenntnis der Verkäufer. Gerade einige Schleierzuchtformen (wie z. B. Orandas und Ryukins) werden sehr groß. Kleinbleibende „Rassen“ gibt es nicht. Lediglich einige in Europa kaum zu erhaltene Hochzuchtstämme sind aufgrund starker Inzucht relativ kleinbleibend.

Fische wachsen ihr Leben lang, allerdings unterschiedlich schnell: In der Jugend sehr schnell, im Alter meist so langsam, daß es kaum zu bemerken ist.
Ein Goldfisch, der jahrelang unter wachstumshemmenden Bedingungen lebte, wird in einem sehr großen Becken oder Teich wahrscheinlich nicht auf einmal zu voller Größe heranwachsen. Eigene Beobachtungen in dieser Hinsicht zeigen, daß sechs Jahre alte Tiere, die zuvor nicht mehr sichtbar gewachsen waren, nach Umquartierung ein zwar deutlich erkennbares, aber weiterhin langsames Wachstum aufweisen.

?  Wann sind Goldfische ausgewachsen?
 

!Wie in der vorangehenden Frage erwähnt, wachsen Fische — anders als Säugetiere — ihr Leben lang. Außerdem wird bei Fischen das Wachstum von deutlich mehr Faktoren beeinflußt als bei Säugetieren. Während Fische unter Bedingungen, die ihrem natürlichen Leben gleichkommen, meist innerhalb einer gewissen (artabhängigen) Zeit ihre „Endgröße“ erreicht haben, ab der das Wachstum stark verlangsamt und kaum meßbar stattfindet, können sich bei Teich- und besonders bei Aquarienfischen verschiedene Bedingungen wachstumshemmend oder -verzögernd aus­wirken.
Dies ist bei der Gattung Carassius besonders ausgeprägt (vgl. auch die Hinweise zur Steinkarausche unter Biologie I: Beschreibung Goldfisch und naher Verwandter). Viele altgewordene Aquarien­goldfische maßen auch im Alter von 20 und mehr Jahren nur 10 bis 15 cm, während einige Teichbewohner im Laufe von drei bis fünf Jahren 25 bis über 30 cm erreichen können. Kleingebliebene Fische können bei geänderten Bedingungen u. U. auch im Alter von mehreren Jahren noch deutlich erkennbar an Größe zunehmen. Manchmal tun sie das auch nicht. Eigene Erfahrungen weisen derzeit darauf hin, daß das Futterangebot während einer bestimmten frühen Phase des Wachstums sehr wichtig ist. Entsprechenden Mangel in dieser Zeit kann ein älterer Goldfisch auch unter besten Bedingungen später nicht wieder aufholen. Dies scheint mir auf sehr viele im Handel erhältliche Fische zuzutreffen.
Man kann also weder eine zeitliche noch eine größenbezogene Aussage treffen, wann ein Goldfisch ausgewachsen ist. Die erreichbare Größe liegt bei ca. 30 cm (s. o.); aber ob und wann er diese Größe erreicht, ist individuell verschieden.

?  Wie viele Goldfischarten gibt es?
 

!Nur eine: Carassius auratus ist die einzige Art.
Von dieser Art gibt es allerdings viele Zuchtformen; und die Antwort auf die Frage, wieviele Zuchtformen (mitunter auch Varietäten, „Spielarten“ oder fälschlicherweise „Rassen“ genannt) es gibt, ist nicht zu beantworten.
Die -> Federation of British Aquatic Societies (FBAS) hat 17 Standards festgelegt. Es existieren aber weitaus mehr Zuchtformen, und durch Kreuzungen und neue Merkmale gibt es eine unüberschaubare Anzahl an Zwischenformen. In China soll es 300 bis 450 verschiedene Formen geben.
Mehr zu dem Thema im Kapitel Zuchtformen.

?  Warum verfärbt sich mein Goldfisch?
 

!Die Farbpigmente der Goldfische liegen in unterschiedlichen Hautschichten und verändern sich je nach Züchtung/Mutation und Alter. Beim Schlupf sind die jungen Larven zunächst transparent bis dunkelgraugrün, was der Färbung der Wildform entspricht. Die Jungfische entwickeln dann normalerweise (nicht immer) sehr bald ihre tarnende schwarze Jugendfärbung. Diese sich in den äußeren Schichten befindenden Pigmente werden am Bauch beginnend abgebaut, und die darunter liegende rote Pigmentschicht wird sichtbar. Zuletzt sind noch der Rücken und die Flossen schwarz. Anstelle des allmählichen Verschwindens der schwarzen Färbung Richtung Rücken kann es auch vorkommen, daß der ganze Fisch erst bronzefarben und dann rot wird. Fehlt die rote Pigmentschicht ganz oder stellenweise (bei teilweiser Abwesenheit vermehrt an der Unterseite), so erscheint der Fisch weiß. Ein weißer oder rot-weißer (Sarasa) Goldfisch ist dies i. d. R. also direkt nach der jugendlichen Umfärbung: rote und weiße Schicht werden gleichzeitig sichtbar.
Diese Verhältnisse treffen nicht auf die buntgefleckten Kaliko-Färbungen (z. B. Shubunkin) zu; diese sind von Anfang an (wenn auch anfangs nur schwach und blaß) ausgeprägt.

Goldfische können ausbleichen, so wird es ab und zu von alten Fischen berichtet; neuerdings vermehrt auch von jungen Fischen. Während ersteres eine Vergreisungserscheinung ist, ist letzteres wohl eher auf nicht sorgfältige Zucht zurückzuführen: es setzen sich in den Zuchtstämmen offensichtlich mehr und mehr Tiere durch, die eine nur geringe „Farbstabilität“ vererben. Es kann also völlig normal sein, wenn sich ein Goldfisch entfärbt oder weiß färbt. Besonders bei den kalikofarbenen Varietäten (Shubunkin u. a.) kommt dies häufig vor.

Bei Shubunkins und anderen Kalikos kann sich bei Freilandaufenthalt (im Teich) die blaue/schwarze Färbung verstärken. Dies könnte auf den Einfluß der UV-Strahlung zurückzuführen sein; genaue Informationen über die Hintergründe habe ich derzeit noch nicht.
Außerdem können einige Goldfische im Laufe ihres Lebens spontan(?) die Farbe wechseln. Inwiefern solche Umfärbungen oder Verfärbungen durch Umweltbedingungen ausgelöst werden, ist schwer zu beurteilen. Mir sind einige wenige solcher Berichte bekannt, und es läßt sich kein Muster erkennen.
Weiterhin gibt es noch Fälle, wo eindeutig ungünstige Haltungsbedingungen zu einer Entfärbung führen: die Fische verblassen oder färben sich weiß. Die Anlässe erscheinen oft banal (z. B. Umquartierung vom Teich in ein Aquarium), aber die betreffenden Fische scheinen sich nachvollziehbar nicht wohl zu fühlen. Auch eine streßbedingte partielle Schwarzfärbung ist möglich, sie ist sehr ernst zu nehmen und geht bei Erholung langsam wieder zurück.
Auch nach Hautverletzungen und/oder medikamentösen Behandlungen (die wiederum die Haut angreifen können) sind schwarze Flecken möglich: Diese Schwarzfärbung beruht auf schwarzen Pigmentzellen (Melanophoren) als Antwort auf das vom Körper produzierte Leukin (welches das Zellwachstum anregt). Vergleichbar mit der Schwarzfärbung von Jungfischen ist diese „abheilende Schwarzfärbung“ nicht dauerhaft, sondern wird im Laufe der Zeit auch wieder die normale rote bis weiße Farbe des Fisches annehmen.
Auch Melanosarkome als Ursache schwarzer Flecken sind möglich: eine Art Hautkrebs, bei der sich die Melanophoren übergroß entwickeln und somit zu einer Verfärbung führen. Diese bösartigen Wucherungen enden tödlich, sind aber selten.

?  Mein Goldfisch hat weiße Pünktchen am Körper.
  — Ist er krank?

!In diesem Fall ist eine genaue Beobachtungsgabe gefragt, denn hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Die drei auffällgsten seien hier kurz vorgestellt:
Als (gefährliche) Krankheit kommt die Weißpünktchenkrankheit in Frage, es kann sich aber auch um Laichausschlag handeln. Ziemlich selten ist ein Glochidienbefall.

Die Weißpünktchenkrankheit (vornehm auch Ichthyophthiriasis oder unter Aquarianern kurz „Ichthyo“ genannt) wird von dem Wimpertierchen (Ciliat) Ichthyophthirius multifiliis hervorgerufen. Sie führt zu weißen, grießkornähnlichen Punkten, die über den ganzen Körper verstreut sind: anfangs nur wenige (oft an den Schwanzflossen), später immer mehr. Oft scheuern sich die Fische an Steinen und Pflanzen. In diesem Fall helfen eine Temperatur­erhöhung und die möglichst baldige Zugabe eines malachitgrünoxalat­haltigen Medikaments (alternativ eine Salzkur). Im Hinblick auf sich verbreitende resistente Erreger ist die Umsetzmethode sehr zu empfehlen (u. a. beschrieben auf -> Alternativen zur Chemotherapie bei aquamax). Sehr hilfreiche und fundierte Informationen zu Ichthyo findet man auf Tobias Mösers -> Aquaristik-Seiten. Auch auf Renate Husmanns Seite -> Weiße Pünktchen wirksam ohne Medikamente bekämpfen (Salzkonzentration leider zu niedrig angegeben) sind sinnvolle und hilfreiche Therapiemethoden zu finden.

Der Laichausschlag bildet sich dagegen zur Laichzeit (Frühjahr, Sommer) bei geschlechts­reifen und sich in Paarungsstimmung befindenden männlichen Goldfischen. Die kleinen harten weiß-gelblichen erhabenen Punkte sind ausschließlich auf die Kiemendeckel und deren direkte Umgebung (Kopf, Brustflossen) beschränkt. Oft treibt das betreffende Männchen ein Weibchen durch das Becken. Wer so etwas an seinen Fischen bemerkt, hat hier wenigstens ein eindeutiges (wenn auch vorübergehendes) Geschlechtsmerkmal bei den sonst nur sehr schwer unterscheidbaren Goldfischen entdeckt. Dieser Laichausschlag ist kein Grund zur Sorge.

Die sogenannten Glochidien sind die parasitisch lebenden Larven von Fluß- und Teichmuscheln. Bei der Beurteilung spielt daher auch immer die Herkunft und der Lebensraum der Fische eine Rolle. So werden Glochidien in einem muschellosen Aquarium lediglich dann auftreten können, wenn die Fische aus dem Freiland neu eingesetzt wurden. Sind die weißen Punkte leicht gelblich, bei genauem Hinsehen dreieckig geformt, exakt gleich groß (Ichthyo-Punkte sind leicht variabel in der Größe) und hauptsächlich an den Flossen (sowie — weniger sichtbar — an den Kiemen) lokalisiert, so handelt es sich um Glochidienbefall. Glochidien zeichnen sich auch dadurch aus, daß sie auftreten, ihre Entwicklung durchmachen (je nach Art und Temperatur 14 Tage bis 5 Monate) und dann abfallen. Der Glochidienbefall ist also eine vorübergehende Angelegenheit, von der sich die Fische, wenn sie nicht durch zu viele Muschellarven geschwächt werden, bei guter Konstitution gut erholen. Achten Sie daher auf besonders gute Haltungsbedingungen. Sitzen die Glochidien allerdings massenhaft an den Kiemen, kann es zur Erstickung kommen. Glochidien, die sich einmal am Fisch festgesetzt haben, sind im Fisch-zu-Fisch-Kontakt nicht ansteckend.

?  Warum jagen sich meine Goldfische?
 

!Normalerweise sind Goldfische, abgesehen von gelegentlichem Futterneid, untereinander friedlich. Wenn aber ein, zwei oder drei Fische einen weiteren wild treiben und ihn einzuengen versuchen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um paarungswillige Männchen (Milchner), die ein Weibchen (Rogner) zur Eiablage bewegen wollen. Als „Vorspiel“ können sich auch Milchner gegenseitig jagen. Man kann dann auch die Männchen sehr gut am Laichausschlag (s. vorige Frage) erkennen. Wenn das Becken groß genug ist, sollte das auch für ein laichunwilliges Weibchen kein großes Problem sein, so daß eigentlich kein Grund zur Besorgnis besteht. Allerdings sollte ein angemessenes Geschlechter­verhältnis bestehen: zehn Männchen auf ein Weibchen — das könnte übel enden. Leichter Männchen-Überschuß ist nach meinen Erfahrungen kein Problem.

Die recht wilden Laichspiele der Goldfische stehen in einem großen Widerspruch zu ihrem sonstigen Verhalten und können einen durchaus erschrecken. Es geht oft so lebhaft zu, daß es den Anschein hat, die Rogner würden aus dem Waser geschubst. (Es ist durchaus möglich, daß allzu bedrängte Rogner aus dem Wasser zu springen versuchen!)
Diese „Hast“ während des Laichaktes ist nötig, weil Goldfischeier kurz nach dem Ablaichen absterben, wenn sie nicht befruchtet werden.

Goldfischhalter berichten bisweilen, daß neu eingesetzte Goldfische von den alteingesessenen gejagt werden. Möglicherweise hat beim Umsetzen der Kescher die Schleimhaut irritiert, die nun rauher ist und somit der etwas rauheren Haut eines laichbereiten Rogners ähnelt. Dadurch kann dieser Fisch, der eigentlich eine schwache Verletzung aufweist, paarungswillige Milchner anlocken, die ihn dann ungestüm jagen.

?  Woran kann man Männchen und Weibchen
  unterscheiden?

!Die Geschlechtsunterscheidung ist bei Goldfischen sehr schwierig.
Am einfachsten ist dies noch während der Laichzeit, wenn die Männchen auf den Kiemendeckeln und den Brustflossen ihren Laichausschlag bekommen: kleine weiße erhabene Punkte. (Weibchen entwickeln sehr selten, und dann auch nur schwachen Laichausschlag.) Außerdem treiben die Männchen dann oft die Weibchen, die man dann auch zuordnen kann und oft (nicht zwingend) einen auffallend dicken Bauch haben.

Außerhalb der Laichzeit ist es sehr schwierig, Geschlechtsunterschiede festzustellen. Die Form der Kloake gibt Auskunft, doch muß man dazu die Fische i. d. R. in die Hand nehmen: bei Weibchen ist die Öffnung rund und etwas erhaben (nach außen gewölbt; während der Laichzeit oft deutlich ausgestülpte, aber sehr kurze Legeröhre), bei Männchen ist sie eher oval bis länglich und manchmal eingebuchtet. Außerdem ist der erste Strahl der Afterflosse bei Weibchen etwas verdickt.
Ein eher statistisches Merkmal ist die etwas fülligere Körperform weiblicher Goldfische; hier spielen wohl auch innerhalb einer Zuchtform Alter, Größe und Fütterungszustand der Tiere eine zu große Rolle, als daß dieses Merkmal zur Geschlechtsunterscheidung herangezogen werden könnte. Bei einigen Schleierschwanzformen sind im Aufblick die Männchen durchgehend gestreckt, während die Weibchen von oben gesehen einen leicht birnenförmigen Körper haben; der Hinterteil des Rumpfes ist deutlich verdickt. Auch sind bei den Schleierzuchtformen Brust- und Bauchflossen der Männchen deutlich länger als die der Weibchen. Diese Merkmale sind eigentlich nur bei der Sortierung von gleichartigen Jungfischen aus derselben Aufzucht sinnvoll heranzuziehen.
Chinesische Züchter erkennen die Geschlechter auch beim Befühlen der Haut: Die Schuppen der Männchen sollen enger anliegen als die der Weibchen. Außerdem kann man auch außerhalb der Laichzeit bei älteren Männchen, die bereits einmal Laichausschlag hatten, Rückstände davon an den Kiemendeckeln fühlen.

Grundsätzlich gehört zur Geschlechtserkennung außerhalb der Laichzeit ein geübtes Auge; selbst Fachleute mit jahrelanger Erfahrung können sich irren! Sicherheit bringt oft nur die Untersuchung der Afteröffnung mit einer Lupe.

?  Wann schlüpfen die Goldfische
  aus ihren Eiern?

!Fischeier nennt man Laich. Ein einzelnes Laich„korn“ der Goldfische ist ungefähr 0,5 bis 1 mm groß. Der Laich wird vom Rogner (Weibchen) zwischen feinfiedrigen Pflanzen oder künstlichem Laichsubstrat abgelegt und vom Milchner (Männchen) besamt — und im Aquarium meist anschließend gefressen …
Sollten Sie tatsächlich Laich retten können, so schlüpfen aus den befruchteten Eiern (sie sind glasklar; weißliche Eier sind verpilzt) je nach Temperatur nach 2 bis 5 Tagen die Larven. Diese hängen dann bis zu einer Woche herum (an Pflanzen, Scheiben, Boden, Steinen) und zehren ihren Dottersack auf. Erst danach schwimmen sie zur Oberfläche und füllen die Schwimmblase mit Luft und fressen feinstes Futter.
Die Beschaffung geeigneten Futters und dessen häufige Verabreichung sind dann das größte Problem.

?  Warum sind Goldfischbabys
  ganz dunkel?

!Die frischgeschlüpfte Brut ist oft beinahe durchsichtig und nimmt anschließend kurzzeitig die Wildfärbung an. Anschließend verfäben sich (insbesondere im Freiland) die meisten Fischchen mit „metallischen“ Schuppen dunkel schwarzbraun, nicht jedoch die scheinbar „schuppenlosen“ gesprenkelten Kaliko-Formen. Diese dunkle Pigmentierung in den oberen Hautschichten ist eine Tarnfärbung und charakteristisch für junge Goldfische. Sie geht im Laufe der Zeit zurück, und die darunterliegende rotgoldene Farbe wird sichtbar.
Oft haben die im Handel erhältlichen Einsommerfische noch schwarze Rücken und Flossen oder sind am ganzen Körper leicht bronzefarben. Beides sieht sehr hübsch aus, doch im Laufe der Zeit bildet sich die schwarze Pigmentierung mehr und mehr zurück.
Die Umfärbung geht in wärmerem Wasser schneller vor sich. Goldfische, die nach dem Schlupf in kaltem Wasser aufwachsen, bleiben wesentlich länger schwarz. Selbstverständlich gibt es auch große individuelle Unterschiede. Die Umfärbephase kann zwischen sechs Monaten und drei Jahren schwanken!
Vergleichen Sie auch die Frage "Warum verfärbt sich mein Goldfisch?"

?  Können sich Kois und
  Goldfische kreuzen?

!Es kommt in der Praxis zwar selten vor, aber Goldfische und Kois können sich kreuzen.
Karpfenfische sind in dieser Hinsicht sowieso bemerkenswert: Nicht selten laichen Angehörige verschiedener verwandter Arten gemeinsam ab, und es sind mehrere Art- und Gattungsbastarde bekannt (Leonhardt, 1904, Vogt & Hofer, 1909; beide zitiert nach Bohlen, 1996).
Populationen des Giebel Carassius gibelio bestehen am westlichen Rand seines Verbreitungsgebietes ausschließlich aus Weibchen, die sich gynogenetisch fortpflanzen (vgl. Biologie I: Goldfische in der Systematik); dies geschieht dadurch, daß die weiblichen Giebel zusammen mit anderen Cypriniden ablaichen und ihren Laich vom Sperma der Männchen nah verwandter Arten besamen lassen. Dadurch wird die Embryonal­entwicklung angeregt, ohne daß es zu einer Verschmelzung der Zellkerne kommt (es entstehen dabei also keine Kreuzungen).
Von der heimischen Gewöhnlichen Karausche Carassius carassius ist bereits seit 1638 bekannt, daß sie sich mit Karpfen Cyprinus carpio kreuzen kann (Leonhardt, 1904). Bei gemeinsamem Ablaichen kommt es zu einer Verschmelzung der Zellkerne, und die daraus resultierenden „Karpfkarauschen“ sind aufgrund geringer Größe und (angeblich) schlechter schmeckenden Fleisches unbeliebt. Außerdem sind diese Bastarde unfruchtbar. Karpfkarauschen sind daher bei Teichwirten sehr ungern gesehen, und bereits in früheren Zeiten hat man peinlich genau darauf geachtet, daß wertvoller Karpfenbesatz nicht durch Karauschen gefährdet wurde. Mehr Infor­mationen zu Karpfkarauschen findet man bei Rudzinski & Skóra (1963) (zitiert nach Bohlen, 1996) und Skóra (1965).
Bastardisierungen sind auch zwischen Karpfen Cyprinus carpio und Goldfischen/Silberkarauschen Carassius auratus möglich; wissen­schaft­lich beschrieben wurden Kreuzungen zwischen Zierkarpfen (Kois) und Goldfischen z. B. von Taniguchi (1974), Taylor & Mahon (1977), Hume et al. (1983) und Pullan & Smith (1987). Alle genannten Arbeiten beziehen sich auf Tiere, die sich in Seen, Flüssen und Zierteichen ohne menschliches Zutun kreuzten.

Karpfkarauschen wie auch Bastarde aus Karpfen/Kois und Silberkarauschen/Goldfischen haben ein Paar sehr kurze Barteln (anstatt zwei Paar Barteln — davon ein Paar auffallend langer — bei Karpfen bzw. keinen Barteln bei Karauschen). Das ist für den Laien das auffälligste Unterscheidungsmerkmal.

Hinweis: Anstatt des früher in der Zoologie (und auch in der menschlichen Genealogie) lange Zeit üblichen Begriffs des Bastards für Kreuzungen zwischen zwei Arten (bzw. für uneheliche Kinder) bevorzugen viele Autoren heutzutage den ursprünglich aus der Botanik kommenden und „vornehmer“ klingenden Begriff des Hybriden. ‚Bastardisierung‘ und ‚Hybridisierung‘ werden daher heute oft synonym verwendet.

?  Wo haben Goldfische
  ihre Ohren?

!Die Ohren der Fische (nicht nur der Goldfische) sitzen im Körper­inneren: seitlich neben dem Gehirn, hinter den Augen. Dort befinden sich die gleichen Bogengänge des Innenohres, wie sie auch wir Säugetiere haben, allerdings noch keine Schnecke (Cochlea). Bei Fischen ist der Sacculus sehr ausgeprägt und übernimmt akustische Sinnes­funktionen.
Cypriniden (also auch Goldfische) gehören zu den Ostariophysi (vgl. Biologie I: Einordnung in die Systematik), eine Fisch­gruppe, die über sogenannte Weber'sche Knöchelchen verfügt. Dies sind kleine Knochen, welche die Schwimmblase mit dem Innenohr verbinden. Diese Knochen erfüllen dieselbe Aufgabe wie unsere Gehörknochen des Mittel­ohres: mechanische Weiterleitung und Verstärkung des Schalldruckes. Bei Säuge­tieren wird dieser vom Trommel­fell (Grenze zwischen Außen- und Mittel­ohr) aufgenommen und an die Gehör­knöchelchen weitergegeben, bei Fischen von der Schwimmblase. Fische haben kein Außenohr. Die Schallwellen durchdringen das Gewebe und versetzen die Schwimmblase in Schwingung; der Weber'sche Apparat leitet bei den Ostario­physi den Schalldruck an den Sacculus des Innenohres weiter (womit er funktionell dem Mittel­ohr entspricht). Dadurch können Gold­fische sehr gut hören.
Auch mit dem Seitenlinienorgan werden (niederfrequente) Schallwellen wahrgenommen. Entwicklungs­geschichtlich ist das Innen­ohr sogar aus einem in die Tiefe verlagerten Teil des Seiten­linien­systems hervor­gegangen.


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Letzte Überarbeitung dieses Dokuments: 04. April 2009
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